(„El 5 de Talleres“ directed by Adrian Biniez, 2014)
Ganze acht Spiele soll Patón Bonasiolle (Esteban Lamothe) gesperrt werden, nachdem der Fußballspieler bei einer Partie der C-Division einen Gegner übel gefoult hat. Acht Spiele, das bedeutet nahezu die restliche Rückrunde. Dem 35-Jährigen, der sich seit eh und je mehr schlecht denn recht durchs Leben schlägt und zusammen mit seiner Frau Ale (Julieta Zylberberg) ständig aufs Geld schauen muss, dämmert es, dass seine Zeit als Profispieler sich dem Ende zuneigt. Aber was ist die Alternative? Gelernt hat der Argentinier nichts, nicht einmal einen richtigen Schulabschluss hat er in der Tasche.
Wer mit 35 Jahren noch auf dem Fußballfeld steht, gehört meist schon zu den Dinosauriern des Sports. Was aber kommt danach? Womit sein Leben füllen, das in der Regel noch ein paar Jahrzehnte andauert? Die ganz großen brauchen sich keine Sorgen zu machen, ist der Name bekannt genug, reicht das für eine Zweitkarriere als Modedesigner, Fernsehmoderator oder Trainer. Nun ist Patón aber kein bekannter Spieler, nicht allzu talentiert oder immerhin intelligent. Eigentlich hat er nichts außer seinem Sport und seiner Frau.
Das ist nicht unbedingt die beste Voraussetzung für einen grandiosen, überwältigenden Film. Aber genau das will Regisseur und Drehbuchautor Adrian Biniez hier auch gar nicht. Er interessiert sich nicht für Helden, die in vor Pathos triefenden Dramen es der ganzen Welt noch einmal zeigen, sondern für all die, die das eben nicht geschafft haben. Die Menschen, die vom Sport verschluckt wurden und darin verschwanden, die jahrelang vergeblich ihren Träumen und den Bällen hinterherliefen.
Packende Matches braucht man in Der Spieler mit der Nummer 5 dann auch gar nicht zu erwarten, wenn Patóns Club Talleres und ihre Gegner auf dem Platz herumbolzen, dann ist das nicht unbedingt ein schöner Anblick. Aber sehr viel bekommen wir ohnehin nicht von den Spielen zu sehen, die einzelnen Spieltage dienen vielmehr als Einteilung in Kapitel. Zwischen den – oftmals erfolglosen – Partien folgen wir stattdessen dem designierten Ex-Spieler, der – oftmals ebenso erfolglos – versucht, seinen Weg zurück in die Realität zu finden.
Dabei verzichtet Biniez dankenswerterweise auf Tränendrüsenangriffe, trotz der latenten Perspektivlosigkeit in Patóns Leben ist der Ton oft überraschend heiter. Vor allem aber ist Der Spieler mit der Nummer 5 wunderbar authentisch. Auch wenn der gescheiterte Spieler ein unreifer Klotz ist, der schon mal bei pöbelnden Fans der Gegner handgreiflich wird, irgendwie mag man dieses Kind im Körper eines erwachsenen Mannes, das mit der Realität überfordert ist. Gerade die Szenen mit seiner Frau, wenn sie das Glück im Alltag suchen, er statt Matheaufgaben zu lösen lieber mit ihr flirten will, sie sich im Supermarkt darüber streiten, ob es nun wirklich der teure Senf sein muss, erzählen aus einem Leben, das nie Stoff für eine Autobiografie sein wird. Und das dennoch oder gerade deshalb mehr über das Leben und das Menschsein zu erzählen hat als die meisten Sportfilme.
Natürlich sollte man schon eine Vorliebe für kleine, unspektakuläre Filme mitbringen: Im episodenhaften Der Spieler mit der Nummer 5 geschieht nicht so wahnsinnig viel, große Erkenntnisse bringt er auch nicht mit sich. Wer das aber tut, wird in dem etwas anderen Coming-of-Age-Film viel finden, mit dem er mitfühlen, mit dem er sich vielleicht sogar identifizieren kann.
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