(„Meñique y el espejo mágico“ directed by Ernesto Padrón Blanco, 2014)
Der klein gewachsene Tom wünscht sich nichts sehnlicher, als der Farm seiner Eltern zu neuem Ruhm und Reichtum zu verhelfen – im Gegensatz zu seinen Brüdern, die am liebsten alles längst zu Geld gemacht hätten, um woanders zu leben. Um den lästigen Plagegeist loszuwerden, schicken sie ihn daher auf ein großes Abenteuer, das aber auch sie selbst einholen wird. Denn alle drei verfolgen bald dasselbe Ziel: Sieger bei dem vom König ausgerufen Turnier werfen und damit die Prinzessin heiraten zu dürfen. Nur sind die Brüder nicht die einzigen, die es auf die schöne junge Dame abgesehen haben, auch eine bösartige Hexe zieht aus dem Schatten heraus die Fäden und versucht, ihren eigenen Sohn als Thronfolger zu etablieren.
Eines muss man der Machtergreifung des Computers im Bereich der Animationsfilme lassen, plötzlich tauchen Beiträge aus den unerwartetsten Ländern hierzulande auf: Nachdem in den letzten Monaten schon Thailand (Norva und Sam retten die Welt), Norwegen (Boats – Elias und die königliche Yacht), Argentinien (Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden), Südafrika (Khumba – Das Zebra ohne Streifen am Popo) und Malaysia (Prinz Ribbit) um die Gunst der (jungen) Zuschauer buhlten, versucht sich nun das ferne Kuba an dem Vorhaben, von dem fetten, vornehmlich von den USA verputzten Kuchen etwas abzubekommen. Und der erste Anlauf ist dabei sogar recht ordentlich geworden.
Damit das heimische, vor allem das internationale Publikum auch mitmacht, wurde die weltweit bekannte, in zahlreichen Variationen umgesetzte Märchenfigur des Däumlings aufgegriffen und so für Universalität gesorgt. Wer angesichts des Herkunftslandes eine spezielle Note erhoffte, wird daher enttäuscht, allenfalls die spanischen Inschriften und die Lieder weisen darauf hin, dass der Film im Inselstaat entstanden ist. Die eigentliche Geschichte hingegen ist ortsunabhängig, dank der Fantasyelemente auch zeitlos – sieht man einmal von diversen kleinen Anspielungen auf die moderne Technik ab.
Überhaupt sind es die kleinen Details, welche den inhaltlich ansonsten wenig bemerkenswerten Animationsfilm aufwerten: Da laufen sonderbare, witzig gestaltete Figuren am Rand herum, der geldversessene König kuschelt sich nachts an ein kleines Geldsäckchen, an den Wänden des Schlosses hängen an die Situation angepasste Familiengemälde, der Seelenpartner wird mit Hilfe von Datingplattformen gesucht. Das ist oft nett, manchmal sogar komisch, insgesamt aber natürlich ein harmloser Spaß, so wie Tom Däumling und der Zauberspiegel auch ein recht simpler Film ist. Die Kleinen wird es freuen, wenn einer der ihren es der bösen Hexe zeigt, weitere Ambitionen oder eine tiefergehende Moral hat das Animationsabenteuer nicht zu bieten.
Dafür aber eine zuweilen erstaunlich gelungene Optik. Natürlich sollte man seine Ansprüche von vornherein etwas nach unten schrauben – wer nur die High-Budget-Varianten aus den USA kennt, wird erkennen müssen, dass Geld zwar nicht alles im Animationsbereich bestimmt, doch aber vieles. So sind die Bewegungen nicht allzu flüssig, das Zusammenspiel von Figuren, Objekten und Hintergründen sieht manchmal etwas komisch aus, zu losgelöst voneinander. Dafür gibt es nette, stimmungsvolle Lichteffekte, besagte witzige Designs und geradezu malerische Landschaften. Selbst die Ausflüge in die Natur, bei kleineren Animationsfilmen oft eine Beleidigung fürs Auge, sind charmant, gleichen die simple Technik durch Farbenwahl und die verträumte Atmosphäre wieder aus, zwischendurch gibt es eine an die Scherenschnitttechnik angelehnte Szene. Mehr als oberer Durchschnitt ist das kubanische Märchen zwar nicht, wer aber angesichts des Filmsommerlochs Nachschub für Kinder braucht, der trifft hier sicher nicht die schlechteste Wahl.
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