(„Der Nanny“ directed by Matthias Schweighöfer, 2015)
Nur noch wenige Tage bleiben Rolf Horst (Milan Peschel), um sein Zuhause zu retten: Er und viele andere sollen ihre Wohnungen verlassen und einem gigantischen Bauprojekt weichen. Als alle Widerstandsversuche scheitern, beschließt Rolf, in die Höhle des Löwen zu marschieren, direkt zum verwitweten Immobilienhai Clemens Klina (Matthias Schweighöfer), der hinter dem Übel steckt. Das mit dem Umstimmen klappt jedoch nicht so ganz, ehe Rolf es sich versieht, wird er zur Nanny von Clemens’ beiden Kindern Winnie (Paula Hartmann) und Theo (Arved Friese) ernannt. Und so kommt es zu einer Planänderung: Warum nicht aus dem Feindesland heraus das Projekt sabotieren? Das stellt sich aber als schwieriger heraus als gedacht, denn bei den beiden Kindern handelt es sich um absolute Teufel, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, jeden Aufpasser zu vergraulen.
1,8 Millionen Zuschauer bei What a Man, 2,7 Millionen bei Die Schlussmacher, 2,6 Millionen bei Vaterfreuden – Matthias Schweighöfer hat sich in den letzten Jahren als einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure etabliert. Und auch mit Der Nanny sorgte er dieses Jahr für viele zufriedene Gesichter bei den Studiobossen. Auf eine besonders hohe Qualität ist der Erfolg seiner neuesten Komödie jedoch nicht zurückzuführen. Vielmehr ist seine vierte Regiearbeit der traurige Beweis, dass der Inhalt oft egal ist, so lange nur die Namen auf dem Plakat stimmen.
Schon die Geschichte stellt sich als geradezu erschreckend einfallslos heraus. Man nehme ein unbegabtes, aber herzensgutes Kindermädchen wider Willen, einen zu hart arbeitenden und entfremdeten Familienvater, vernachlässigte Kinder, die aus Langeweile und Protest anderen das Leben zur Hölle machen, sowie die späte Einsicht, dass Familie alles ist – und schon hat man den Plot zusammen. Das ist derart nah am filmischen Allgemeingut dran, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob dafür überhaupt noch ein Drehbuchcredit gerechtfertigt ist.
Nun kann und muss nicht jeder Film originell sein, so lange der Rest stimmt. Der französische Kollege Project: Babysitting erzählte vor einigen Monaten schließlich eine ganz ähnliche Geschichte und schaffte es dabei gut zu unterhalten. Der Nanny gelingt das nicht. Die Streiche der beiden Satansbraten, wenn zum Beispiel das teure Auto geschrottet wird oder Rolf aufgrund in sein Getränk gefügte Tropfen an unangenehmen Darmfolgen leidet, waren schon vor 50 Jahren in Die Lümmel von der letzten Bank nicht ganz taufrisch. Heute ist das so altbacken, dass es schon einer Menge Mut braucht, um darauf noch zurückgreifen zu wollen.
Neu ist im Vergleich zu damals nur die Technik, die zumindest in einer halluzinogenen Szene für ein kleines optisches Highlight sorgt, und die ausgesprochen derbe Sprache. Hier wird geflucht, was das Zeug hält, jeder darf mal jeden beschimpfen. Nun kann man diese verbalen Entgleisungen durchaus auch satirisch nutzen, Fack ju Göhte machte es vor. In Der Nanny wirkt es aber zu kalkuliert, als wolle man den nicht vorhandenen Witz kaschieren und sich einen modernen Anstrich geben. Zumal es am Ende doch wieder alles ganz anders kommt, jeder sich versöhnt, die Guten belohnt werden. Das passiert dann aber so plötzlich, wohl um auf den letzten Metern den Erwartungen und dem Kitschbedürfnis des Publikums doch noch gerecht zu werden und eine Pseudomoral mit auf den Weg zu geben, dass auch das kaum natürlich ist. Spaß macht der Film also weniger, eher zeichnet er sich durch eine kaltschnäuzige Ansammlung von Klischees und eine gesteigerte Langeweile aus.
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