(„Regression“ directed by Alejandro Amenábar, 2015)
Es ist ein Fall, wie ihn der Polizist Bruce Kenner (Ethan Hawke) selten erlebt hat: Die 17 Jahre alte Angela Gray (Emma Watson) versteckt sich völlig verängstigt in der Kirche, beschuldigt ihren Vater John (David Dencik), sie missbraucht zu haben. Der ist auch völlig zerknirscht, kann sich jedoch an nichts mehr erinnern. Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, wird der Psychologe Prof. Raines (David Thewlis) hinzugezogen, gemeinsam versuchen sie, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die jedoch ist absolut unglaublich, denn je mehr die beiden bohren, umso mehr verdichten sich die Hinweise, dass eine satanische Sekte mit ihm Spiel war.
Dass sich Alejandro Amenábar zu sehr auf ein Thema festlegen würde, kann man ihm nun wirklich nicht vorwerfen: Erst brachte er Horrorfans mit The Others zum Verzücken, anschließend kam er mit seinem Drama Das Meer in mir sogar zu Oscar-Ehren, nur um sich danach bei Agora an einem historischen Stoff zu versuchen. Man durfte also gespannt sein, was dabei herauskommt, wenn der spanische Regisseur und Drehbuchautor hier ein bisschen zu seinen Wurzeln zurückkehrt.
Verlernt hat er von seinem Können auf jeden Fall nichts, die alptraumhaften Szenen in Regression lassen es einem immer wieder eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Schön dabei ist, dass sich Amenábar nicht auf einen Mechanismus verlässt, sondern auf verschiedene Weisen für Horrorstimmung sorgt: Mal dürfen wir bei schwarzen Messen an unserem Verstand zweifeln, es gibt wohldosierte Jump Scares, manchmal reicht es dem Spanier aber auch, eine Tür immer wieder auf und zu schlagen zu lassen, um einem das Gefühl zu vermitteln, dass da etwas nicht stimmt in der amerikanischen Kleinstadt.
Was das ist, wird leider relativ früh schon verraten, der Twist zum Schluss kommt nicht annähernd so überraschend wie seinerzeit bei The Others. Zwar darf in bester Krimimanier gegrübelt werden, wer von den zahlreichen zwielichtigen Protagonisten wirklich Dreck am Stecken hat – vertrauenswürdig ist hier keiner, nicht einmal Kenner und Raines wirken normal –, aber die Hinweise sind so großzügig verstreut, dass man sie kaum übersehen kann. Da wäre es definitiv schöner gewesen, den Zuschauer noch ein wenig länger im Unklaren zu lassen, die Grenzen fließender zu gestalten, insgesamt ein bisschen subtiler mit den Möglichkeiten zu spielen. Aber vermutlich kam es Amenábar auch nicht darauf an. Zumindest lässt der Hinweis auf die dem Film zugrundeliegenden wahren Begebenheiten und der Titel darauf schließen, dass ihm andere Phänomene und unglaubliche Ereignisse wichtiger waren als eine etwaige Existenz des Teufels und langes Rätselraten.
Aber auch wenn die einzelnen inhaltlichen Elemente vielleicht ganz so gut ineinandergreifen, wie man es sich anfangs erhoffen würde, Genrefans dürfen trotzdem bei Amenábars Rückbesinnung dabei sein – besser als Shyamalans „Comeback“ bei The Visit ist Regression allemal. Neben der schönen Horroratmosphäre darf man sich dabei auf gute Darsteller freuen: Hawke zeigte zuvor ja schon in Sinister, The Purge und Predestination ein Händchen für etwas dunklere Stoffe, aber auch Watson und Dale Dickey als religiöse Großmutter bleiben positiv in Erinnerung.
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