The Team
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(„The Team“ directed by Kasper Gaardsøe, Kathrine Windfeld, 2015)

The TeamDrei Frauen, drei Länder, aber ein gemeinsamer Tathergang – allen Opfern wurde durch das linke Auge geschossen und einer der Finger entfernt. Aber wozu? Wer hatte es auf die Prostituierten abgesehen? Ein internationales Ermittlerteam bestehend aus dem Dänen Harald Bjørn (Lars Mikkelsen), der Deutschen Jackie Müller (Jasmin Gerat) und der Belgierin Alicia Verbeeck (Veerle Baetens) soll gemeinsam Licht ins Dunkle bringen und den Mörder fassen. Eine erste Spur führt sie zu dem belgischen Journalisten Jean-Louis Poquelin (Carlos Leal), der sechs Jahre zuvor für ein ganz ähnliches Verbrechen angeklagt wurde. Aber auch der litauische Milliardär Marius Loukauskis (Nicholas Ofczarek) scheint irgendwie in der Sache drinzustecken.

Verbrechen machen dank gestiegener Mobilität und Internet schon lange keinen Halt mehr vor nationalen Grenzen, warum also sollte das die Polizei tun? Immer häufiger entdecken gerade Fernsehanstalten den Reiz eines übergreifenden Ermittlerteams, schließlich lässt sich so ein schön internationaler Anstrich geben und man kommt zusätzlich in den Genuss, Kosten zu sparen – schließlich dürfen mehrere Sender ihr Geld zusammenwerfen. Crossing Lines brachte es auf diese Weise bereits auf zwei Staffeln, eine dritte ist in Arbeit. Und auch das deutsch-österreichische Duo von Die Toten im Bodensee ist für mehrere Einsätze fest eingeplant.

The Team ist irgendwo dazwischen angesiedelt, sowohl was die Zahl der beteiligten Länder betrifft wie auch das Drumherum. Im Gegensatz zu Crossing Lines etwa orientierte man sich doch deutlich stärker an der Realität, verzichtete auf übertriebene Technik-Gadgets oder großartige Spezialfähigkeiten der Ermittler, legte dafür mehr Wert darauf, dass der Fall auch tatsächlich international relevant ist. Ganz so geerdet wie bei Die Toten vom Bodensee, wo der grenzüberschreitende Aspekt eigentlich überhaupt keine Rolle spielt, ist man jedoch auch nicht. Dafür sorgt die absurd hohe Zahl an regelmäßigen Darstellern aus allen drei Ländern, viele davon dürften einem auch bekannter sein. Sehr lobenswert dabei ist, dass man sich hier – anders als bei Crossing Lines – tatsächlich auch die Mühe machte, die Originalsprachen zu verwenden: Kommen die Ermittler zusammen, wird der Einfachheit halber auf Englisch miteinander kommuniziert, ansonsten kann es je nach Situation Deutsch, Dänisch, Flämisch oder Französisch sein. Es ist ein einfacher Trick, der zudem das Lesen von Untertiteln erfordert, der der Atmosphäre aber doch sehr entgegen kommt.

Doch ein Krimi ist – Besetzung hin, Ausstattung her – immer nur so gut wie der ihm zugrundeliegende Fall. Und auch da gab man sich bei The Team keine Blöße. Meint man in der ersten Folge noch, alles zu wissen und wundert sich, womit denn im Anschluss noch sieben weitere Folgen gefüllt werden sollen, bauten die Drehbuchschreiber im Anschluss so viele Wendungen ein, dass einem zuweilen schon etwas schwindlig werden kann. Nicht alle davon wären notwendig gewesen, an manchen Stellen darf kräftig mit den Augen gerollt werden.

Vor allem bei den Figuren stellt sich schon die Frage, ob da nicht weniger mehr gewesen wäre: Zahlreiche Nebenhandlungen und Randgeschichten sind hineingewoben, darunter zu Alicias Familie, ihrer Chefin Stéphane (Hilde Van Mieghem), dem deutschen Undercovercop Max (Marc Benjamin), Marius’  rechter Hand Bruno (Filip Peeters), Jackies Ehemann Elias (Andreas Pietschmann), der unbedarften Nachwuchspolizistin Natascha (Miriam Stein) oder auch ihrer misshandelten dänischen Kollegin Kit (Ida Engvoll). Da noch den Überblick zu behalten, stellt eine echte Herausforderung dar, diverse Schicksale sind auch übertrieben dramatisch und dienen eindeutig dazu, die Sendezeit zu strecken.

Diese ist insgesamt nämlich recht großzügig bemessen, vergleichbar zu True Detective, Broadchurch oder Clan wird eine komplette Staffel für einen einzigen Fall reserviert. Mit Längen hat die europäische Koproduktion dennoch nicht zu kämpfen, wohl aber mit gelegentlich kaum glaubwürdigen Szenen und nicht immer befriedigenden Erklärungen und Auflösungen. Dennoch: Wer Krimis mag, gerade auch solche mit großen Verstrickungen und ständig wechselnden Verdächtigen, findet hier einen recht spannenden Vertreter, mit dem man problemlos ein verregnetes Wochenende füllen kann.



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Nicht kleckern, sondern klotzen: In „The Team“ ermitteln Polizisten aus drei Ländern an einem einzigen großen Fall. Dank zahlreicher Wendungen und Nebenhandlungen wird es nie langweilig, dazu gibt es ein schön internationales Flair. Manchmal wird es jedoch etwas übertrieben, Vieles ist unglaubwürdig oder unnötig dramatisch.
7
von 10