Stung
© Splendid Film

(„Stung“ directed by Benni Diez, 2015)

Stung
„Stung“ läuft ab 29. Oktober im Kino

Eine große Gartenparty? Das ist nicht nur eine schöne Gelegenheit, sich vor der gesellschaftlichen Elite in Szene zu setzen, man kann damit auch gut Geld verdienen. Das dachte zumindest Julia (Jessica Cook), die Besitzerin eines kleinen Catering-Services, als sie mit ihrem Mitarbeiter Paul (Matt O’Leary) Tische, Deko, Häppchen und reichliche Alkohol vorbereitet. Dummerweise sind es nicht nur die menschlichen Einwohner, die von der Festlichkeit angezogen werden, sondern auch monströse Mutantenwespen mit rund zwei Meter Größe. Ein Großteil der Gäste fällt dem Angriff gleich zum Opfer, nur eine kleine Schar – darunter Julia, Paul, der reiche Erbe Sidney (Clifton Collins Jr.) und Bürgermeister Caruthers (Lance Henriksen) – schafft es noch, sich ins Haus zu retten.

Deutsche Horrorfilme, das ist meist ein sehr zweischneidiges Vergnügen. Auf der einen Seite freut man sich, wenn hiesige Filmemacher es allen finanziellen Widrigkeiten und Vorurteilen zum Trotz versuchen, dem eigenen Genrefilm neue Impulse zu verleihen. Dieser grundsätzlichen Sympathie folgt aber meist Ernüchterung, wenn nicht gar Ärger. Egal ob sie sich nun an Slashern probieren (Sin Reaper), Anthologien (German Angst, ABCs of Superheroes) oder Zombiefilmen (Caedes), das Ergebnis ist oft aus nicht beabsichtigen Gründen zum Fürchten. Stung ist hier schon besser, was aber auch daran liegt, dass Regisseur Benni Diez bei seinem Debüt internationale Unterstützung erhielt.

Das gilt in erster Linie für die sehr ansprechend ausgewählte Besetzung. O’Leary gibt wie in Time Lapse den liebenswerten Verlierer, dem man inmitten des Chaos einfach die Daumen drücken muss – auch wenn einem nicht ganz klar wird, was er an der doch sehr blassen und verkrampften Figur der Julia genau findet. Während diese den Schwachpunkt des Survivor-Quartetts darstellt, sind sowohl Sidney wie auch Caruthers für die Lacher zuständig: Collins Jr. darf als schmieriger Sohn aus reichem Haus den Kontrast zu dem Catering-Paar markieren, Genreveteran Henriksen hatte als alkoholsüchtiger Bürgermeister sichtlich seinen Spaß.

Den hat man auch als Zuschauer, anfangs zunächst. Sehr schön ist zum Beispiel, wie sich Diez dem Computerwahn an vielen Stellen verweigert und lieber auf handgemachte, persönliche Spezialeffekte setzt. Und auch der Humor stimmt, Stung nimmt sich trotz der tödlichen Gefahr zu keiner Zeit wirklich ernst, präsentiert Protagonisten und Antagonisten, von denen einer skurriler als der andere ist. Da auch kräftig am Bodycount gearbeitet wird, ist der Streifen in der ersten Hälfte ein echter Crowdpleaser, der sich vor der großen Konkurrenz nicht zu verstecken braucht.

Je weiter der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2015 voranschreitet, umso stärker baut er jedoch wieder ab. Das Budget war trotz der Geldspritze aus Übersee sicher überschaubar, weshalb sich ein Großteil des Films dann auch in wenigen Räumen abspielt. So lange Stung markige Dialoge oder absurde Situationen aus dem Hut zaubert, stört der abwechslungsarme Schauplatz nicht weiter. Später ist das aber immer weniger der Fall, der so schwungvoll gestartete Creature Horror Vertreter hat durch seine zuneige gegangenen Ideen plötzlich mit deutlichen Längen zu kämpfen, eine echte Spannung will sich ohnehin nie einstellen. Dass es ausgerechnet dieser Film in die deutschen Kinos schafft, während andere Festivalkollegen nicht einmal einen Verleih finden (The Invitation, Nobody from Nowhere, Ava’s Possession), will daher nicht so ganz einleuchten. Die richtige Stimmung – und Begleitung – vorausgesetzt, kann man hier jedoch zumindest seinen Spaß haben.



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Creature Horror aus Deutschland? Das ist besser, als es sich anhört. Vor allem in der ersten Hälfte macht „Stung“ aufgrund seiner gut aufgelegten, internationalen Besetzung und des allgegenwärtigen Humors durchaus Spaß. Später gehen dem Film jedoch die Ideen aus, der schwungvoll gestartete Streifen hat zunehmend mit Längen zu kämpfen.
5
von 10