(„Rurouni Kenshin: Kyoto Taika-hen“ directed by Keishi Ōtomo 2014)
Nie wieder wollte er zum Schwert greifen müssen, andere bekämpfen oder gar töten: Der ehemalige Assassin Kenshin Himura (Takeru Satô) lebt zurückgezogen und friedlich mit Kaoru Kamiya (Emi Takei) und ihren Freunden vor sich hin. Seine einstigen Taten sind aber nicht vergessen, zumindest nicht bei der Regierung. Die sucht nämlich seine Hilfe, als der für tot geglaubte Schwertkämpfer Makoto Shishio (Tatsuya Fujiwara) droht, aus Rache das ganze Lanz ins Chaos zu stürzen. Zunächst hat der als Landstreicher seinen Frieden gefundene Kenshin nicht vor, aus seinem Exil zurückzukehren – bis er ahnt, welche Folgen dies für seine Freunde haben wird. Und so macht er sich doch noch auf die Reise und begegnet dabei Makimachi Misao (Tao Tsuchiya), die einer geheimen Ninjagruppe angehört.
Über 60 Millionen Dollar spielte 2012 Rurouni Kenshin ein, die erste Realverfilmung des gleichnamigen Mangas von Nobuhiro Watsuki – angesichts eines Budgets von 20 Millionen durchaus ein beachtlicher Erfolg. Und das schrie geradezu nach einer Fortsetzung. Oder auch zwei. Tatsächlich wurden Kyoto Inferno und der dritte Teil The Legend Ends parallel gedreht, sind inhaltlich auch stark miteinander verknüpft, da sie zusammen einen längeren Handlungsstrang der Vorlage umsetzen. Wer ein Problem mit Cliffhangern hat, sollte sich das Geld für den Mittelteil dann auch sparen oder ihn zusammen mit dem Ende August erscheinenden Abschluss gleich zusammen kaufen.
Wer etwas übrig hat für actionbetonte, leicht übertriebene Samuraifilme, dem sei die zweite Option empfohlen, denn wie schon Rurouni Kenshin zuvor ist auch Kyoto Inferno ziemlich unterhaltsam geworden. Kenner des schon seit Längerem erhältlichen ersten Teils wissen dann auch bereits, was sie erwartet: Temporeiche Schwertkämpfe, atmosphärische Kulissen aus dem alten Japan, ein bisschen Humor und etwas kuriose Gegner. Und doch ist Kyoto Inferno anders, düsterer, teilweise regelrecht grausam. Wenn Shishio zum Auftakt genüsslich Polizisten ermordet, lässt er keinen Zweifel daran, wie ernst er es meint. Und auch später gibt es vereinzelt Szenen, die einen zusammenzucken lassen.
Wirklich explizit wird die Gewaltdarstellung dabei jedoch nie, was auch daran liegt, dass der des Töten abtrünnige Himura mit einem Schwert unterwegs ist, dessen Klinge nicht schneidet. In anderen Worten: Hier wird kräftig draufgehauen und durch Gegnermassen gekämpft, Blut fließt dabei jedoch keins. Schön anzusehen sind die Kämpfe dennoch, wenngleich ihnen die Kunstfertigkeit und Anmut der chinesischen Wuxia-Verwandten fehlen – hier soll es eher schnell und wuchtig sein. Am meisten Spaß macht Kyoto Inferno dann auch, wenn es zu größeren Schlachten kommt, vor allem der epische Endkampf, in dem an mehreren Schauplätzen gleichzeitig zu Klinge, Lanze und Schusswaffe gegriffen wird, bleibt positiv in Erinnerung.
Von den Figuren lässt sich das weniger behaupten: Wurden beim Vorgänger noch viel Zeit und Mühe investiert, Kenshin und die anderen als Charaktere aufzubauen, wird dieses Mal in der Hinsicht kaum etwas unternommen. Bei den alten Bekannten ist das weniger tragisch, hier ersetzen frühere Erfahrungen die Leerstellen. Bei den Neuzugängen fällt das aber schon mehr auf, sie bleiben im Vergleich doch ein wenig blass, was im Fall von Shishio aber auch damit zusammenhängt, dass dessen Gesicht ständig hinter einem Verband verborgen bleibt, was den Wiedererkennungswert nicht unbedingt steigert. Der Inhalt ist insgesamt deshalb ein klein wenig dünner, der Film punktet mit seinem Unterhaltungsfaktor, nicht mit Aussagekraft. Wem das reicht, der sollte auch am zweiten Teil der Mangaverfilmung Gefallen finden.
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