(„The Good Dinosaur“ directed by Peter Sohn, 2015)
Er ist nicht so groß wie seine Brüder, nicht so stark, vor allem aber nicht so mutig: Der kleine Apatosaurus Arlo wünscht sich nichts sehnlicher, als auch einen Beitrag für seine Familie zu leisten. Immer wieder scheitert er jedoch daran, da er sich vor allem und jedem fürchtet. Auch Spot jagt ihm zunächst eine Heidenangst ein, und das obwohl das Menschenkind nur einen Bruchteil seiner Größe hat. Bald schon muss der junge Dino aber lernen, mit dem quirligen Wesen umzugehen, als er in einen reißenden Fluss fällt und erst an einem weit entfernten, ihm völlig fremden Ort wieder zu sich kommt.
Da wartet man über zwei Jahre, bis Pixar mal wieder einen neuen Film ins Kino bringt, und dann kommen innerhalb von zwei Monaten gleich zwei. Das lag zum einen daran, dass Alles steht Kopf etwas unnötig mit monatelanger Verspätung erst in Deutschland zu sehen war. Aber auch daran, dass Arlo & Spot zuvor in der Produktionshölle gelandet war, der ursprüngliche Regisseur und Ideenlieferant Bob Peterson ausgetauscht werden musste und der Film am Ende zwei Jahre länger brauchte als vorgesehen, weil die Geschichte nicht so wirklich funktionieren wollte.
Wohl auch deshalb zog man hier die Notbremse und entschied sich für eine Geschichte, die wohlwollend klassisch, weniger wohlwollend langweilig genannt werden kann. Tatsächlich ist das größte Problem von Arlo & Spot, dass es eben so kurz nach dem kreativen Feuerwerk Alles steht Kopf folgt und nichts annähernd Vergleichbares vorweisen kann. Lässt man diesen Vergleich aber einmal außen vor bzw. stellt den neuesten Film der Pixar Studios in Relation zu dem, was sonst so auf den Animationsmarkt drängt, dann müssen sich die Abenteuer des kleinen Dinos vor fast niemandem verstecken.
Dafür sorgt schon die Optik, die hier ein solches Niveau erreicht, dass man seine Kinnlade kaum bei sich behalten kann. An vielen Stellen wird es so fotorealistisch, dass man auf Anhieb schon gar nicht mehr sagen kann, ob hier wirklich der Computer oder nicht doch eine einfache Kamera am Werk war. Das ist auch durchaus sinnvoll, denn die Natur als solche wird in dem Überlebenskampf des Duos zu einem wichtigen Faktor, hier muss nicht nur über sich selbst hinausgewachsen werden, auch die lebensfeindlichen Witterungen werden hier zum Angstgegner.
Schön sind zudem die vielen, zum Teil äußerst kuriosen Figuren, denen die beiden unterwegs begegnen. Aber auch beim Zwischenspiel der beiden Protagonisten gibt es immer wieder Grund zum Lachen. Nett ist beispielsweise die Umkehrung der sonstigen Verhältnisse, wo Menschen die Herrscher über die tierischen Sidekicks sind. Hier ist es Spot, der diese Rolle mit seinem hundeähnlichen Verhalten aufführt. Ansonsten besteht der Humor vor allem im starken Kontrast der ungleichen Helden: Hier trifft groß auf klein, ängstlich auf mutig, zivilisiert auf wild. Wie in besten Odd-Couple-Komödien müssen die beiden daher erst zusammenfinden, erkennen worauf es denn im Leben wirklich ankommt, um am Ende zu Freunde gewachsen aus der Nummer wieder ehrauszukommen.
Abenteuer trifft Komödie trifft Coming of Age, nein, originell sind die Zutaten nicht. Sehr bedauerlich ist auch, dass das ungewöhnliche Szenario – was wäre, wenn die Dinos damals überlebt hätten? – kaum genutzt wird, nach dem brillanten Einstieg spielt es keine große Rolle mehr, wer da durch die Wildnis stapft, auf die Geschichte hat das keinen Einfluss. Aber auch wenn sich der eine oder andere vielleicht mehr erhofft hat, empfehlenswert ist der 16. Pixar-Langfilm ohne wenn und aber, ein süßer und unterhaltsamer Familienfilm, der in den weihnachtlichen Kinos viele kleine und große Fans finden sollte und natürlich auch eine schöne Moral mit auf den weiteren Lebensweg gibt.
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