(„Kōkaku Kidōtai STAND ALONE COMPLEX Solid State Society“ directed by Kenji Kamiyama, 2006)
Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Motoko Kusanagi die geheime Einheit Sektion 9 verlassen hat, von der ehemaligen Chefin fehlt auch weiter jede Spur. Für Trauer bleibt dem Team aber auch keine Zeit, denn eine mysteriöse Reihe von Selbstmorden erfordert die volle Aufmerksamkeit der Ermittler. Ein Hacker namens „Der Puppenspieler“ scheint hier die Fäden zu ziehen. Doch wer steckt dahinter? Was genau bezweckt er damit? Und in welcher Verbindung steht er zu Kusanagi, die eines Tages plötzlich am Tatort auftaucht?
Nein, leicht zu erfassen ist die etwas seltsame Veröffentlichungspolitik von der Ghost in the Shell Reihe nicht. 2004 etwa lief zunächst Ghost in the Shell: Stand Alone Complex 2nd GIG im Fernsehen an, ein paar Monate später Ghost in the Shell 2: Innocence im Kino, das jedoch nicht die Serie fortsetzte, sondern den Film von 1995 – zumindest theoretisch. 2006 wiederum folgte Solid State Society, das wiederum mit keinem der beiden Filme etwas zu tun hat, sondern an der Stelle ansetzt, an der die Serie aufhörte. Gemeinsam ist ihnen nur das Szenario, das durch den gleichnamigen Manga von Masamune Shirow vorgegeben wurde: Eine Gesellschaft in der Zukunft, in der Menschen dank künstlicher Implantate zusätzliche Fähigkeiten besitzen.
Um Solid State Society zu genießen, braucht es daher auch keine echten Vorkenntnisse, die Geschichte steht völlig für sich. Vorteilhaft ist es aber schon, zumindest die Serie gesehen zu haben, da viele Elemente und Figuren dort eingeführt und hier mehr oder weniger vorausgesetzt werden. Wer Kusanagi ist, was Sektion 9 genau macht – erklärt wird das hier an keiner Stelle. Auch sonst zeigt sich der TV-Film kondensierter als Ghost in the Shell: Stand Alone Complex. Zwar war das Team auch dort in einem ständigen Kampf mit Hackern und anderen Verbrechern, jede Staffel bot dabei auch einen größeren Fall, der sich über mehrere Episoden hinweg zog. Unterbrochen wurde der aber regelmäßig durch isolierte Folgen, die vor allem dazu dienten, die Charaktere näher zu beleuchten. Davon ist hier nichts geblieben, sämtliche Figuren bleiben einem fremd, nicht einmal die knuffigen Kultroboter namens Tachikoma bekommen größere Auftritte.
Der zweite Unterschied zur Serie ist, dass der Actionanteil deutlich zugunsten von Dialogen geschrumpft ist. Die philosophischen Überlegungen zu der Natur von Identität oder auch der Beziehung von Mensch zu Maschine, welche den ersten Film ausgezeichnet haben, fehlen noch immer. Dafür wendet man sich dem nicht minder relevanten Thema der gesellschaftlichen Überalterung zu. An manchen Stellen erinnert das frappierend an Roujin Z, nur dass der Ton dabei deutlich ernster ist und die Erzählweise etwas umständlich-verwirrend – wie man es von dem Franchise gewohnt ist. Spannend ist die Geschichte jedoch, mit diversen unerwarteten Wendungen, dazu gibt es eine schön düstere Atmosphäre und diverse technische Spielereien des Teams.
Die optische Umsetzung ist derjenigen der Serie recht ähnlich, was kein Wunder ist, schließlich waren hier wie dort Regisseur Kenji Kamiyama und das Animationsstudio Production I.G zuständig. Ein bisschen besser sieht das Ganze hier schon aus, was in erster Linie mit dem im Vergleich zu den normalen Folgen höheren Budget zusammenhängt, mit den „echten“ Filmen kann es die TV-Produktion dann aber doch nicht aufnehmen. In erster Linie überzeugt Solid State Society durch seine futuristischen Designs, die vielen Effekte und die dunkle Farbgebung, auch die computergenerierten Fahrzeuge passen sich gut ins Bild ein. Wer technikfokussierte, etwas abgedrehte Sci-Fi-Thriller mag, der ist also auch mit dieser Interpretation von Shirows Manga gut bedient.
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