Maggie
© Splendid Film

Maggie (2015)

(„Maggie“ directed by Henry Hobson, 2015)

Maggie
„Maggie“ läuft ab dem 5. August im Rahmen des Fantasy Filmfest und erscheint am 28. Oktober auf DVD und Blu-ray

Ein unbekannter Virus verwandelt die Menschen nach und nach in Untote, deren Körper mit der Zeit verfaulen, während in ihnen das Verlangen nach Fleisch wächst. Auch Maggie (Abigail Breslin) wird einer von ihnen werden, in ein paar Wochen, nachdem sie von einem Infizierten gebissen wurde und nun selbst befallen ist. Die verbleibende Zeit jedoch soll sie im Kreis ihrer Familie verbringen dürfen, bei ihrem Vater Wade (Arnold Schwarzenegger) und ihrer Stiefmutter Caroline (Joely Richardson), um sich von ihnen zu verabschieden. Doch je näher Maggie der Verwandlung kommt, umso größer ist auch das Risiko, das von ihr ausgeht. Bis Wade eine grausame Entscheidung treffen muss.

Arnold Schwarzenegger in einem Zombiefilm? Das erweckt fast zwangsläufig die Erwartung, es hier mit einem B-Movie-Reißer zu tun zu haben, vergleichbar denen mit seinem Action-Kollegen Danny Trejo, der offensichtlich Gefallen daran findet, seinen schauspielerischen Lebensabend mit Trashkuriositäten à la Zombie Hunter oder Zombie Invasion War zu krönen. Maggie ist nichts davon: Es gibt kaum Zombieübergriffe, Splatterfeste oder Kampfszenen, die Untoten sind nur selten zu sehen, beim Namen genannt werden sie auch nicht.

Ohnehin ist das lange erfolglos zum Verkauf angebotene Drehbuch von John Scott 3 von Auslassungen geprägt: Warum es zur Zombieepidemie kam, ist unklar, Maggies Moment der Ansteckung bleibt ebenso im Dunkeln wie die familiären Verhältnisse. Dass Caroline nicht die leibliche Mutter des Mädchens ist, wird verraten, aber nicht weiter ausgeführt, dient auch nur einer etwas bequemen Erklärung, warum das Verhältnis der beiden nicht ganz so eng ist wie zwischen Maggie und Wade.

Dieses Verhältnis ist es dann auch, das im Mittelpunkt von Henry Hobsons Regiedebüt steht: Wie gehe ich damit um, dass mein Kind vor mir stirbt? Wie verabschiede ich mich von ihm? Wann ist der Punkt erreicht, an dem das Leid des Lebens das Leid des Sterbens übersteigt? Mit einem klassischen Zombiefilm hat das natürlich weniger zu tun, vielmehr interessiert sich Maggie für die zwischenmenschlichen Aspekte und auch den Umgang mit der eigenen Krankheit – ähnlich, wie es die französische Serie The Returned und der gleichnamige Film aus Spanien und Kanada getan hatten. Man hätte hier sogar den Zombievirus ganz weglassen und durch eine normale tödliche Krankheit ersetzen können, aus Maggie ein Drama über Sterbehilfe und die Schwierigkeit des Loslassens machen, ohne viel ändern zu müssen.

Ein solches Werk mit Schwarzenegger zu besetzen, ist mutig, waren dessen vorherigen Versuche, als tatsächlicher Schauspieler zu glänzen, nur wenig erfolgreich gewesen. Hier läuft es besser, was aber auch daran liegt, dass von ihm nur verlangt wird, stumm und mit kummervollem Blick durch die Gegend zu stapfen, so wie in dem Film allgemein kaum gesprochen wird, Schmerz und Trauer sich nur in Bildern äußern. Diese sind sehr kunstvoll inszeniert, mit trüben, blassen Farben, begleitet von einem melancholischen Soundtrack, die zusammen eine Gesellschaft im langsamen Zerfall zeigen.

Spannend ist das natürlich nur bedingt, zumal der Film über das ungewöhnliche Drumherum hinaus recht wenige eigene Ideen hat. Aber zwischen den Klischees und Gemeinplätzen finden sich immer wieder leise Momente, tieftraurig und wunderschön, in denen vor allem Breslin ihr schauspielerisches Talent zeigen darf. An ihr wird der körperliche und seelische Verfall verdeutlicht, die ganze Ungerechtigkeit eines jungen Lebens, das nicht sein durfte, das noch versucht, so viel mitzunehmen, wie nur irgendwie geht. Und wenn Wade zum Schluss mit mehreren Optionen konfrontiert wird, eine schlimmer als die andere, dann ist der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2015 ein zwar schamlos manipulierendes, aber eben auch ein bewegendes Drama über einen unmenschlichen Abschied.



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Auch wenn Schwarzenegger und Zombieepidemie etwas anderes erwarten lassen, „Maggie“ ist im Grunde ein leises Drama über Sterbehilfe und die Schwierigkeit des Abschiednehmens. Vieles an der Geschichte ist von Klischees geprägt, dafür aber kunstvoll inszeniert, zum Schluss dann auch bewegend.
6
von 10