(„Captive“ directed by Jerry Jameson, 2015)
Nachdem sie ihren Mann verloren hat, flüchtet sich die junge Mutter Ashley Smith (Kate Mara) in die Welt der Drogen. Dass sie es damit zu weit getrieben hat, merkt sie erst, als man ihr das Sorgerecht für ihre Tochter Paige (Elle Graham) entzogen hat. Um ihr Kind wiederzubekommen muss sie nachweisen, dass sie ihr Leben auf die Reihe bekommen hat. Dafür muss Ashley unter anderem eine Selbsthilfegruppe besuchen und einen festen Job finden. Was ihr in dieser Zeit jedoch nicht gelingt, ist der Drogenentzug. Immer wieder nimmt sie Rauschgift zu sich, um so die harte Realität für eine Zeit lang ausblenden zu können. Zur selben Zeit gelingt dem Strafgefangenen Brian Nichols (David Oyelowo) die Flucht aus dem Polizeigewahrsam. Bei dieser tötet er mehrere Menschen, bis er schließlich Ashley begegnet und sie in ihrem Haus als Geisel festhält.
Ein Film bekommt immer ein besonderes Flair, wenn zu Beginn der Schriftzug ‚based on a true story‘ erscheint. Die Vorstellung, dass das, was man gerade sieht, sich so, beziehungsweise so ähnlich, in der Realität zugetragen hat, kann einem ein ganz schön beklemmendes Gefühl bescheren. Doch diese Tatsache alleine garantiert noch lange nicht, dass am Ende auch ein guter Film herausspringt. Ein Beispiel, mit welchem man diese These stützen kann, liefert uns Jerry Jameson mit Captive.
Der Film beginnt relativ ruhig, was für einen Thriller ja nicht unbedingt unüblich ist. Immerhin wird man hier nicht mit endlos langen Vorgeschichten hingehalten. Jedoch gibt es während des Einstiegs zu keinem Zeitpunkt den Moment, bei dem man in den Film hineingezogen und gefesselt wird. Somit hat man gar nicht erst die Chance, sich mitten im Geschehen wiederzufinden, sondern muss dieses von außen beobachten. Dies hat zur Folge, dass einem alles, was im Laufe des Films noch passiert, relativ kalt lässt. Da ist es auch nicht wirklich fördernd, dass die Handlung so zäh wie nur möglich abläuft. Sie zieht sich über die ohnehin schon kurze Laufzeit von 97 Minuten und verpasst es in dieser mal einen Gang höher zu schalten. Zu allem Überfluss geschieht während der gesamten Geiselnahme kaum etwas Nennenswertes und so weiß man am Ende nicht einmal, was der Film einem eigentlich sagen wollte.
Nicht einmal die Hauptdarsteller Kate Mara und David Oyelowo schaffen es dann noch, Captive in einen ansehnlichen Film zu verwandeln. Schlecht ist ihr Schauspiel keinesfalls, doch auf der Liste ihrer besten Rollen werden sich die der sich auf Drogenentzug befindenden Mutter und die des geflohenen Straftäters auch nicht befinden.
Wenn man mit der wahren Geschichte nicht vertraut ist, ist man zu Beginn doch schon sehr perplex, wenn Brian Nichols während seiner Flucht mehrere Menschen kaltblütig ermordet. Eigentlich ist er von nun an ein klarer Antagonist, für den man keinerlei Sympathie mehr hegen kann. Doch im weiteren Verlauf versucht man ihn in seiner aussichtslosen Situation als verzweifelter Vater dem Zuschauer wieder näher zu bringen, was nach dem zuvor Gesehen ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Auch für die von Brian als Geisel genommene Ashley kann man kaum etwas fühlen. Eine junge Mutter, die sich einem Drogenentzug unterzieht, um das Sorgerecht für ihre Tochter zurückzubekommen, ist einfach zu wenig, um sie als eine komplexe und für den Zuschauer greifbare Figur zu etablieren.
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