(„Full Metal Panic? Fumoffu“ directed by Yasuhiro Takemoto, 2003)
Die Bedrohung ist gebannt, Soldat Sousuke Sagara hat die junge Kaname Chidori aus den Fängen der Terrororganisation gerettet und kann nun sein Undercover-Leben als Schüler der Jindai High School fortsetzen. Doch in Kopf und Herz ist Sousuke noch immer auf dem Schlachtfeld, vermutet an jeder Ecke eine Bedrohung. Während er nun in schöner Regelmäßigkeit Schuleigentum in die Luft sprengt oder unschuldige Menschen beschießt, ist Kaname zunehmend genervt – denn eigentlich wäre sie gern einfach nur die Freundin des Waffennarren und würde mit ihm ein normales Leben führen.
Von allem ein bisschen, aber nichts davon so richtig: Die Animeserie Full Metal Panic! fiel 2002 weder durch originelle Einfälle, interessante Charaktere oder tiefgehende Geschichten auf, sondern durch ihre ungenierte, ungehinderte Mischung der unterschiedlichsten Elemente und Klischees, welche das japanische Zeichentrickfernsehen so hergibt. Da gab es kindliche Helden, riesige Kampfroboter, Situationskomik, Alltagsdrama, tragische Schicksale und das eine oder andere Schulmädchenunterhöschen. Zusammengepasst hatte davon nichts, die einzelnen Bestandteile waren auch wenig erwähnenswert, aber die Kombination aus allem hatte doch einen ordentlichen Unterhaltungsfaktor.
Für die zweite Serie Full Metal Panic? Fumoffu pickte man sich nun den Comedy-Aspekt aus der Melange heraus und formte daraus zwölf eigenständige Folgen, die mit dem Vorgänger größtenteils nur Setting und Charaktere gemeinsam haben. Man sollte schon wissen, wer Sousuke und Kaname sind, auch warum Ersterer überhaupt an der Jindai ist, davon abgesehen braucht man den Vorgänger aber nicht zu kennen, um seinen Spaß zu haben.
Der ist hier auch insgesamt höher als beim Original, was nicht verwunderlich ist, gehörten die absurden Folgen eines Soldaten, der einen Schüler spielt, damals doch zu den stärkeren Bestandteilen. Und hier wird dem Ganzen noch eins drauf gesetzt: Ob verdächtige Liebesbriefe in die Luft gesprengt werden (und die Spints gleich mit), der Brötchenkauf mit Waffen forciert wird oder der unschuldige Spannversuch dreier Jugendlicher einen Onsen in einen Kriegsschauplatz verwandeln, wer es gerne etwas überdrehter mag, wird hier einiges zum Lachen finden. Sehr schön sind auch die neu eingeführten Charaktere wie eine hysterische Polizistin und ein kurzsichtiger Karatekämpfer. Der Höhepunkt ist jedoch Bonta-kun – teddybärförmiges Maskottchen eines Vergnügungsparks und Parodie auf Riesenroboter – dessen Vokabular sich auf das Wort „Fumoffu“ beschränkt, was dem Spinoff dann auch seinen Namen gab.
Viel Anspruch darf man natürlich nicht erwarten, die Serie begnügt sich mit zahlreichen Variationen der Grundsituation. Die Abwechslung ist dadurch ebenfalls nicht besonders hoch, wie bei Sitcoms üblich steht hier jede Folge quasi für sich, am Ende ist man so weit wie zuvor. Das liegt auch am Ursprungsmaterial, da die Grundlage diesmal nicht die Light Novels von Shōji Gatō bilden, sondern dessen Kurzgeschichten. Und die waren so kurz, dass manche Folgen gleich zwei in sich geschlossene Handlungsstränge enthalten.
Nicht nur inhaltlich geht die zweite Serie in eine eigene Richtung, auch optisch hat sich ein bisschen was getan. Anders als bei Staffel eins, wo das Animationsstudio Gonzo noch für die Produktion zuständig war, gaben hier die jungen Kollegen von Kyoto Animation (Die Melancholie der Haruhi Suzumiya, Clannad) ihr TV-Serien-Debüt. Und die durften ihren Vorgängern gleich einmal zeigen, wie es besser geht: Der Einsatz von CGI ist hier deutlich subtiler, ungewöhnliche Perspektiven, gelegentliche Kreidezeichnungen und Super-Deformed-Elemente sorgen für ein vielfältigeres Bild als beim eher hässlichen Full Metal Panic!. Allein das manchmal nicht sonderlich harmonische Nebeneinander von Figuren und Hintergründen fällt negativ auf, die Figurendesigns sind auch dieses Mal nicht besonders. Luft nach oben gab es hier also nach wie vor, immerhin ist Fumoffu aber ein netter und in sich stimmiger Zeitvertreib, der graue Nachmittage angenehm schnell vorbeigehen lässt und hierzulande kürzlich zusammen mit der dritten Serie The Second Raid in einer Gesamtbox erschien.
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