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Self/less – Der Fremde in mir

Inhalt / Kritik

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„Self/less – Der Fremde in mir“ // Deutschland-Start: 20. August 2015 (Kino) // 23. Dezember 2015 /DVD/Blu-ray)

Er ist reich, mächtig, keiner kann ihm sagen, was er zu tun und zu lassen hat – ausgenommen sein Körper. Immer häufiger klappt der Industrieller Damian Hale (Ben Kingsley) zusammen, seine Ärzte geben dem an Krebs erkrankten Milliardär nicht mehr viel Zeit. Damian, der immer alles in seinem Leben selbst bestimmte, tut sich jedoch schwer damit, sich das Ende aufzwingen zu lassen, beschließt daher, mithilfe seines immensen Vermögens noch einige Jahre mehr herauszuquetschen. Möglich macht es das von Albright (Matthew Goode) angebotene „Shedding“, bei dem der Geist eines Menschen in den Körper eines anderen verpflanzt wird. Die Operation verläuft erfolgreich, Damian wacht in einem neuen Körper (Ryan Reynolds) wieder auf, kann ein neues Leben beginnen. Wären da nicht seine seltsamen Träume, in der eine ihm unbekannte Frau (Natalie Martinez) auftaucht.

Düstere Zukunftsvision

Ein Faible für düstere Zukunftsvisionen scheint das spanische Drehbuchduo Àlex und David Pastor ja zu haben: Erst beschwören sie in Carriers eine alles vernichtende Pandemie herauf, dann lassen sie die Menschheit in The Last Days eine tödliche Angst entwickeln, die sie am Verlassen von Häusern hindert. Und auch Self/less gibt wenig Anlass für Optimismus, wenn die Reichen dieser Welt sich einfach jüngere – und besser aussehende – Körper kaufen, ihr Leben theoretisch unendlich fortsetzen können. Das bietet viele Ansätze, um über ungerechte Verteilung nachzudenken, darüber wann eine wissenschaftliche Möglichkeit ethisch noch vertretbar ist. Am Ende interessiert sich das Brüderpaar aber kaum für das potenziell spannende Szenario, bietet wie auch zuletzt in Out of the Dark eine reine Genrestandardkost.

Der Unterschied ist, dass wir diesmal eben nicht in einem Haunted-House-Horror unterwegs sind, sondern einem sehr actionbetonten Thriller. Glücklicherweise – für Damian wie für den Zuschauer – entpuppt sich der neue Körper nicht nur als jünger und gesünder, sondern auch als sehr viel besser trainiert. Kein Wunder, gehörte er doch zuvor einem Soldaten. Dass der inzwischen schon etwas länger tot ist, hat offensichtlich nicht geschadet: Die Muskeln sind intakt, der Kampfinstinkt auch, der ehemalige Immobilien-Tycoon kann es nun problemlos mit schwer bewaffneten Gegner aufnehmen, ohne wirklich etwas dafür tun zu müssen.

Keine Fragen, bitte

Hinterfragen sollte man das bei Self/less besser nicht, wie so manchen inhaltlichen Einfall der Pastors. Dass Damien von den Erinnerungen des „Spenders“ heimgesucht wird, mag man irgendwo noch akzeptieren. Dass der Neugeborene ein so großes moralisches Problem damit hat, erscheint aber angesichts seiner Vorgeschichte wenig plausibel. Und auch dessen große Verwunderung darüber, dass der Körper vorher überhaupt jemandem anderem gehört hat, ist schon sehr konstruiert. Was genau hätte da schließlich die Alternative sein sollen? Ein bisschen mehr Realismus und Intelligenz darf man jemandem schon zutrauen, der ein eigenes Imperium aufgebaut hat.

Während Self/less so zunehmend dümmlicher wird, zum Schluss auch die obligatorischen rührseligen Szenen inklusive spontanem Erkenntnisgewinn über die wichtig wirklichen Dinge in der Welt nicht fehlen dürfen, ist der neue Film von Tarsem Singh (The Cell, The Fall) immerhin schick inszeniert. Zwar kann es der Actionthriller nicht mit der opulenten Optik seiner früheren Filme aufnehmen, gerade aber die mitreißenden Szenen in New Orleans, wo Damien eine neue Identität aufbaut, machen Laune, sein erster Kampfeinsatz ebenso. Später werden die Verfolgungsszenen jedoch etwas inflationär gebraucht, trotz hohen Tempos plätschert alles vor sich hin, der so interessant gestartete Film wird zu einem unter vielen.

Credits

OT: „Self/less“
Land: USA
Jahr: 2015
Regie: Tarsem Singh
Drehbuch: Alex Pastor, David Pastor
Musik: Antônio Pinto
Kamera: Brendan Galvin
Besetzung: Ryan Reynolds, Natalie Martinez, Matthew Goode, Ben Kingsley

Bilder

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Ein neues Leben durch einen neuen Körper? Das ist eine potenziell spannende Ausgangssituation, das Ergebnis ist es weniger. Zwar gibt es einige schicke Actionszenen, inhaltlich wird „Self/Less“ jedoch zunehmend dümmlicher und austauschbarer.
5
von 10