(„Mission: Impossible – Rogue Nation“ directed by Christopher McQuarrie, 2015)
Die IMF wurde offiziell aufgelöst! Trotz der zuletzt erfolgreich abgeschlossenen Missionen hat das Pentagon beschlossen die Sondereinheit aufzulösen. Und das gerade jetzt, wo Ethan Hunt (Tom Cruise) dem „Syndikat“, einer weltweit operierenden Geheimoperation, auf der Spur ist. Bei seiner ‚Recherche‘ stößt er auf die geheimnisvolle Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) , die ihm während seiner Gefangenschaft zur Flucht verhilft. Da Ethan nun von der CIA gejagt wird, muss er untertauchen und kann von nun an bei seinen Nachforschungen auf keine Hilfe von außen zählen. Jedenfalls nicht, bis er seinen alten Freund Benji Dunn (Simon Pegg) in die ganze Sache einweiht. Dieser will nicht, dass Ethan die ganze Sache alleine durchzieht und so beschließt er kurzerhand ihm zu helfen. Kurze Zeit später stoßen auch noch IT-Experte Luther Stickel (Ving Rhames) und Agent William Brandt (Jeremy Renner) zum Team. Dennoch darf man das „Syndikat“ zu keinem Zeitpunkt unterschätzen. Eine Erfahrung, die auch Ethan Hunt noch machen wird.
Eines ist klar, über zu wenig Agentenfilme können wir uns dieses Jahr nicht beschweren. Nachdem zu Beginn des Jahres Kingsman: The Secret Service den Anfang machte, folgen nun Mission: Impossible – Rogue Nation und eine Woche später Codename U.N.C.L.E., bevor dann im November mit Spectre das neueste Abenteuer von James Bond in die Kinos kommt. Die Konkurrenz für den fünften Teil der Mission: Impossible – Reihe ist also da. Doch die Fans der Filme werden selbstverständlich trotzdem den Weg ins Kino finden. Knapp vier Jahre mussten sie seit dem vierten Teil warten und da stellt sich natürlich die Frage, ob sich das Warten gelohnt hat. Und ja, das hat es.
Fans der Reihe werden auf jeden Fall voll auf ihre Kosten kommen. Wer vor allem Mission: Impossible – Phantom Protokoll mochte, der wird auch an seinem direkten Nachfolger seine Freude haben. Der schöne, dezent gehaltene Humor, der schon in Brad Birds Film zu Einsatz kam, findet auch bei Christopher McQuarries inzwischen vierter Zusammenarbeit mit Tom Cruise seinen Platz. Den meisten Platz nimmt aber die gesamte Handlung ein, die man wohl als die ausgereifteste des gesamten Franchises betrachten darf. Sie gibt ein klares Ziel vor, nimmt hier und da mal eine kleine Abzweigung, kann gegen Ende mit einigen kleineren Wendungen aufwarten und ist vor allem wegen ihrer Undurchsichtigkeit äußerst interessant.
Auch die Figuren hat man die ganze Zeit gut im Griff, sodass man über sie, mal abgesehen von zwei kleinen Wermutstropfen, nur positives sagen kann. Von den Darstellern fällt vor allem die Schwedin Rebecca Fergusson auf. Ihre geheimnisvolle und undurchschaubare Figur, die über beeindruckende Nahkampf-Fähigkeiten verfügt, ist zur Abwechslung mal ein etwas komplexerer Charakter, der dem Film aber sichtlich gut tut. Selbst Ethan Hunt weiß nicht so recht, woran er an ihr ist und so bringt sie ihn doch ein ums andere mal ein wenig zum Verzweifeln. Eine weitere Schlüsselfigur ist der von Simon Pegg gespielte Benji Dunn, der zu Beginn der Einzige ist, der von Ethans Plänen weiß. Der Brite bekommt eine Menge Screentime und weiß das in ihn gesetzte Vertrauen durchaus zu nutzen. Es macht einfach Spaß ihm zuzugucken, wenn er mit seiner unschuldigen Art manchmal an den Rand der Verzweiflung getrieben wird und dennoch in fast jeder Situation einen passenden Spruch auf den Lippen hat.
Doch wie schon gesagt, gibt es auch kleinere Kritik an der Darstellerfront. Was wirklich sehr traurig ist, ist, dass Jeremy Renner und Ving Rhames erst unheimlich spät zum Team stoßen. Man kennt ihre Charaktere natürlich und deshalb muss man sie hier auch nicht groß einführen, doch es ist trotzdem sehr schade, dass man sie nur so kurz auf der Leinwand zu sehen bekommt. Der zweite Kritikpunkt ist einer, mit dem fast jeder Mission: Impossible – Teil zu kämpfen hat: Nämlich mit dem Schurken. Die beste Figur machte da noch Philip Seymour Hoffman in Mission: Impossible III. Doch einen wirklich interessanten Bösewicht gab es bis jetzt noch nie. Daran kann leider auch Sean Harris als Solomon Lane nichts ändern. Er soll stellvertretend für das „Syndikat“ auftreten, bleibt aber die meiste Zeit eher im Hintergrund, ehe er gegen Ende vollends in Erscheinung tritt. Diese nicht gerade proportional verteilte Zeit auf der Leinwand hat aber auch zur Folge, dass seine Pläne einen recht kalt lassen. Dafür ist das „Syndikat“ als Anti-IMF eine recht interessante, sowie mysteriöse Geheimorganisation, mit der man auf der Seite der Bösen wenigstens einen scheinbar übermächtigen Gegenspieler geschaffen hat.
Und mit der Zeit, mit fortlaufender Handlung, nimmt auch die zu Beginn wohl portionierte Action zu. Bei dieser ist dann für jeden was dabei. Sei es nun im Nahkampf Mann gegen Mann, in wilden Schießereien, Messerstechereien oder in Verfolgungsjagden, die mal zu Fuß, mal im Auto und mal auf dem Motorrad stattfinden. Die Art, wie manche Actionsequenzen in Szene gesetzt werden, lassen dann wirklich gar keine Wünsche mehr offen. Bei Ethans Befreiungsaktion zu Beginn des Films ist der Ton so perfekt aufgenommen, dass einem als Zuschauer jeder Schlag ein bisschen zusammenzucken lässt. Ähnlich spektakulär ist die Motorradverfolgungsjagd, bei welcher immer wieder mit der Kameraperspektive gespielt wird. Erst lässt man den Zuschauer von außen beobachten, nur um ihn dann unvermittelt mitten ins Geschehen zu werfen. Besonders eindrucksvoll ist es, wenn man zusammen mit Ethan Hunt auf dem Motorrad sitzt und über die Autobahn Marokkos rast. Imposante Szenen, die man einfach nur genießen sollte.
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