S-VHS
© Tiberius Film

(„V/H/S 2“, 2013)

S-VHSNein, originell war V/H/S sicher nicht gewesen, holte aus dem inzwischen zu Tode geprügelten Found-Footage-Prinzip auch nicht mehr heraus als die zahlreichen anderen Filme, die anstelle von Dramaturgie eine Wackelkamera und Pseudo-Doku-Gefühl setzen. Offensichtlich war die Horroranthologie aber beliebt oder zumindest profitabel genug, um schon ein Jahr später mit S-V/H/S einen ähnlichen gestrickten Nachfolger spendiert zu bekommen. Inhaltlich gibt es wie zu erwarten keine Anknüpfungspunkte an den Erstling, aber auch das Personal hat sich geändert – lediglich Adam Wingard (You’re Next, The Guest) ist wieder mit dabei. Dafür finden sich diesmal diverse hochkarätige Genregrößen in den Credits: Wingards Stammautor Simon Barrett darf ausnahmsweise selbst Regie führen, dazu gesellen sich Eduardo Sánchez (The Blair Witch Project, Lovely Molly), Timo Tjahjanto (Killers) und Gareth Evans (The Raid). Genützt hat das geballte Talent jedoch nichts, der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2013 ist ähnlich enttäuschend wie der Vorgänger, insgesamt sogar noch schwächer.

Die Rahmenhandlung von Tape 49 (Barrett) ist dabei ebenso überflüssig wie beim ersten Teil, dient nur als Entschuldigung, ein Video nach dem anderen zu zeigen. Dieses Mal sind es zwei Privatdetektive, die in die Wohnung eines verschwundenen Jugendlichen einbrechen und dort viele alte VHS-Kassetten finden. In der Hoffnung, dass dort Hinweise auf den Verbleib des Vermissten verborgen sind, schauen sie die Aufnahmen an und machen dabei furchtbare Entdeckungen. Warum die Macher der Reihe der Meinung sind, unbedingt eine Rahmenhandlung zu brauchen, bleibt ein Rätsel. Zwar stört Tape 49 nicht weiter, ist als Eigenwerk aber trotz eines etwas intensiveren Endes recht langweilig.

Das gilt auch für Phase I Clinical Trials, in dem Wingard nach der Implantation eines künstlichen, durch eine Kamera erweiterten Auges plötzlich Geister sieht. Das erinnert sicher nicht zufällig an den asiatischen Horrorklassiker The Eye, ist aber nicht annähernd so atmosphärisch wie dieser und im Vergleich zu Wingards Langfilmen erschreckend einfallslos. Es gibt ein paar billige Jump Scares, ein bisschen Sex und dazu eben lustige Aufnahmen aus der Egoperspektive. Die sind aber – wie so oft – nicht wirklich konsequent, man schnitt einfach ein paar vermeintlich interessante Szenen zusammen und ließ den Rest einfach weg. Das Prinzip des Found Footage wird also nicht wirklich angewendet, man begnügte sich mit dessen Ästhetik.

Deutlich unterhaltsamer wird es in A Ride in the Park von Sánchez und Gregg Hale, wo ein Fahrradfahrer in einem Wald auf Zombies trifft und anschließend selbst zu einem mutiert. Visuell bringt die Helmkamera zwar ebenfalls nichts Neues, die Geschichte ist noch dünner, als sie sich anhört, immerhin gibt es im späteren Verlauf aber diverse komische Momente. Da hätte man sicherlich noch mehr herausholen können, immerhin hat der Abschnitt aber nicht mit so deutlichen Längen zu kämpfen wie die beiden vorangegangenen.

Safe Haven von Tjahjanto und Evans ist der frustrierendste Beitrag der Sammlung. Und das nicht, weil er schlecht wäre – er gehört sogar zu den Höhepunkten –, sondern weil er den positiven Ersteindruck aus diversen Gründen später völlig zunichtemacht. Zunächst ist die Undercover-Dokumentation einer indonesischen Sekte nämlich tatsächlich stimmungsvoll, gibt sogar einen Grund an, weshalb überhaupt die Kameras zum Einsatz kommen. Allerdings verkommt das später wieder einmal zum Selbstzweck, benutzt inhaltlich nicht zu rechtfertigende Perspektiven, baut einen komplett unnötigen Twist ein und wird zum Schluss so trashig, dass man sich um die vergangenen Minuten betrogen fühlt.

Auch Jason Eiseners Geschichte von mehreren Jugendlichen und Kindern, die zum Angriffsziel von Aliens werden, nutzt sein Potenzial nicht so ganz. Die Idee, in Slumber Party Alien Abduction das Geschehen aus der Perspektive eines Hundes zu erzählen, der eine Kamera auf den Kopf geschnallt bekommt, ist witzig, aber letztendlich dann doch nicht mehr als ein Gimmick, zumal der Vierbeiner die meiste Zeit ohnehin getragen wird. Ansonsten besteht der Kurzfilm aus dem üblichen Versteckspiel, bei dem das einzig Spannende ist, wen es denn nun als nächstes erwischen wird. Immerhin ist das Ergebnis ganz nett, aber im Grunde genauso wenig bemerkenswert wie der Rest der Sammlung.



(Anzeige)

Der zweite Teil der „V/H/S“-Reihe vereint eine Reihe großer Talente, enttäuscht aber durch seine visuelle wie inhaltliche Einfallslosigkeit. Wirkliche Spannung findet man hier kaum, das Found-Footage-Prinzip wird wie so oft auf seine bloße Ästhetik reduziert.
4
von 10