(„Full Metal Panic!“ directed by Koichi Chigira, 2002)
Sieht man einmal von den blauen Haaren ab, man könnte Kaname für eine von vielen Teenagerinnen halten. Und doch ist das Schulmädchen heiß begehrt – von verschiedenen militärischen Organisationen. Warum, das weiß Sousuke Sagara auch nicht so genau, aber was ein guter Soldat ist, der nimmt Aufträge an, ohne sie groß zu hinterfragen. Und so schleust er sich undercover an Kanames Schule ein, um so ein Auge auf sie zu haben und vor potenziellen Entführern zu schützen. Das sorgt nicht nur bei seinen neuen Mitschülern für Irritationen, die seine seltsamen Ausführungen zu Waffen und Kriegstechnik nicht so wirklich zuordnen können, sondern vor allem auch bei seinem Schützling selbst – hält die Sousuke doch bald für einen perversen Stalker.
Wer sich hierzulande in den letzten Monaten die Nachrichten angeschaut hat, könnte leicht den Eindruck gewinnen, der Kalte Krieg habe nie ein Ende gefunden. Aber auch Shōji Gatō schien bei seiner ab 1998 erschienenen Light-Novel-Reihe ganz gerne an die Zeit zurückzudenken, als Gegner sich noch an Ländergrenzen festmachen ließen, und köchelte in seiner Alternativweltgeschichte längst überwinden geglaubte Konflikte eifrig weiter. Doch so richtig ernst wollte das der japanische Autor, der auch die Vorlage für Amagi Brilliant Park lieferte, wohl nicht nehmen. Und das gilt dann auch für die auf seiner Geschichte basierende Fernsehserie, die 2002 entstand. Tatsächlich gleicht Full Metal Panic! eher einem japanischen Animegemischtwarenladen: Es gibt Mechas, eine riesige Verschwörung, geheimnisvolle Kräfte, etwas albernen Humor, Teenagerschwärmereien und sogar den einen oder anderen Panty Shot.
Die Umsetzung des Stoffes ist Regisseur Koichi Chigira (Last Exile, Brave Story) dabei relativ gut gelungen, gerade durch den ständigen Wechsel in Ton und Inhalt ist die Abwechslung recht hoch, Spannung und Komik halten sich in etwa die Waage. Nicht jeder Lacher sitzt, aber zumindest, wenn Waffennarr Sousuke an der Schule ein bisschen zu leidenschaftlich von seinem Metier berichtet, ist das immer ein Grund zum Schmunzeln. In der zweiten Hälfte der 24 Folgen umfassenden Serie wird der zwischenzeitlich fast vergessene Kampf wieder stärker thematisiert, es wird ungewohnt dramatisch, Full Metal Panic! bombardiert einen mit den obligatorischen tragischen Schicksalen, die aber so überzogen und gleichzeitig klischeehaft sind, dass sie wohl nur bei Anime-Hardcorefans eine Wirkung zeigen. Überhaupt sollte man sich die einzelnen Bestandteile nicht genauer anschauen, dafür sind sie dann doch zu gewöhnlich und altbacken – die Mischung macht’s.
Auch die visuelle Gestaltung gibt wenig Gründe, genauer hinzuschauen, da man an der Stelle ebenfalls mehrere Elemente verwurstete, die nicht ganz so zusammenpassen wollten. Wie bei vielen Produktionen von Gonzo (Trinity Blood, Speed Grapher) aus der Zeit werden hier gezeichnete Bilder mit unansehnlichen aus dem Rechner kombiniert, wobei Letztere in der zweiten Hälfte glücklicherweise weniger werden. Auch die Animationen dürften ein ganzes Stück flüssiger sein. Nicht nur an dieser Stelle entpuppt sich der solide Genre-Mix als Massenprodukt ohne große Ambitionen oder Stärken, was die Charakter-Designs abgeht, ist Full Metal Panic! sogar richtig schwach. Um nicht zu sagen hässlich. Fans hatte die Serie aber auch so genug, weshalb im Anschluss mit dem Spinoff Fumoffu und The Second Raid noch zwei weitere Staffeln folgten. Und wer schon immer einmal die beliebtesten Anime-Zutaten in einer einzigen Serie sehen wollte, der darf hier seinen Spaß haben.
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