(„Hotel Transylvania“ directed by Genndy Tartakovsky, 2012)
Man hat es echt nicht leicht als Monster: Alle denken nur schlecht von dir, die ganze Welt macht auf dich Jagd, sobald du dich irgendwo mal der Öffentlichkeit zeigst. Um seinen Kollegen die Möglichkeit einer kleinen Auszeit zu geben, eröffnete Graf Dracula deshalb die 5-Sterne-Destination „Hotel Transsilvanien“, in der jede Art von Abscheulichkeit willkommen ist und sich von dem harschen Alltag erholen kann. Und tatsächlich geben sie sich hier auch alle die Klinke in die Hand: Werwölfe, Hexe, Mumien, Bigfoot, Frankenstein. So auch jetzt, als anlässlich des 118. Geburtstags von Draculas Tochter Mavis Monster aus aller Welt ins Hotel strömen. Doch auch ein ungeladener Gast ist dabei: Jonathan, ein Mensch, der sich während eines Ausflugs hierher verirrt hat. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, entwickelt die junge Vampirdame offensichtlich Gefühle für den Fremdling.
Ein Herz für Monster! Nachdem sie jahrzehntelang nur als Antagonisten gut waren, die der tapfere Held erschlagen muss, zeigten in den letzten Jahren erstaunlich viele Filme, dass deren Leben alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Vor allem Vampire durften regelmäßig die Seite wechseln (Byzantium, Only Lovers Left Alive), manchmal auch der Zombie (The Returned, Warm Bodies). Hotel Transsilvanien nimmt nun diese Kreaturen und ergänzt sie um so ziemlich alles, was im Horrorgenre Rang und Namen hat. Das enorme Ensemble ist dann auch einer der Punkte, die den Animationsfilm auszeichnen: Im Hotel wimmelt es nur so von Monstrositäten der unterschiedlichsten Arten, kaum ein Film wird jemals eine vergleichbar abwechslungsreiche Protagonistenschar gehabt haben.
Schön ist auch, was die Drehbuchautoren aus den angestaubten Abscheulichkeiten herausgeholt haben. So wurde aus dem Werwolf ein nervlich angekratzter Familienvater, der mit der Belastung seiner Großfamilie nicht mehr klarkommt. Frankenstein wiederum lässt sich am liebsten per Post verschicken, um so Geld zu sparen. Vergleichbare Gags und Kuriositäten gibt es zuhauf, vor allem der Einstieg ist äußerst launig geworden, lässt zusammen mit dem originellen Szenario einiges erhoffen.
Leider wurde dieses jedoch kaum genutzt, später lässt das Vergnügen sukzessive wieder nach. Und das hängt im großen Maße mit dem Erscheinen des unsagbar blassen und nervtötenden Jonathan zusammen. Hätte Hotel Transsilvanien leicht ein parodistischer Blick auf Horrorkonventionen werden können, eine Art Animationsfassung von Tucker & Dale vs. Evil oder The Cabin in the Woods, soll der Film am Ende dann doch „nur“ eine Geschichte für junge Zuschauer werden. Die ist dann auch entsprechend dünn und kaum ambitioniert, später wird es sogar ziemlich kitschig, wenn der Fokus weg vom Humor geht und stattdessen ein Plädoyer für Toleranz sein soll. Zwischenzeitlich wird noch viel gesungen, es gibt eine Reihe von Slapstickszenen, bis der Film seine eigenen Besonderheiten komplett aufgibt, zu einem unter vielen wird.
Immerhin die optische Klasse bewahrt Hotel Transsilvanien bis zum Schluss: Die Monster sind äußerst liebevoll und witzig ausgestaltet, die Animationen sind auf einem hohen Niveau, auch bei den Hintergründen und den Spezialeffekten wird niemand ernsthaft meckern wollen. Die Bestandteile für ein Kleinod sind also da, nur wusste man nicht genug damit anzufangen, der Blick hinter die Monsterkulissen ist nicht mehr als ein netter Spaß für ein junges Publikum. Dieses nahm das Angebot auch dankend an, der Film war am Ende so erfolgreich, dass der Nachfolger Hotel Transsilvanien 2 knapp drei Jahre später die Tage in den Startlöchern steht.
(Anzeige)