(„Big Eyes“ directed by Tim Burton, 2014)
Als Margaret (Amy Adams) ihren Mann verlässt und in die große Stadt zieht, soll alles anders werden: selbständig sein, auf eigenen Beinen stehen, sich als Künstlerin einen Namen machen – davon träumt sie. Aber auch dort lässt der Erfolg auf sich warten, der schüchternen Frau mangelt es an Selbstbewusstsein, zumal in den 50ern der Markt für Malerinnen recht klein ist. Davon zumindest ist Walter Keane (Christoph Waltz) überzeugt, dem ebenfalls der große Durchbruch versagt bleibt und den sie kurze Zeit drauf heiratet. Und so fackelt der verhinderte Künstler dann auch nicht lange, Margarets Bilder als seine eigenen auszugeben, um sie auf diese Weise ans Publikum zu bringen. Die Rechnung geht auf, die eigenartigen Gemälde mit den Kindern und ihren riesigen Augen werden zum Kult, das Paar schwimmt bald im Geld. Doch je erfolgreicher das Unternehmen, umso schwerer tut sich Margaret damit, in einer Lüge zu leben und keine Anerkennung für ihre Werke zu erhalten.
Was wurde nicht Big Eyes von Kritikern herbeigesehnt, schon vorab zum künstlerischen Comeback Tim Burtons erklärt, der dann auch endlich Amy Adams ihren längst verdienten Oscar bescheren sollte. Am Ende kam es aber wieder einmal anders: Adams erhielt zwar einen Golden Globe, wurde bei den Academy Awards aber gar nicht erst nominiert, auch der Film selbst wurde von so manchem als herbe Enttäuschung empfunden. Dabei liegt die Wahrheit mal wieder irgendwo dazwischen, im Vergleich zu Alice im Wunderland und Dark Shadows ist sein Künstlerporträt – ähnlich wie davor Frankenweenie – eine Rückbesinnung auf alte Tugenden, ohne aber ganz die Qualität seiner frühen Werke zu erreichen.
Am ehesten liegt natürlich der Vergleich zu Ed Wood nahe, jenem Film, in dem Burton rund zwanzig Jahre zuvor dem legendären Kultregisseur ein Denkmal errichtet hatte. Mit diesem kann es sein neues Biopic nicht aufnehmen, auch wenn hier vieles von dem skurrilen Humor von einst wiederzufinden ist und auch das Drumherum ähnlich gelungen ist. An die Stelle der Schwarz-Weiß-Aufnahmen treten dieses Mal mit Farben nicht unbedingt geizende Bilder, das 50er Jahre Setting wirkt wie eine mit Pastell gemalte Bonbonwerbung – was in einem starken Kontrast zu den dunklen, traurigen Bildern Keanes steht.
Auch inhaltlich wird das Heitere und das Düstere nebeneinandergestellt, komische wie dramatische Elemente. Insgesamt schlägt sich Burton aber recht eindeutig auf die Seite des Ersteren, Big Eyes streift ernstere Themen wie die Unterdrückung von Frauen und die Wahrnehmung von Kunst nur nebenbei, opfert Charaktertiefe dem Unterhaltungswert. Das trifft besonders auf Walter Keane zu, in dem Christoph Waltz seine extravaganten, oscargekrönten Darstellungen in Inglourious Basterds und Django Unchained übernommen und noch einmal aufgedreht hat, bis er endgültig zur Karikatur wird. Witzig ist das, mit der Zeit jedoch etwas ermüdend und ohne viel Variation, als tatsächlicher Mensch kaum greifbar.
Und auch Margaret, einfühlsam von Adams gespielt, bleibt dem Zuschauer letztendlich verborgen, versteckt sich hinter Mann und Bildern, lässt nur hin und wieder ihre eigene Persönlichkeit aufblitzen. Ein tatsächliches Porträt ist Big Eyes daher weniger, es steht vielmehr die so unglaubliche Geschichte an sich im Vordergrund. Aber die ist so skurril und warmherzig erzählt, dass sich am Ende dann doch ein Lächeln auf dem Gesicht breitmacht.
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