(„Der Vampir auf der Couch“ directed by David Rühm 2014)
Man kann es drehen und wenden, aber bei der Ehe von Graf Geza von Közsnöm (Tobias Moretti) und seiner Frau Elsa (Jeanette Hain) ist die Luft raus – kein Wunder, sind die beiden Vampire mittlerweile doch schon seit ein paar Jahrhunderten miteinander verheiratet. Als die Situation für Geza immer unerträglicher wird, sucht er professionelle Hilfe beim renommierten Therapeuten Sigmund Freud (Karl Fischer). Dabei gäbe es ja eine attraktive und bewährte Liebesglückalternative: Dummerweise kann sich die als gewöhnlicher Mensch wiedergeborene Lucy (Cornelia Ivancan) aber gar nicht daran erinnern, dass sie und der Graf einige Jahrhunderte zuvor ein Paar gewesen waren. Und überhaupt hat sie mehr als genug zu tun mit ihrem aktuellen Freund Viktor (Dominic Oley), einem Maler mit sehr konkreten Vorstellungen, wie seine Frau auszusehen hat.
Vampire, das waren in Literatur und Filmen klassischerweise die abgrundtief bösen Gegenspieler, an denen sich die Helden abarbeiten durften. Dass so ein Leben als unsterblicher Blutsauger aber kein Zuckerschlecken ist, das haben zuletzt Streifen wie Byzantium deutlich gemacht, die sich damit auseinandersetzen, was es heißt, alle anderen zu überleben und sie dadurch früher oder später verlieren zu müssen. Therapie für einen Vampir macht an dieser Stelle quasi das Gegenteil: Was bedeutet das, für immer und ewig mit ein und derselben Person zusammen sein zu müssen?
Auch das bietet viel Stoff für ein Drama, Regisseur und Drehbuchautor David Rühm interessiert sich aber mehr für die komischen Implikationen, wenn ein menschliches und ein untotes Paar aufeinandertreffen, was diverse Machtspielchen, kleine Intrigen, sexuelle Spannungen und Eifersüchteleien zur Folge hat. Horror spielt hingegen in Therapie für einen Vampir keine große Rolle. Zwar werden einige Nebenfiguren etwas unsanft aus dem Leben gerissen, aber das meiste davon geschieht abseits des Leinwand. Auch sonst ist die österreichisch-schweizerische Komödie relativ harmlos: Die satirischen Elemente werden nur recht sparsam eingesetzt, der Humor äußert sich – abgesehen von der absurden Grundsituation – vor allem in den überzeichneten Figuren und den geschliffenen Dialogen, die auch reichlich mit Wortspielen arbeiten.
Das Ergebnis ist also nicht ganz so schwarz, wie es sich mancher vielleicht erhofft hat, aber doch mit einem hohen Unterhaltungswert. Der ist nicht zuletzt dem gewohnt großartig spielenden Tobias Moretti als liebeskranker Aristokratenvampir zu verdanken, sowie seiner Filmpartnerin Jeanette Hain, die hier seine unterkühlte, äußerst dominante Gattin mimen darf, die schwer darunter leidet, seit Jahrhunderten nicht mehr ihr Gesicht gesehen zu haben. Die anderen Darsteller bekommen da etwas weniger Material an die Hand, erledigen ihre Aufgaben aber ebenfalls auf einem ansprechenden Niveau. Der heimliche Star in Therapie für einen Vampir ist aber ohnehin die Kulisse, welches das Flair von Wien in den 1930ern in betörende, geradezu märchenhafte Bilder packt und damit einen großen Anteil am Vergnügen hat. Schade nur, dass Rühm zum Ende hin etwas die Ideen ausgingen, seine Komödie etwas unspektakulär ihren Schluss findet. Dennoch: Wem sich in der letzten Zeit Vampirfilme zu ernst genommen haben oder der allgemein Spaß an skurril-albernen Komödien hat, der ist mit dem Beitrag vom diesjährigen Fantasy Filmfest gut beraten.
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