Die letzten Gigolos
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Die letzten Gigolos

(„Die letzten Gigolos“ directed by Stephan Bergmann, 2014)

Die letzten Gigolos DVD
„Die letzten Gigolos“ ist seit 11. September auf DVD erhältlich

Anschauen ist erlaubt, ansprechen ohnehin, anfassen jedoch nicht – zumindest nicht, wenn es über das fürs Tanzen absolut Notwendige hinausgeht. Auch wenn es der Titel für die meisten andeuten dürfte, Die letzten Gigolos handelt nicht von käuflicher Liebe, sondern von älteren Herren, die sich im Auftrag der Kreuzfahrtbetreiber um die alleinreisenden älteren Damen kümmern sollen.

Eigentlich sind es dann auch diese, die hier im Mittelpunkt stehen, weniger ihre galanten Tanzpartner. Viele der rüstigen Reisenden sind verwitwet, manche auch geschieden, sie alle eint aber, dass sie auch im höheren Alter gerne noch etwas von der Welt sehen und neue Menschen kennenlernen möchten. Und beides geht an Bord eines Schiffes nun mal etwas einfacher. Als alleinstehende Frau in einer Hotelbar Männer ansprechen? Keine Chance, das hätte gleich wieder etwas Anrüchiges an sich.

Davon hat Die letzten Gigolos dann insgesamt recht wenig. Zwar unterhalten sich die älteren Protagonisten zwischenzeitlich auch einmal über Sex, über Vor- und Nachteile jüngerer Liebhaber, aber es ist eben nur ein Aspekt. Gesundheit, Alleinsein im Alter, späte Liebe, Einsamkeit, Tod – Regisseur Stephan Bergmann lässt seine Damen und Herren zu den unterschiedlichsten Themen zu Wort kommen, die ein fortgeschrittenes Leben, vor allem eines ohne Partner, so mit sich bringt. Und das ist eine Menge, beachtlich freimütig werden hier private Details und Sehnsüchte preisgegeben, so als wäre da überhaupt keine Kamera dabei.

Der Ton ist dabei oft geradezu trotzig lebenshungrig, so als wollte hier jeder der Welt – und sich – beweisen, dass die Zahl in Personalausweis ohne große Konsequenzen ist. Immer wieder schleichen sich aber melancholische Momente ein, der Eindruck, dass hinter der auf der Tanzfläche herumwirbelnden Fassade ein nicht ganz so glückliches Leben darauf wartet, endlich wieder etwas erleben zu dürfen, die Tristesse des Alltags zu überwinden.

Verstärkt wird der Eindruck durch die oft recht leeren Tanzflächen. „Hier sind viel zu wenig tanzfreudige Männer“, lautet irgendwann dann auch der Vorwurf. Das sorgt für einen satten Kontrast zwischen der luxuriösen Einrichtung des Schiffes und den strahlend blauen Außenaufnahmen auf der einen Seite, den teilnahmelos herumsitzen Leute auf der anderen. Und so schwankt der Film dann bis zum Schluss etwas hin und her, zeigt sich mal stark und hoffnungsvoll, dann wieder nachdenklich und wehmütig.

Einen allgemeinen Informationswert hat Die letzten Gigolos jedoch weniger, dafür bleibt alles hier dann doch zu singulär und ohne Kontext, auch wenn immer mal wieder weitere Leute zu Wort kommen. Das hätte es aber irgendwo gebraucht, um die Dokumentation auch für Außenstehende interessant zu machen. Lässt man einmal die ungewohnte, etwas exotische Kulisse weg, bleibt ein Film über Liebe im Alter – ein wichtiges Thema durchaus, hier letztendlich aber ohne viel Tiefgang präsentiert.



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Liebe im Alter? Klar doch! „Die letzten Gigolos“ wählt das ungewohnte Setting eines Kreuzfahrtschiffes, um über die Annäherungsversuche der älteren Gäste zu sprechen. Das ergibt zwar schöne Bilder, bleibt aber am Ende doch zu oberflächlich.