Eiskoenigin

Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

(„Frozen“ directed by Chris Buck, Jennifer Lee, 2013)

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EiskoeniginAm Anfang war es für die kleine Prinzessin Elsa nur ein lustiger Zeitvertreib, Dinge einzufrieren oder auch Eis nach ihrem Willen zu formen – bis zu jenem Tag, als sie die Kontrolle verliert und ausgerechnet ihre kleine Schwester Anna beinahe tötet. Nie wieder wollte sie ihre Zauberkräfte einsetzen, das hat sie sich seinerzeit geschworen, auch den Kontakt zu Anna brach sie damals ab. Doch als sie zur Königin gekrönt wird, kommt es zu einem erneuten Zwischenfall und unwillentlich stürzt Elsa das Land in einen ewigen Winter. Zurückgezogen lebt sie nun in einem Eispalast, ohne Kontakt zu den Menschen. Anna jedoch will nicht tatenlos zusehen und begibt sich auf die gefährliche Reise zum Palast, um gemeinsam mit einigen Mitstreitern das Land von seinem Fluch zu befreien und ihre Schwester zurückzuholen.

Verkehrte Welt: Während Disney ein Märchen nach dem anderen als Realfilm umsetzt, war die Animationssparte diesbezüglich in den letzten Jahren vergleichsweise dünn besetzt – und das obwohl man dort mit Schneewittchen und die sieben Zwerge einst Pionierarbeit leistete. 2013 war es dann endlich mal wieder so weit, mit Die Eiskönigin – Völlig unverfroren eroberte die Verfilmung eines Märchens von Hans Christian Andersen die Herzen von Jung und Alt. Aber was für eine schwere Geburt war es gewesen, seit den 30ern wurde immer mal wieder mit einer Adaption geliebäugelt, gerade auch nach dem enormen Erfolg der Andersen-Umsetzung Arielle, die Meerjungfrau. Doch immer wieder scheiterten die Drehbuchautoren daran, die im Original eher düstere Geschichte zu adaptieren. Die Lösung? Man tat es nicht wirklich, Die Eiskönigin hat kaum mehr etwas mit der Sammlung des dänischen Autors gemeinsam.

Ohnehin ist die Geschichte nicht unbedingt der größte Anlass, sich den Animationsfilm anzusehen, denn abgesehen von dem fantasievollen Drumherum und einem etwas überraschenden Twist zum Ende hin ist Die Eiskönigin schon sehr formelhaft und zu sehr darauf bedacht, kein Risiko einzugehen. Bei vielem hier hat man daher den Eindruck, dass doch irgendwie alles schon einmal gesehen zu haben, einschließlich diverser Figuren, die da so rumlaufen. Das trifft vor allem auf den Mittelteil zu, wo die kümmerlichen Überreste des Märchens völlig beiseite geschoben werden und man mit Höchsttempo in den Komödienbereich hineinbrettert.

Aber das Konzept geht auf, man orientiert sich so deutlich an den hauseigenen Klassikern, dass das Ergebnis auch als Best of durchgehen würde – wenig ambitioniert, aber sehr unterhaltsam: Es gibt viele witzige Momente, ein bisschen Spannung, eine starke Heldin, die auch als Vorbild und Identifikationsfigur für Mädchen taugt. Zudem avanciert Sidekick Olaf, ein freundlicher, enthusiastischer, wenn auch etwas naiver Schneemann. schon im Vorfeld dank eines Teasers zum eigentlichen Star der Geschichte.

Visuell ist das Ganze, wie man es von Disney gewohnt ist, ohnehin im Referenzbereich. Vor allem die Schnee- und Eisdarstellung ist eine Klasse für sich, aber auch die Gestaltung des Schlosses und der Kostüme dienen zukünftigen Filmen als Blaupause. Nur der typische Plastik-Look, der eng mit computergenerierten Animationsfilmen verbunden ist, den konnte man auch hier nicht vermeiden, was im Zusammenspiel mit den traditionellen Bauten etwas unschön ist. Potenzial für Verbesserung hätte es also gegeben, inhaltlich, optisch, aber auch im musikalischen Bereich – neben sehr eingängigen Liedern gibt es hier auch viel Füllmaterial, an das man sich nachher kaum mehr erinnert. Ob Die Eiskönigin deshalb wirklich verdient zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten wurde, darüber darf man sich daher streiten, da gab es intern wie extern viele, die mehr Individualität bewiesen. Wer diese aber nicht unbedingt braucht, sieht einen noch immer sehr guten Vertreter, der sich erhobenen Hauptes in das reiche Gesamtwerk des Mäusekonzerns einreihen kann und gerade auch für ein etwas jüngeres Publikum eine Menge zu bieten hat.



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Der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten ist ein klassischer Disney, wie er im Buche steht. Es fehlt ihm zwar irgendwo die Besonderheit, Geschichte und Lieder sind teilweise sehr austauschbar. Dafür bietet „Die Eiskönigin“ Unterhaltung auf hohem Niveau und eine zum Teil referenzwürdige visuelle Gestaltung.
8
von 10