(„Goldeneye: The Secret Life of Ian Fleming“ directed by Don Boyd, 1989)
Der britische Geheimagent James Bond ist weltweit ein Star, jeder kennt die Bücher rund um den smarten Spion mit der Kennziffer 007. Wer aber verbirgt sich dahinter? Woher kamen die Ideen für die Abenteuer? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, besucht ein Filmteam den Autor Ian Fleming (Charles Dance) in seinem Haus „Goldeneye“ auf Jamaika. Der ziert sich zunächst, aus dem Nähkästchen zu plaudern, erzählt dann aber doch von seiner Zeit, als er im Auftrag der Royal Navy selbst bei einigen gefährlichen Missionen dabei war.
Der Zeitpunkt war sicher gut gewählt: Während die Welt aufgrund von Spectre erneut im James-Bond-Fieber ist, findet eine Filmbiografie von Bond-Schöpfer seinen Weg in den deutschen Handel, die 1989 fürs Fernsehen produziert wurde und bislang nur sehr schwer zu bekommen war. Für dessen Leben in seiner Gesamtheit interessiert sich Goldeneye jedoch nicht, sondern vielmehr für Flemings eigenen Spionagetätigkeiten während des Zweiten Weltkrieges, die ihm als Inspiration für die Romane gedient haben sollen. Rund 90 Prozent der Romane, so behauptete es Fleming zumindest, sollen auf tatsächlichen Erlebnissen beruhen.
Der größte Spaß hier besteht dann auch darin, nach Elementen zu suchen, die wir aus den beliebten Büchern und Filmen kennen. Und das sind einige: Ob es nun ein Mann mit einer weißen Katze ist, den Fleming einmal sieht, oder eine Frau, die aus den Fluten steigt – Anspielungen gibt es hier mehr als genug. Inwieweit diese Ereignisse der Wahrheit entsprechen oder man einfach nur Fans kleine Geschenke überreichen wollte, bleibt offen, ebenso was von den Missionen zu halten ist.
Allgemein sollte man von Goldeneye keine tatsächlichen Einblicke oder Hintergrundinformationen erwarten, dafür ist der Film zu zusammenhangslos aufgebaut. Das Interview, welches eigentlich den Rahmen bilden sollte, wird nach dem Einstieg gleich wieder vergessen. Und das ist ärgerlich, wäre es doch eine naheliegende und einfache Art und Weise gewesen, dem Gezeigten einen Kontext zu geben. Der fehlt jedoch, stattdessen werden Episoden aneinandergereiht, ohne dass hieraus je eine wirkliche Geschichte würde. So taucht seine spätere Frau Anne (Phyllis Logan) recht unvermittelt auf, ohne dass die Beziehung Zeit zum Entwickeln bekommt. Und das Problem zieht sich durch den gesamten Film: Am Ende ist man nicht viel schlauer als zuvor.
Immerhin sind einige der Episoden recht stimmig geworden. Charles Dance, der hier quasi Fleming und Bond in einem sein soll, sind zwar keine großen Actionszenen vergönnt, dafür darf er ein sichtlicher Mann von Welt sein, elegant und charismatisch, dem die Frauen zu Füßen liegen. Ein echter Bond eben. Und auch die Ausstattung gibt keinen Grund zur Kritik. Mit der 2014 von den Kollegen der BBC America gedrehten und insgesamt unterhaltsameren Miniserie Fleming kann es Goldeneye zwar nicht aufnehmen, man fand aber doch eine stattliche Ansammlung historischer Kostüme, um den Zuschauer ein paar Jahrzehnte zurück durch die Zeit zu schicken. Für Sammler ist der überfällige Release daher eine schöne Sache, wer die Bond-Filme aber „nur“ mag, der braucht die Filmbiografie nicht unbedingt.
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