(„Evangerion shin gekijôban: Ha“ directed by Hideaki Anno, Masayuki and Kazuya Tsurumaki, 2009)
Auch wenn der 14-jährige Shinji Ikari zunächst seine Bedenken hatte, hat er sich doch der Geheimorganisation NERV angeschlossen, um den Angriff der bestialischen Engel zurückzuschlagen. Unterstützung erhält er hierbei wie gehabt von der introvertierten Rei Ayanami, aber auch durch die beiden neu hinzugekommenen Asuka Langley Shikinami und Mari Illustrious Makinami, die wie er riesige Kampfmaschinen namens EVA steuern. Doch auch mit vereinten Kräften kommen sie kaum gegen die Invasoren an, die mit immer ausgefeilteren und heimtückischeren Methoden das Ende der Menschheit herbeiführen wollen.
Zwei Jahre lang hatten Fans warten müssen, bis mit Evangelion: 2.0 – You Can (Not) Advance der zweite von vier geplanten Filmen erschien, welche die Anime-Kultserie Neon Genesis Evangelion noch einmal neu erzählen wollten. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt, der Kampf von Shinji und den anderen gegen die übermächtigen Engel behält die Stärken des Vorgängers bei, ist in einigen Punkten sogar detailverbessert. Vor allem Anhänger der Serie dürfen sich darüber freuen, dass Serienschöpfer Hideaki Anno hier auch wieder mehr Eigensinn beweist. War Teil 1 der Tetralogie Evangelion: 1.0 – You Are (Not) Alone noch eine sehr originalgetreue Umsetzung der bekannten Geschichte, weicht Evangelion: 2.22 – wie die leicht modifizierte Heimvariante des Films heißt – an einigen Stellen deutlich ab. So kam hier mit Mari eine völlig neue EVA-Pilotin ins Spiel, einige Szenen wurden anders, zum Beispiel mit ausgetauschten Figuren erzählt, andere Momente fanden sich so gar nicht in Neon Genesis Evangelion.
Durch die Straffung der Handlung, die mit einer Kürzung von 26 Folgen auf vier Filme einhergeht, zeigt sich auch Evangelion: 2.22 deutlich fokussierter als das Original. Ein wenig versuchte man aber auch hier, die Abwechslung im Vergleich zum doch sehr actionlastigen Vorgänger in die Höhe zu schrauben. Zwar müssen wir nach wie vor auf die introspektiven Szenen der verkorksten Protagonisten verzichten, auch die religiös-philosophischen Elemente sind nicht mehr so zahlreich wie einst. Dafür wird dieses Mal wieder mehr zwischen den Figuren interagiert, gerade durch das Auftauchen der impulsiven Asuka kommt deutlich mehr Schwung und Humor ins Ensemble, Rei darf sogar eine ungekannt menschliche Seite an sich zeigen. Lediglich Neuzugang Mari fällt im Vergleich ab: Ihre Auftritte sind deutlich kürzer, wirklich viel erfahren wir (noch) nicht über sie. Kenner der Serie werden zudem bemerken, dass einige spätere Ereignisse hier schon ihre Schatten vorauswerfen und damit harmonischer eingearbeitet werden als es noch bei der Serie der Fall war.
Während die neu entdeckte Geradlinigkeit der Remakes nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen wird – schließlich zeichnete sich Neon Genesis Evangelion genau durch diese vielfältigen Bestandsteile aus – ist der Sieger im optischen Duell eindeutig: Studio Khara nutzt in Evangelion: 2.22 die neueste Technik zu einem oft umwerfend gut aussehenden Spektakel, das klassischen Zeichentrick und moderne Computereffekte sehr ansehnlich miteinander verbindet. Vor allem während der Actionspektakel beeindruckt der Anime, wenn sich die furchteinflößenden Engel und die nicht minder bizarren EVAs gegenüberstehen und bis aufs Blut bekämpfen, was den Film fast schon ins Horrorgenre hineingleiten lässt und neugierig macht, was einen in der Fortsetzung Evangelion: 3.33 – You Can (Not) Redo noch erwartet.
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