(„The F-Word“ directed by Michael Dowse, 2013)
Eine neue Beziehung? Das kommt für den frisch getrennten Wallace (Daniel Radcliffe) nicht in Frage, zu sehr trauert er noch seiner Ex-Freundin hinterher. Insofern ist es eigentlich ganz gut, dass seine Party-Bekanntschaft Chantry (Zoe Kazan) glücklich vergeben ist, schließlich kann so nichts passieren. Und doch: Irgendwie reicht ihm das mit der Freundschaft nicht so ganz, insgeheim träumt er davon, dass aus beiden mehr werden könnte. Soll er ihr seine Gefühle gestehen? Sein Glück wagen und dabei riskieren, sie ganz zu verlieren?
Männer und Frauen, die einfach nur Freunde sein wollen – dass das nicht klappt, haben uns vor mehr als 25 Jahren die amourösen Verwicklungen in Harry und Sally schon gezeigt. Seither gab es viele Filme, die sich dem schrecklich komplizierten Niemandsland zwischen Freundschaft und Liebe verschrieben haben, abgegrast und wiedergekäut, was man eben so findet. Wirklich neue Erkenntnisse bringt The F-Word von dort dann auch nicht mit, die Liebeskomödie hält sich an bewährte Schemata und Muster, ohne dem etwas Eigenes hinzufügen zu wollen.
Wenn schon nicht im Großen, so versucht The F-Word aber doch zumindest im Kleinen ein bisschen was extra zu liefern. So sind die Figuren nicht nur sympathisch, was bei einem derart personenbezogenen Genre schon einmal die halbe Miete ist, sondern teilweise auch recht skurril. Vor allem Wallace’ bester Freund Ben (Adam Driver) und dessen kuriose Vorstellungen von Sex und Liebe lassen den Film immer mal wieder aus seinen Bahn ausbrechen. Gut besetzt ist die kanadische Produktion auch, die Chemie zwischen Radcliffe und Kazan stimmt, wenngleich The F-Word – anders als etwa Kill Your Darlings oder Horns – dem ehemaligen Meisterzauberer wenig Möglichkeiten bietet, eine ganz andere Seite von sich zu zeigen.
Was dem Film jedoch gut gelingt, ist die Darstellung der Unsicherheit in solchen Situationen, in denen zumindest gefühlsmäßig jeder falsche Schritt der letzte sein könnte. Wenn Wallace seiner heimlichen Traumfrau verstohlene Blicke zuwirft oder beide sich bei einem nächtlichen Ausflug an den See mustern, braucht es keiner großer Worte, um zu sehen, was in den beiden vor sich geht. Auf Versuche, deutlich mehr draus zu machen, etwa mit hochdramatischen Momenten das Publikum zu fesseln, wird glücklicherweise verzichtet, The F-Word bleibt bis zum Schluss seiner leisen, unspektakulären Erzählweise treu. Wer also gerade diese Art von Geschichten schätzt, aus dem Leben gegriffen, aber ein bisschen abseits vom Mainstream – und auch ohne Pseudomodels in der Hauptrolle –, darf sich das sympathische Indiewerk anschauen. Wer mit dem Genre aber nicht viel anzufangen weiß, findet hier nur wenig Anlass, seine Meinung zu ändern.
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