(„Fack ju Göhte 2“ directed by Bora Dagtekin, 2015)
Den Job als Lehrer hinschmeißen, eine Bar eröffnen mit ein paar Nutten – oder besser noch: Go-Go-Girls –, das ist der große Traum von Zeki Müller (Elyas M’Barek). Und beinahe hätte das ja auch geklappt, als ihm die aus einem Raub stammenden Diamanten in die Hände fallen. Aber wie gewonnen so zerronnen, durch ein Missgeschick landet der Reichtum und damit seine Zukunft in Thailand, bei einem Projekt der Konkurrenz vom Schiller-Gymnasium. Es hilft nix, Zeki muss hinterher. Und so überredet er die Schuldirektorin Gudrun Gerster (Katja Riemann) dazu, eine Klassenfahrt nach Fernost zu erlauben. Dort darf er nicht nur auf geheime Diamantenjagd gehen und sich mit seiner unbändigen Klasse herumärgern, sondern auch mit dem Vorzeigelehrer Hauke Wölki (Volker Bruch).
Wenn eine Komödienfortsetzung der Heimat Adieu sagt, um in der Ferne Witz und Zuschauer zu suchen, schrillen schnell die Alarmglocken, schließlich bedeutet das meistens, dass exotische Kulissen von dem wenig einfallsreichen Inhalt ablenken sollen. So auch beim zweiten Teil von Fack ju Göhte, der zwei Jahre zuvor über 7 Millionen Menschen in die Kinos lockte. Nun ist es Thailand geworden – ein beliebtes Genreziel, das sich mit einer Mischung aus Fremdartigkeit, wundervoller Natur, Schwellenlandcharme und Ladyboys praktisch selbst erzählt, ohne dass man viel dafür tun muss.
All das findet sich hier, gekoppelt mit dem aus dem ersten Teil bekannten Prollhumor. Die größere Überraschung ist daher, was eben nicht hier zu finden ist: Karoline Herfurth als Lisi Schnabelstedt zum Beispiel spielt, entgegen der Behauptung auf dem Poster, im Film fast keine Rolle mehr. Und auch die anderen Nebenfiguren wie Gudrun Gerster (Riemann), Caro Meyer (Alwara Höfels) und Ingrid Leimbach-Knorr (Uschi Glas) wurden fast völlig aus dem Film geworfen. Stattdessen dürfen dieses Mal die Schüler im Mittelpunkt stehen. Und das ist gleich doppelt bedauerlich, weil die Auftritte der Lehrer im Vorgänger zu den Höhepunkten zählen, die dieses Mal damit fehlen. Die Katastrophenklasse hingegen taugte zuvor schon nur als krakeelender Hintergrund, für echte Hauptrollen geben sie – trotz sichtbarer Bemühungen auf ein bisschen mehr Tiefe – einfach nicht genug her.
So ganz ohne das beliebte Spiel mit den Kontrasten geht es aber auch in Fack ju Göhte 2 nicht, weshalb mit Wölki der Gegenentwurf zu Zeki seinen Weg in den Film führt: kultiviert, engagiert, intelligent und noch dazu ein Exfreund von Lisi. Das ist dann zwar auch nicht unbedingt der originellste Einfall, funktioniert aber, die gemeinsamen Auftritte von M’Barek und Bruch darf man dann auch zu den witzigeren Momenten zählen. Völlig missglückt ist dafür der Versuch, Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit in den Film zu bringen. Es ist eine Sache, beim Humor auf Holzhammer zu setzen. Wenn dann aber auch noch ein ebenso plumpes Drama hinzukommt, wird es kritisch: Wo Fack ju Göhte noch mit seinen so respektlosen Witzen erheiterte, wird hier mit billigem Betroffenheitskitsch alles zugekleistert.
Und das ist dann auch das eigentliche Problem des zweiten Auftritts der Unterschichtklassen: Er ist bei weitem nicht so witzig wie beim letzten Mal. Das ungewohnte Szenario eines pöbelnden Lehrers wirkt in dem Umfeld nicht mehr so gut, auch des Gewöhnungseffektes wegen, der Humor beschränkt sich auf einige wenige komische Einfälle, die knapp zwei Stunden lang wieder und wieder erzählt werden und die dünne Geschichte nur notdürftig zusammenhalten. Lachen darf man dabei, wird es vermutlich erneut häufiger tun, als man sich eingestehen mag. Aber für einen erneuten Überkassenerfolg wird das eher weniger reichen, das Wiedersehen mit Zeki und Co. ist ein ernüchternd fades Erlebnis geworden.
(Anzeige)