(„Trainwreck“ directed by Judd Apatow, 2015)
Liebe? Beziehung? Gar eine Familie gründen? Nein, damit kann Amy (Amy Schumer) nichts anfangen. Im Gegensatz zu ihrer biederen Vorzeigeschwester Kim (Brie Larson) hält sich die Redakteurin eisern an das Lebensmotto ihres Vaters: Monogamie ist unrealistisch. Damit fährt sie auch ganz gut, bis ihre Chefin Dianna (Tilda Swinton) ihr den Artikel über Sportarzt Aaron (Bill Hader) aufs Auge drückt. Für Amy, die mit Sport außerhalb ihres Bettes so gar nichts anfangen kann, ist der Job eine Strafe. Nur muss sie dabei eben feststellen, dass Aaron irgendwie doch ganz süß ist und sie ihn gerne häufiger sehen würde.
Frauen wollen am Ende doch auch nur das eine, oder? In den USA feiert Amy Schumer große Erfolge damit, auf Bühne und im Fernsehen die eingefahrenen Rollenbilder auf den Kopf zu stellen, auch für das weibliche Geschlecht das Recht auf Selbstverwirklichung und Sex einzufordern. In Deutschland ist die Komödiantin hingegen weniger bekannt, woran auch ihr erster großer Film wohl nichts ändern wird. Daheim lief das von Schumer geschriebene Dating Queen an den Kassen sehr gut, auch die Kritiken waren hervorragend. Wie schon bei Top Five vor einigen Monaten fragt man sich aber auch hier: warum? Denn dafür ist die Liebeskomödie dann doch zu nett, zu bieder und zu einfallslos.
Bemerkenswert ist der Film dann auch eher für die Namen drum herum: Komödienspezialist Judd Apatow (Jungfrau (40), männlich, sucht…) führt Regie, Tilda Swinton und Ezra Miller spielen nach dem abgründigen We Need To Talk About Kevin erneut zusammen, es gibt diverse Gastauftritte von Stars aus Film und Sport. In den meisten Fällen ist das aber eine ziemliche Verschwendung. Swinton als dauergebräunter Eisklotz ist großartig, der Rest bekommt aufgrund der doch sehr begrenzten Rollen wenig zu tun. Das ist dann auch das erste Problem des Films: Die Figuren sind langweilig. Selbst Amy, die sich Schumer dann auf den Leib geschrieben hatte, darf zwar ständig krakeelen, für eine echte Provokation reicht das aber nicht. Denn im Grunde sehnt auch sie sich nach echter Liebe, will es nur nicht zugeben.
Und das ist das zweite Problem: Geschichte und Struktur von Dating Queen sind unglaublich konventionell, wenn nicht gar konservativ. Hier werden bis zum Schluss die Mechanismen der Liebeskomödie bedient, inklusive dem, dass der Protagonist geläutert werden muss, damit er doch die am Ende gar nicht so schlimmen traditionellen Werte anerkennt. Das kann man mögen natürlich, wenn man sich zu Fans des Genres zählt. Für den Rest wird aber nicht ganz klar, warum man nun ausgerechnet diesen Film hier anschauen sollte und nicht einen der vielen anderen Vertreter, die nicht wirklich etwas anderes machen. Da ruhte sich Schumer doch zu sehr darauf aus, einfach die Vorzeichen umzudrehen, hier aus dem archetypischen bindungsunfähigen Schwerenöter eine Frau zu machen. Doch das allein ist als Aufhänger für einen ganzen Film etwas wenig, vor allem einen, der meint, mehr als zwei Stunden lang sein zu müssen.
Immerhin ist Dating Queen meistens leidlich witzig. Die Gags mögen nicht neu sein, auch die Abwechslung ist nicht allzu hoch, Schumer beschränkt sich auf recht plumpe Kalauer. Vieles funktioniert aber zumindest. Wer also eine nett-anspruchslose Komödie braucht, vielleicht auch ein bisschen von der großen Liebe träumen mag, darf den Gang ins Kino antreten. Ärgern muss sich jedoch keiner, der den Film im Kino verpasst.
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