(„Black Mass“ directed by Scott Cooper, 2015)
Es ist das Boston der 70er-Jahre: Im Süden der Stadt beginnt der Gangster James J. „Whitey“ Bulger (Johnny Depp) damit, die Macht an sich zu reißen. Um seinen ärgsten Konkurrenten auszuschalten beschließt er, einen Deal mit dem FBI zu machen. Oder genauer mit dem Agenten John Connolly (Joel Edgerton), der zusammen mit Whitey und seinem Bruder Billy (Benedict Cumberbatch) aufgewachsen ist. Doch das Dasein als Informant ist für Whitey eher belanglos. Die Infos, die er weitergibt, sind größtenteils nutzlos. Dennoch zieht er mit Genuss die Vorteile aus dem geschlossenen Handel. Sein alter und neuer Freund, beziehungsweise Partner, John, genießt zur selben Zeit das Leben als FBI-Agent, der Whitey und seiner ‚Winter Hill Gang‘ gleichzeitig bei offiziellen Stellen den Rücken freihält. Ohne es jedoch zu merken, lässt er sich dabei auf ein gefährliches Spiel ein, bei dem er nicht die Fäden in der Hand zu haben scheint.
Black Mass scheint schon von vornherein ein ganz gutes Erfolgsrezept dafür zu haben, um an den Kinokassen recht ordentliche Einspielergebnisse einstreichen zu können. Man nehme eine Grundgeschichte, die eine Mischung aus Gangsterfilm und Biopic darstellt (zwei Genres, die in der Regel beim Publikum immer recht großen Anklang finden), und einen optisch stark veränderten Johnny Depp in der Hauptrolle, der bereits gezeigt hat, dass er in Gangster-Biopics (Blow, Public Enemies) eine gute Figur machen kann. Darüber hinaus hat man mit Scott Cooper einen Regisseur gefunden, der zwar erst zwei Filme gedreht hat, damit jedoch bereits bewiesen hat, dass er ein ausgezeichnetes Händchen für seine Darsteller besitzt.
Dies kommt ihm nun auch bei seinem neuesten Werk zugute. Die Cast-Liste liest sich wie ein Teil der Gästeliste für die Oscars. Seien es nun gestandene Hollywoodgrößen wie Johnny Depp, Benedict Cumberbatch, Joel Edgerton und Kevin Bacon, aufstrebende Stars wie Dakota Johnson, Peter Sarsgaard und Corey Stoll oder etwas unbekanntere Gesichter wie Jesse Plemons und Rory Cochrane. Einer wie der andere macht hier einen hervorragenden Job. Egal, ob er während des gesamten Films mitspielt oder nur für wenige Szenen zu sehen ist. So kann sich letztlich auch keiner der Darsteller gänzlich in den Vordergrund spielen, was bei dieser angesammelten Qualität vor der Kamera ein weiterer Beweis für das hohe vorliegende Niveau ist.
Die Story braucht zu Beginn ein wenig, um an Fahrt aufzunehmen. Mit der Zeit gelingt dies dann aber und gegen Ende kommt dann auch noch richtig Spannung auf. Die Grundgeschichte an sich ist jedoch nicht gänzlich neu, bekommt mit der zusätzlichen FBI-Komponente allerdings einen frischen und interessanten Gesichtspunkt und erfüllt mit dem spannungsreichen Ende durchaus ihren Zweck. Auch das Verhalten der Figuren ist ein wenig zu klischeebehaftet und gangsterhaft. Irgendwo hat man das alles schon einmal gesehen. Es ist zwar, so wie es ist, okay, doch hundertprozentig abheben von anderen Genrevertretern, möchte man sich auch nicht so ganz. Es ist jedoch nicht so, dass Black Mass diesen einen großen Fehler macht. Hier und da gibt es diverse Kleinigkeiten zu bemängeln, doch ansonsten kommt der Film ohne großen Defizite aus.
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