Vacation Wir sind die Griswolds
© Warner Bros

Vacation – Wir sind die Griswolds

(„Vacation“ directed by John Francis Daley and Jonathan M. Goldstein, 2015)

„Vacation – Wir sind die Griswolds“ läuft ab 20. August im Kino

Der alljährliche Urlaub in der Hütte gehört für Rusty Griswold (Ed Helms) einfach zur Familientradition dazu – sehr zum Ärger seiner Frau Debbie (Christina Applegate) und ihren beiden Söhnen Jack (Skyler Gisondo) und Kevin (Steele Stebbins), die mit der routinierten Langeweile alles andere als glücklich sind. Um doch noch für etwas Abwechslung zu sorgen und den Familienzusammenhalt zu stärken, beschließt Rusty daher, dass es dieses Mal stattdessen zum Freizeitpark Walley World gehen soll. Dort hatte er seinerzeit mit seinen Eltern und seiner Schwester bereits Urlaub gemacht, diesmal soll nun seine Familie in den Genuss kommen. Doch vorher heißt es, 2500 Meilen quer durchs Land zu fahren – und das ist angesichts der ständigen Missgeschicke alles andere als ein Spaß.

In der nicht enden wollenden Flut an Fortsetzungen, Remakes und Reboots, die dieses Jahr aus Hollywood zu uns herüberschwappt, ist Vacation – Wir sind die Griswolds sicherlich die kurioseste. 17 Jahre sind vergangen seit Die schrillen Vier in Las Vegas, der Beginn der Kultreihe Die schrillen Vier auf Achse liegt sogar schon 32 Jahre zurück. Braucht es da einen Nachfolger? Wird sich das Publikum von heute überhaupt noch an die alten Teile erinnern? So ganz sicher war man sich bei dem Projekt auch nicht, weshalb man irgendwie alles auf einmal macht: Das Ausflugsziel des ersten Teils, Freizeitpark Walley World, wird aufgegriffen, das Prinzip des immer größer werdenden Chaos beibehalten, nur dass dieses Mal eben der Sohn von einst selbst zum Familienvater wurde und damit zur Quelle allen Urlaubsübels.

Kennen muss man die alten Teile nicht, das meiste hier steht für sich. Von Vorteil ist es aber schon, das eingespielte Drehbuchduo John Francis Daley und Jonathan M. Goldstein (Kill the Boss, Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2), welches hier gleichzeitig sein Regiedebüt gibt, baute allerlei Anspielungen ein, inklusive eines Cameo-Auftritts der Ur-Urlauber Chevy Chase und Beverly D’Angelo. Wirklich integriert werden diese aber nicht in die Geschichte, sind auch nicht allzu witzig, dienen eher dazu, an das Nostalgiegefühl der älteren Zuschauer zu appellieren.

Ansonsten soll das Publikum vorrangig durch derbe Gags bei Laune gehalten werden. Subtil ist hier gar nichts, satirische Elemente fehlen, stattdessen werden einem Penisbilder um die Ohren gehauen, es gibt peinliche Sexszenen, dazu noch Fäkalhumor – wortwörtlich. Sieht man einmal von einigen Running Gags ab, muss man zudem auf einen roten Faden verzichten: Vacation ist eine lose Aneinanderreihung von Slapstickmomenten, deren Zusammenstellung oft sehr wahllos wirkt. Dass ein solcher Film nicht gerade zum Kritikerliebling aufsteigt, ist klar, in den USA wurde die Komödie durch die Bank verrissen.

Aber wie heißt es so schön? Wer zuletzt lacht, lacht am besten, was hier sowohl auf den Kinokassenerfolg in der Heimat bezogen werden kann, aber auch auf den Zuschauer, der hier mehr Spaß haben wird, als man ihm zutraut – sofern er eben diesen Humor schätzt. Einiges hier ist tatsächlich gelungen, darunter das absurde Reisemobil, an anderen Stellen dauern die Witze vielleicht ein wenig lang. Vor allem aber dürften sich viele in Rusty und seiner Familie wiederfinden, die selbst nicht ganz ideale gemeinsame Urlaube hinter sich haben. Klar ist hier vieles übertrieben, doch hinter der grotesken Farce stecken eben auch viele Alltagswahrheiten, kleine Konflikte und Probleme, wie man sie aus dem eigenen Leben kennt und über die man deshalb gleich doppelt lachen darf.



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Die Neuauflage der Kultreihe war unerwartet, das Ergebnis kann sich aber sehen lassen – sofern man derben Humor mag. Manche Witze dauern etwas lang, subtil oder satirisch ist hier nichts. Lustig ist das Ergebnis aber schon des Öfteren und enthält für Fans der alten Teile auch diverse Anspielungen.
6
von 10