(„Patong Girl“ directed by Susanna Salonen, 2014)
Ein schöner gemeinsamer Urlaub hätte es werden sollen, am Ende kam es für Familie Schröder dann aber doch ein bisschen anders: Erst landen sie bei ihrer Ankunft in Thailand im falschen Hotel, dann regnet es dauernd. Nur Sohn Felix (Max Mauff) hat damit kein Problem, hat er doch auf diese Weise die schöne Fei (Aisawanya Areyawattana) kennengelernt und sich auch gleich Hals über Kopf in sie verliebt. Seine Eltern Annegret (Victoria Trauttmansdorff) und Ulrich (Uwe Preuss) sind alles andere als angetan davon, schließlich muss es sich bei dem Mädchen um eine Prostituierte handeln, die es nur auf sein Geld abgesehen hat.
Parallel zum Tourismusboom, der aus dem einstigen Geheimtipp Thailand eine Massendestination gemacht hat, ist auch die Zahl der filmischen Darstellungen in die Höhe geschossen. Exotisch, ärmlich, ein bisschen verrucht, ein wenig gefährlich, etwas durchgeknallt – das südostasiatische Land wurde zum Sinnbild großer Abenteuer des kleinen Mannes. In Patong Girl ist das ein wenig anders, denn hier sollen Klischees gerade nicht bedient, sondern nach und nach zerlegt werden.
Ohnehin stehen hier erst einmal nicht die Einheimischen im Mittelpunkt, sondern die westlichen Besucher. Typisch deutsch, möchte man meinen, als sich Familie Schröder über Unterkunft, Wetter und Leute aufregt, weil diese nicht ihren Erwartungen entsprechen und sie sich um ihren Urlaub betrogen fühlen. Auch andere Touristen bestehen auf die Einhaltung der in ihrem Geiste abgegebenen Versprechen, setzen sich einfach darüber hinweg, wenn ein Mädchen an der Bar nicht zur persönlichen Bespaßung bereit ist. Aus Zuschauersicht ist das mitunter aber durchaus spaßig, diese Mischung aus Culture Clash und Gesellschaftskritik, aus Missverständnissen und unberechtigter Überheblichkeit.
Was Regisseurin und Drehbuchautorin Susanna Salonen im Einzelnen gelungen ist und auch viele Sympathiepunkte sammelt, funktioniert als ganzer Film jedoch weniger. Gerade als die Romanze zwischen Felix und Fai zunehmend in den Vordergrund rückt, gerät Patong Girl immer mehr ins Schlingern, wird ähnlich orientierungslos wie der junge Deutsche, der vehement auf seine Selbstverwirklichung pocht, ohne jedoch genau zu wissen, was dieses Selbst eigentlich ist.
Dramaturgisch fehlte Salonen daher irgendwo der Plan, ihre gut gemeinten Ideen auch in eine Geschichte zu packen, zu verstreut sind die einzelnen Punkte. Wenn später noch die Themen sexuelle Identität und Stadt-Land-Gefälle kommen, ist es dann fast unmöglich noch zu sagen, wovon der Film eigentlich handeln will – es mangelt an einem klar zu erkennenden Konzept. Erschwerend kommen die Dialoge hinzu: Die fangen zwar sehr schön das Sprachenwirrwarr ein, wenn mehrere Nationen aufeinandertreffen, inhaltlich sind viel davon aber schon sehr holprig. Nett ist der Film am Ende schon, aber weder wirklich satirisch-beißend noch emotional bewegend, eine Reise, von der am Ende nur ein paar schöne Bilder und Ernüchterung übrig bleiben.
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