Spring – Love Is a Monster
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Spring – Love Is a Monster

(„Spring“ directed by Justin Benson and Aaron Moorhead, 2014)

Spring
„Spring – Love Is a Monster“ ist seit 8. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich

Seine Mutter ist tot, seine Stelle als Koch hat er verloren, dafür ist ihm die Polizei auf den Fersen – für Evan (Lou Taylor Pucci) gibt es nicht mehr viel, das ihn hält. Warum also nicht auf den Rat seines besten Freundes hören, das Land erst mal zu verlassen und ein bisschen was von der Welt zu sehen? Gesagt getan: Goodbye USA, ciao Italia! Die Idee stellt sich auch bald als absolut richtig aus, er findet rasch Anschluss, eine Aushilfsstelle auf einer Farm. Vor allem aber Louise (Nadia Hilker) lässt ihn seine Sorgen vergessen – bis neue aufkommen, die mit einem dunklen Geheimnis der mysteriösen Schönheit zusammenhängen.

Das für seine nicht unbedingt für Zurückhaltung bekannte Fantasy Filmfest und Romanzen? Das ist eine nicht ganz alltägliche Kombination. Wenn sich da zwei gefühlsmäßig näherkommen, dann muss das immer mit einem Haken verbunden sein, seien es die Selbstverstümmelungen in Animals, die Nekrophilie in Love Eternal oder auch mal die Liebe zwischen einem Menschen und einem Untoten – siehe Life after Beth, siehe Byzantium. Und das gilt dann auch bei Spring – Love Is a Monster, wie der Titel einem bereits vorab zu verstehen gibt.

Wo andere dazu neigen, in ein Horrorszenario noch eine Liebesgeschichte hineinzuquetschen, um so die Zielgruppe zu erweitern, geht das Kreativduo Justin Benson und Aaron Moorhead den entgegengesetzten Weg: Spring ist in erster Linie Drama und Romanze, die dunkle Seite kommt erst später hinzu. Tatsächlich ist in der ersten halben Stunde von den Abgründen kaum etwas zu sehen, stattdessen dominieren lichtdurchflutete Aufnahmen der italienischen Kleinstadt, der Olivenbäume, des Meeres.

Und auch inhaltlich bewegen wir uns erst in eine völlig andere Richtung: Der Genrezwitter ist vor allem das Porträt eines jungen Mannes, dessen Leben durch äußere Umstände völlig schief ging und der nun seinen eigenen Platz im Leben sucht. Dafür geht dann auch viel Zeit drauf; anstatt gleich mit Evans Begegnung mit Louise zu beginnen, begleiten wir ihn während seiner letzten Momente mit seiner Mutter und seinem anschließenden Zusammenbruch. Nach und nach lernen wir ihn so kennen, erfahren seine Hintergründe und seelischen Narben.

Wer ihn der Horrorszenen wegen nach Italien begleitet, muss deshalb womöglich mehr Geduld mitbringen als gewollt: Allzu viel passiert nicht in Spring, der Film lebt mehr von seiner Atmosphäre als von seiner Handlung. Und selbst später, wenn das dunkle Geheimnis seinen Weg an die Oberfläche findet, wird es eher bizarr als spannend. Das mag sich wie ein Nachteil anhören, wird es für manche auch sein, sticht aus dem Genreeinerlei aber durch seine starke Hauptfigur positiv hervor. Tatsächlich ist der gefühlvoll inszenierte Zwitter bewegender als so manche „echte“ Liebesgeschichte. Dass die fantasievollen Aspekte eher beiläufig sind, ist zwar aufgrund der kaum genutzten originellen Idee dahinter schade, ein bisschen neigt man zum Ende hin auch ein wenig zum Kitsch. Insgesamt aber ist das genreübergreifende Märchen eine schöne Überraschung im diesjährigen FFF-Angebot, eine wohltuend ruhige und eigenartige Alternative zu den vielen schrillen Vertretern, welche 2015 dominierten.



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Ist es eine Romanze? Ist es Horror? Oder doch „nur“ ein Drama? „Spring – Love Is a Monster“ kümmert sich wenig um diese Einteilung, kombiniert ein sehr persönliches Schicksal mit einer fantasievollen Geschichte. Atmosphärisch ist das sehr schön, spannend jedoch weniger, dafür ist der Genrezwitter trotz einiger bizarrer Momente zu gemächlich.
7
von 10