(„Redirected“ directed by Emilis Velyvis, 2014)
Es hätte der schönste Tag im Leben von Michael (Scot Williams) werden sollen, es wurde am Ende der schlimmste. Anstatt seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen, wird er unwissentlich zum Komplizen eines Raubes, den seine Freunde John (Gil Darnell), Ben (Anthony Strachan) und Tim (Oliver Jackson) angezettelt haben. Und es war nicht irgendein Raub, ausgerechnet den gefürchten Verbrecher Golden Pole (Vinnie Jones) haben sie um Geld und einen wertvollen Ring erleichtert. Während der Teil des Plans noch klappt, geht das mit der Flucht gehörig daneben – nicht nur dass Michael von den Schergen des Obergauners erkannt wird, der Flug der vier wird aufgrund eines Vulkanausbruchs nach Litauen umgeleitet, wo sie es bald mit den lokalen Verbrechern zu tun bekommen.
Guy Ritchie, Guy Ritchie und ein kleines bisschen Quentin Tarantino – nein, Regisseur und Ko-Autor Emilis Velyvis versucht nicht einmal zu verbergen, wer bei Redirected als Inspirationsquelle diente. Und nein, mit den bekannten Vorbildern kann er es nicht aufnehmen, die britisch-litauische ist trotz kein neues Bube Dame König grAS. Wer mit dieser Erwartung an den Film geht, kann nur enttäuscht werden. Nimmt man die Gangsterkomödie aber als (quasi) eigenständiges Werk und mag zudem die Vorbilder, lässt sich hier zumindest gut die Zeit vertreiben.
Eine Vorliebe fürs Absurde wird hier jedoch dringend vorausgesetzt, und auch die Fähigkeit, über einen Film nicht weiter nachzudenken – schließlich haben das die Autoren auch nicht getan. Sonderlich viel Sinn ergibt die Geschichte nicht, ist kaum plausibel, manchmal sogar völlig unmöglich. Aber das macht eben auch den Reiz aus, zu sehen, auf welche idiotischen Einfälle man hier als nächstes kommt, in welches Chaos die vier Möchtegerngauner auf ihrer Flucht sonst noch so stolpern. Und das ist so einiges, denn frei nach dem Motto „je beschissener die Situation, umso größer der Spaß“ geht schief, was nur schief gehen kann. Und noch ein bisschen mehr.
Ob es nun räuberische Prostituierte sind, unmoralische Geistliche oder korrupte Bullen – Redirected fährt so ziemlich alles auf, was das Genreklischeehandbuch hergibt. Das könnte manchem Zuschauer auch übel aufstoßen, bei Velyvis verkommt Litauen zu einem schäbigen Schwellenland, in dem – abgesehen von der Angestellten der Hotelrezeption vielleicht – wirklich jeder Abschaum ist und andere ausnutzt, wo es nur geht. Das soll nicht heißen, dass es dem Rest besser erginge: Michael wirkt wie ein netter Kerl, der Rest der britischen Besatzung ist jedoch so dämlich und ungehobelt, dass es sich einem nicht wirklich erschließt, wie die vier Freunde werden konnten.
Die Figuren gehören aber allgemein zu den Schwachpunkten des Films, sind kaum ausgearbeitet oder gar in irgendeiner Form sympathisch. Abgesehen von Michael und Oberboss Golden Pole dürfte man sich im Anschluss auch an niemanden wirklich erinnern, dafür sind die Gauner, egal zu wem sie nun gehören, dann doch zu austauschbar. Das liegt auch daran, dass erstaunlich wenig gehandelt wird: Geflucht wird viel, getan eher wenig, Redirected ist sehr viel zahmer, als es nach außen hin den Anschein hat. Immerhin aber wird hier sehr schön mit dem britisch-litauischen Sprachwirrwarr gespielt, was auch in der deutschen Fassung vorbildlich beibehalten wurde und somit das inhaltliche Chaos aufgreift. Allein das verhilft dem Beitrag vom Fantasy Filmfest 2014 schon zu gehobenen Sympathiewerten, den Rest erledigen das hohe Tempo und die zunehmend grotesken Situationen.
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