The Voices
© Ascot Elite

(„The Voices“ directed by Marjane Satrapi, 2014)

The Voices DVD
„The Voices“ erscheint am 6. Oktober auf DVD und Blu-ray

Jerry Hickfang (Ryan Reynolds) ist ein liebenswürdiger, hilfsbereiter und etwas naiver junger Mann, der jedoch eine kleine Macke hat: Seitdem er die von seiner Therapeutin Dr. Warren (Jacki Weaver) verordneten Medikamente abgesetzt hat, bildet er sich ein, dass seine Haustiere mit ihm sprechen. Während das bei seinem gutmütigen Hund Bosco ohne größere Folgen bleibt, sind die Ratschläge seines bösartigen Katers Mr. Whiskers schon deutlich kritischer. Doch so richtig gerät sein Leben aus den Fugen, als er eines Abends die von ihm vergötterte Kollegin Fiona (Gemma Arterton) im Auto mitnimmt und es zu einem schlimmen Zwischenfall kommt.

Ein Zeichentrickfilm über ein Mädchen, das während der Iranischen Revolution aufwächst? Schon mit ihrem ersten Film Persepolis zeigte die Regisseurin Marjane Satrapi, dass sie nur wenig Interesse an gewöhnlichen Geschichten hat. Und das gilt dann auch für ihren neuesten, das schwarzhumorige The Voices, welches letztes Jahr auf dem Fantasy Filmfest lief und nach einem kurzen Ausflug ins normale Kino nun auch für die eigenen vier Wände vorliegt. Denn das, was hier in gut 100 Minuten passiert, ist mindestens ebenso verquer wie das Innenleben Jerrys.

Eine Komödie soll The Voiles sein, liest man immer wieder. Und es gibt tatsächlich immer wieder Szenen, in denen man dieser Zuordnung zustimmen möchte. Seht unterhaltsam sind zum Beispiel diejenigen, in denen Hund und Katze zu Wort kommen, was nicht nur eine witzige Variation des beliebten Engel-Teufel-Schulterdilemmas darstellt, sondern zeitgleich auch die tierischen Merkmale aufs Korn nimmt. Besonders schön ist das im Original, wenn Reynolds auch seine vierpfotigen Mitbewohner spricht und Mr. Whiskers einen wunderbar übertriebenen schottischen Akzent in den Mund liegt. Während es hier aber noch vergleich harmlos zugeht, wird der Humor später deutlich schwärzer. Und absurder. An diesen Stellen sollte man schon ein wenig härter im Nehmen sein.

Aber auch wenn immer mal wieder das Zwerchfell gekitzelt wird, so ganz stimmt das mit der Komödie dann doch nicht. Nicht alles, was hier geschieht, ist wirklich zum Lachen, manchmal geht einem Jerrys Schicksal sogar richtig zu Herzen. Schon zu Beginn, wenn er alles dafür tut, bei anderen Anschluss zu finden und bei Fiona zu landen, macht sich im Zuschauer ein unbequemes Mitleidsgefühl breit. Und je weiter der Film fortschreitet, umso trauriger wird seine Geschichte. Spätestens wenn der gepeinigte junge Mann im Gespräch mit Dr. Warren zehn Jahre Therapie in zehn Sekunden zusammenfasst, schlägt der anfangs so harmlos daherkommende Film mit einer Wucht zu, die kaum ein Drama erreicht.

Allein dafür lohnt sich die inhaltliche wie dramaturgische Irrfahrt, bei der nichts so richtig zusammenpassen will. Und auch für die Szene, wenn Jerry in einem seiner wenigen klaren Momente zusammen mit dem Zuschauer erkennt, was es heißt, seine Tabletten wieder zu nehmen. Die Realität für das erkennen zu müssen, was sie ist. Solche Höhepunkte hätte es mehr gebraucht, immer mal wieder plätschert der Film ein wenig vor sich her, das große Potenzial wird nur manchmal tatsächlich umgesetzt. Wessen Herz für ungewöhnliche Geschichten schlägt und für ungewöhnliche Menschen, die von Kindheit an auf der Verliererseite standen, die sollten jedoch einmal diesen Stimmen lauschen.



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Ein bisschen Komödie, manchmal Drama, dazwischen Horror – „The Voices“ schlingert ebenso verwirrt durch die Gegend wie sein Protagonist. Nicht alles davon ist gleich gut gelungen, einige der Szenen sind aber so stark, dass sie einen die Schwächen vergessen lassen und den Film trotz allem sehenswert machen.
7
von 10