(„Fukufukusou no Fukuchan“ directed by Yosuke Fujita, 2014)
Fukuda Tatsuo (Miyuki Ôshima) ist ein freundlicher, eher zurückgezogener, bescheidener Mann, der tagsüber auf dem Bau als Anstreicher arbeitet und in seiner Freizeit gerne Drachen bemalt. Während er für seine Nachbarn und Freunde immer ein offenes Ohr hat, hält er seine eigenen Gefühle lieber für sich, ist von den Verkupplungsversuchen der anderen recht schnell genervt. Doch dann tritt seine frühere Mitschülerin Chiho (Asami Mizukawa) wieder in sein Leben, die gerade versucht, sich als professionelle Fotografin zu etablieren und dafür sogar ihren gut bezahlten Job geschmissen hat.
Die erste Überraschung von Herr Fuku-chan von nebenan: Der vermeintliche Herr aus dem Titel wird nicht von einem Mann gespielt, wie man annehmen sollte, sondern von der beliebten japanischen Komikerin Miyuki Ôshima. Warum, das ist nicht ganz klar. Eine Verkleidungsklamotte ist der vierte Film von Regisseur und Drehbuchautor Yosuke Fujita nicht, selbst wenn der Humor am Anfang etwas derb und plump daherkommt. Vielleicht ist es ein Kommentar auf Männlichkeit, eine Dekonstruktion herkömmlicher Geschlechterrollen. Doch dafür wird es nicht stark genug thematisiert, so mancher Zuschauer wird nicht einmal realisieren, was da vor sich geht. Aber das ist dann gleichzeitig auch wieder symbolisch für einen Film, der mehr als einmal von bekannten Wegen abweicht.
Am offensichtlichsten ist dies bei den Figuren, die ihre ganz eigene Auffassung von Normalität haben. Fukuda mit seinem unheimlichen Zeichentalent und seiner Vorliebe für Flugdrachen mutet sich da noch harmlos an. Seine Nachbarn setzen sich aus einem ständig den Tränen nahen Schlangenbesitzer und einem ehemaligen Höschendieb zusammen, Chiho begegnet einem anerkannten Fotografen, dessen Kleidung und Fotoapparat das Wort auffällig neu definieren, irgendwann kommen auch eine seherisch begabte Restaurantbesitzerin und ein militanter Currykoch hinzu.
Und doch ist Herr Fuku-chan von nebenan kein Film, der sich seiner eigenen Absurdität ergibt und nur auf Lacher aus ist. Vielmehr erzählt Fujita mit seinen skurrilen Figuren eine Geschichte, die durchaus ihre melancholischen, wenn nicht gar traurige Seiten hat. Viele davon drehen sich um vergangene Ereignisse, wie sie uns beeinflussen, wie wir versuchen müssen, sie hinter uns zu lassen. Bei aller Schrulligkeit handelt die Tragikomödie dann eben auch genau davon, einen Neuanfang zu starten und uns in uns selbst zu finden, das Leben trotz aller Hindernisse anzunehmen und nach vorne zu blicken.
Das ist natürlich weder ein neues, noch ein besonders großes Thema, weshalb Herr Fuku-chan von nebenan hierzulande auch nicht in die Kinos kam, als DVD-Release nur mit Untertiteln veröffentlicht wurde. Nicht alles funktioniert an dem Film, es gibt hier und da ein paar Längen, der Erzählton schwankt etwas stark zwischen Sketch-Klamauk und einfühlsamen Momenten, viele Figuren sind auch sehr oberflächlich gezeichnet. Freunde leiser Geschichten mit skurrilem Einschlag sollten dennoch einmal Fukuda und sein seltsames Umfeld kennenlernen, das uns mit diversen witzig-sonderbaren Einfällen gut unterhält, dabei mit seiner warmherzigen Art und den sympathischen (wenn auch verkorksten) Protagonisten auch einen beträchtlichen Wohlfühlfaktor mit sich bringt.
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