(„Backtrack“ directed by Michael Petroni, 2015)
Ein Jahr liegt der Tod seiner kleinen Tochter mittlerweile zurück, nur langsam tastet sich der Psychologe Peter Bower (Adrien Brody) wieder zurück in Leben und Arbeit. Doch trotz der besten Absichten, da stimmt etwas nicht: Immer wieder wird er von seltsamen Erscheinungen heimgesucht, auch bei seinen Patienten geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Als Bower der Sache auf den Grund geht, führt in die Spur zurück in seine kleine Heimatstadt. Und zurück zu seinem Vater William (George Shevtsov), einem ehemaligen Polizisten, zu dem er schon lange kein gutes Verhältnis mehr hat.
Wilder, schneller, witziger – das Fantasy Filmfest 2015 gab sich sichtlich Mühe, angestaubte Genrepfade zu verlassen. Während wir uns so unter anderem über diverse absurde Trasher (Turbo Kid, Deathgasm), traurige Thriller (Nobody From Nowhere, The Invitation) und äußerst mysteriöse Geschichten (H, Observance) freuen konnten, wurden die Anhänger klassischer Geisterfilme dieses Mal weniger glücklich. Backtrack markierte so etwas wie den Quotengrusler und machte seine Arbeit dabei ordentlich. Aber leider auch nicht mehr.
Am spannendsten ist die australische Produktion noch zu Beginn, wenn weder Protagonist noch Zuschauer eine Ahnung haben, was denn hier nun gespielt wird. In dunklen Bildern zeigt uns Backtrack das Leben eines Menschen, das nach einer persönlichen Tragödie auf in eine Schieflage geraten ist. Brody, der oft so aussieht, als würde die Welt bei jedem Aufstehen erneut untergehen, ist hierbei natürlich eine Idealbesetzung – Bower schwankt unentwegt zwischen Melancholie und Verwunderung hin und her. Und auch die übernatürlichen Momente sind äußerst gut gelungen, inklusive eines ersten unerwarteten Twists, der sich schon relativ früh im Film findet.
Leider bleibt es jedoch nicht bei diesem einen: Dass Bowers eigene Vergangenheit mit einem düsteren Geheimnis einhergeht, welches dieser nur verdrängt war, mag noch in Ordnung gehen. Das konkrete Geheimnis jedoch tut das nicht. Nicht nur, dass der Film mit fortlaufender Geschichte in eine übertrieben konstruierte Richtung abdriftet, die nur sehr notdürftig mit Bowers derzeitigem Leben verbunden wurde, sie ist auch noch schrecklich vorhersehbar. Wer noch nie mit vergleichbaren Filmen in Berührung gekommen ist, mag von dem Ende überrascht sein. Gerade das genreerfahrene Publikum des Fantasy Filmfests dürfte schon sehr früh erkennen, wo der Hund begraben liegt. Oder auch die Toten.
Aber selbst wenn die unschöne inhaltliche Kombination von Unglaubwürdigkeit und Einfallslosigkeit einen nicht schreckt, bleibt ein nur sehr durchschnittlicher Genrevertreter übrig. Michael Petroni, der hier eine Doppelfunktion von Regisseur und Drehbuchautor ausübt, beschränkt sich auf sehr gewöhnliche Jump Scares, die sich durch eine unheilvolle Musik auch noch viel zu früh ankündigen. Manches davon sieht schick aus, was auch dem häufigen Gebrauch von Computern zu verdanken ist. Mehr als Pflichterfüllung ist das aber nicht, auch hier hätte mehr Eigenständigkeit gut getan. Trotz der guten und namhaften Besetzung ist Backtrack deshalb ein wenig bemerkenswerter Ausflug in die Welt der Geister. Dass die dramatische Vergangenheitsbewältigung bislang nicht offiziell für Deutschland angekündigt ist, lässt sich dann auch verschmerzen, klassisch bedeutet dann doch eben nicht automatisch gut.
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