(„Demonic“ directed by Will Canon, 2015)
Es ist ein furchtbarer Anblick, der sich Detective Mark Lewis (Frank Grillo) und der Psychologin Dr. Elizabeth Klein (Maria Bello) da bietet: Mehrere Jugendliche wurden in einem verlassenen Haus brutal ermordet aufgefunden, zwei weitere sind vermisst. Und nur der schwer traumatisierte John (Dustin Milligan) kann verraten, was genau passiert. Doch was der erzählt, erscheint geradezu unglaublich: Zusammen mit seiner Freundin Michelle (Cody Horn), deren Ex Bryan (Scott Mechlowicz) und besagten drei Ermordeten wollten sie eine Séance abhalten, um die Hintergründe eines 20 Jahre zurückliegenden Verbrechens aufzuklären. Und dabei weckten sie böse Mächte, so die Behauptung Johns.
Freunde klassischer Gruselgeschichten blickten beim 2015er Fantasy Filmfest überraschend in die Röhre: Dieses Jahr setzte man vor allem auf Blut und Humor, spannend wurde es nur selten. Das hing auch damit zusammen, dass man dieses Jahr nahezu völlig auf Haunted-House-Vertreter verzichten musste. The Visit nimmt zwar Elemente davon, entpuppt sich aber als mäßige Found-Footage-Groteske, Backtrack verendet nach einem vielversprechenden Anfang in langweiligen Klischees und einer vorhersehbaren Story.
Zumindest was Letzteres angeht, schneidet Demonic besser ab: Meint man zunächst noch, hier bereits alles durchschaut zu haben, schlägt der Film gegen Ende hin einige doch eher unerwartete Wege ein. Das zweite Alleinstellungsmerkmal ist die etwas eigenwillige Erzählweise. Im Grunde besteht der Film aus zwei separaten Handlungssträngen. Die erste spielt in der Gegenwart und zeigt, wie Lewis und Klein vergeblich versuchen, Licht ins blutige Dunkel zu bringen. Die zweite besteht aus Sequenzen, welche aus Sicht von John erzählt werden. Und dann wären da noch die vereinzelten Kameraaufnahmen – wohl eine Verbeugung vor dem Found-Footage-Trend – welche zusätzlich in die Geschichte eingebaut wurden.
Diese Herangehensweise ist Stärke und Schwäche zugleich. Auf der einen Seite führen die häufigen Wechsel der Erzählebenen dazu, dass kein wirklicher Fluss entsteht, der Film zerfällt an vielen Stellen in eine lose Aneinanderreihung von Einzelszenen. Auf der anderen Seite ist man aber auch immer mal wieder froh darüber, wenn der nächste Wechsel ansteht, denn innerhalb der Stränge wird es zuweilen recht langweilig. Unheimliche Puppen, sich von selbst schließende Türen, alte Bilder und Fotografien, im Hintergrund aufblitzende Gestalten – es ist das kleine Haunted-House-Horror-Einmaleins, das hier brav aufgesagt wird. Das funktioniert zwar, insgeheim ärgert man sich darüber, wie effektiv die regelmäßigen Jump Scares sind. Aber es gibt hier nur wenig, was man nicht schon von anderen Filmen kennt.
Noch übler sieht es bei den Figuren aus: Man begnügte sich damit, den drei Hauptjugendlichen eine Dreiecksgeschichte anzudichten, kleine Eifersüchteleien und Auseinandersetzungen inklusive. Vom Rest erfährt man gar nichts. Dieses Minimalprogramm verhindert jedoch, dass man sich irgendwie für das Schicksal der Protagonisten interessieren mag. Wenn dann später etwas überhastet die ersten Opfer gefordert werden, wird man nicht einmal mehr wissen, wie die Leute überhaupt hießen. Von einem echten Höhepunkt ist Demonic also weit entfernt, da hilft auch der Verweis auf Produzent James Wan (Saw, Insidious, Conjuring) nicht. Zumindest erfüllt der Film aber seinen Zweck.
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