(„Ava’s Possessions“ directed by Jordan Galland, 2015)
28 Tage lang war Ava (Louisa Krause) von einem Dämon besessen. 28 Tage, während dieser sie Menschen verletzte, Sachbeschädigung im großen Stil betrieb und ihrer Familie das Leben zur Hölle machte. 28 Tage, an die sich Ava so gar nicht erinnern kann. Doch auch wenn sie während dieser Zeit nicht ganz Herrin ihrer Sinne war, eine Form von Wiedergutmachung ist dennoch angesagt. Und so überredet ihr Anwalt J.J. (Dan Fogler) sie dazu, Mitglied in einer von Tony (Wass Stevens) geleiteten Selbsthilfegruppe für ehemalige Besessene zu werden, um so dem Gefängnis aus dem Weg zu gehen. Gleichzeitig begibt sie sich auf Spurensuche, was im vergangenen Monat tatsächlich passiert ist. Und diese Suche führt sie zu dem attraktiven Galleristen Ben (Lou Taylor Pucci).
Von Dämonen besessene junge Frauen gehören bekanntlich zum festen Inventar des Horrorgenres, welches meist damit endet, dass sie im Rahmen eines Exorzismus-Rituals von dem bösartigen Eindringling befreit wird. Aber was dann? Wie geht ein solcher Mensch damit um, soviel Unheil angerichtet zu haben? Kann man anschließend wirklich ein normales Leben führen? Ava’s Possessions stellt diese Fragen, setzt also da an, wo andere Film aufhören, was Stoff für die unterschiedlichsten Szenarien und Genres böte, von Horror über Drama bis hin zur Komödie.
Regisseur und Drehbuchautor Jordan Galland entschied sich dabei in erster Linie für Letzteres. Schon die Vorstellung, eine Selbsthilfegruppe im Stil der Anonymen Alkoholiker zu begründen, in welcher frühere Besessene ihre Erfahrungen austauschen können, gehört zu den witzigsten Einfällen, welche im Bereich der Horrorkomödie zuletzt zu sehen waren. Galland ruhte sich jedoch nicht darauf aus, sondern ersann noch eine Reihe skurriler Figuren, deren Bekanntschaft Ava im Laufe des Films macht – darunter ihre Leidensgenossin Hazel (Annabelle Dexter-Jones), welche so großen Gefallen an dem Zustand fand, dass sie nun von der Besessenheit besessen ist. Und auch Talia (Carole Kane), die kuriose Verkäuferin magischer Utensilien, sorgt für humoristische Farbtupfer im Post-Dämonen-Drama.
Doch Ava’s Possessions gefällt nicht nur durch sein originelles Szenario und Avas peinlich-absurde Begegnungen, die Horrorkomödie ist dazu noch überraschend spannend. Vergleichbar zu einem Krimi oder auch Hangover muss die Heldin wider Willen hier einen geheimnisvollen Tathergang rekonstruieren, über den keiner mit ihr sprechen mag. Dabei lässt Galland den Zuschauer genauso im Dunkeln wie die Betroffene selbst, erst mit der Zeit dürfen wir hier alle Puzzleteile zusammensetzen. Es darf also kräftig gerätselt werden, was sich hinter all dem verbirgt, dem Blutfleck in der Wohnung, der unbekannten Uhr.
Die Auflösung ist dabei nicht ganz so gelungen wie der Weg dorthin: Bei dem Versuch, allem noch eins draufzusetzen, zum Schluss durch unerwartete Wendungen den Zuschauer zu überrumpeln, übernimmt sich Ava’s Possessions ein wenig. Hier hätte es weniger auch getan, zumal damit etwas unnötig noch Fragen offenbleiben, die eigentlich keine hätten sein dürfen. Trotz dieses kleinen Mankos gehörte der Beitrag zu den wohligen Überraschungen des Fantasy Filmfests 2015, ein unterhaltsamer kleiner Film, der ohne großes Budget ein Gros der Konkurrenz hinter sich ließ. Ein regulärer Kinostart ist bislang nicht vorgesehen, auch ein DVD-Release ist für Deutschland nicht angekündigt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden – zu wünschen wäre es jedenfalls.
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