Jonathan Strange and Mr Norrell
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Jonathan Strange & Mr. Norrell

(„Jonathan Strange & Mr. Norrell“ directed by Toby Haynes, 2015)

Jonathan Strange and Mr NorrellAnfang des 19. Jahrhunderts ist die Magie bereits seit 300 Jahren aus England verschwunden. Zwar gibt es noch einzelne Gelehrte, die über deren Kunst fachsimpeln, zur Anwendung ist jedoch niemand mehr in der Lage. Oder besser: fast niemand. Tatsächlich hat sich Gilbert Norrell (Eddie Marsan) über Jahre hinweg unbemerkt Wissen angeeignet und sich dabei auch in der Praxis zu einem mehr als kompetenten Magier entwickelt. Und dabei hätte es eigentlich auch bleiben sollen. Dann jedoch lässt sich der zurückgezogen lebende Gelehrte von seinem Diener John Childermass (Enzo Cilenti) überreden, nach London zu ziehen, um der Regierung bei ihrem Krieg gegen die Franzosen zu unterstützen und so der Magie wieder zu einem respektablen Ruf zu verhelfen. Dort muss er feststellen, dass es noch einen weiteren Menschen gibt, der sich auf Zauberei versteht: Jonathan Strange (Bertie Carvel). Der ist jedoch weniger am Bücherwälzen interessiert, sondern an einer natürlicheren und sehr viel älteren Magie – zum Leidwesen von Norrell, der den Sagen und Tricks von einst am liebsten ganz den Rücken zukehren würde.

Als unverfilmbar galt der Debütroman „Jonathan Strange & Mr. Norrell“ von Susanne Clarke. Aber wo ein Wille ist – und eine immens erfolgreiche literarische Vorlage – da ist auch ein Weg. Aus dem Versuch, den rund 1000 Seiten starken Brocken in einen Film zu quetschen, wurde zwar nichts. Dafür aber nahm sich die BBC des Buchs an und ließ sich für die Adaption auch schön viel Zeit: Sieben Folgen, jede eine knappe Stunde lang, umfasst die Fernsehserie. Und dieser gesteigerte Umfang tut hier auch Not, um den vielen Figuren und Geschichten gerecht zu werden.

Wer nur den Grundkern der Handlung betrachtet, würde das vermutlich gar nicht so vermuten. Zwei Magier, die sich gegenseitig übertrumpfen wollen? Das erinnert an Prestige – Die Meister der Magie von Christopher Nolan, nur dass hier eben echte Magie zum Einsatz kommt, man eben nicht auf einer Stufe mit Trickzauberern sein möchte. Der größere Unterschied betrifft jedoch die beiden Protagonisten selbst: Norrell ist ein duckmäuserischer, unscheinbarer Mann, auch Strange mangelt es an Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein – von den beiden Alphatieren Nolans ist man hier meilenweit entfernt.

Glücklicherweise konnte Regisseur Toby Haynes, der zuvor schon Folgen von Sherlock und Die Musketiere inszenierte, hierbei auf ein wunderbar aufspielendes Duo vertrauen: Durch Carvel und Marsan wachsen die beiden so grundverschiedenen Typen zu echten Charakteren heran. Die Sympathien des Publikums liegen dabei eindeutig auf der Seite des gutmütig veranlagten Jonathan Strange, der im Gegensatz zu seinem Kollegen sämtliche Aspekte der Magie erkunden möchte. Aber auch der – aus gutem Grund – übervorsichtige Mr. Norrell darf zwischenzeitlich seine Qualitäten zeigen. Im Schatten der beiden etwas anderen „Helden“ tummeln sich eine ganze Schar nicht minder überzeugender Figuren: Alice Englert schlüpft in die Rolle der urgewaltigen Lady Emma Pole, die ebenso wie Diener Stephen Black (Ariyon Bakare) zum Spielball fremder Mächte wird. Childermass und der von Marc Warren dargestellte bösartig-verspielte Elf allein hätten bereits eine eigene Serie verdient.

Das ist dann vielleicht auch der größte Vorwurf, den man Jonathan Strange & Mr. Norrell machen kann: Es ist nicht genug. Über viele Sagen, Vorgeschichten, Menschen und Feengestalten hätte man ungleich viel mehr erfahren wollen, nach dem recht abrupten Ende bleiben mehr Fragen offen, als einem lieb ist. Der Weg dorthin ist dabei jedoch sehr unterhaltsam und kurzweilig, mal düster, dann wieder humorvoll. Vor allem aber ist die Serie ein Fest fürs Auge. Dass sich die BBC auf historische Dramen versteht, ist kein Geheimnis, man fühlte sich jedoch auch in der alternativen Vergangenheit sichtlich wohl. Die Ausstattung – seien es reale wie magische Orte, die Einrichtung, aufwendige Kostüme oder Frisuren – sind auf dem gewohnt hohen Niveau des britischen Fernsehsenders, die Spezialeffekte, wenn die Magie zum Einsatz kommt, muss sich nicht vor der großen Konkurrenz aus Hollywood verstecken. An manchen Stellen verliert sich die TV-Produktion etwas in den vielen Nebenhandlungen und man beginnt sich zu fragen, ob es hier denn überhaupt so etwas wie eine richtige Geschichte gibt. Insgesamt aber ist die Serie für Fans von historischen Fantasyabenteuern eine der besten Neuerscheinungen der letzten Zeit.



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Die Optik ist BBC-typisch vom Feinsten, die Besetzung ist es auch: Die Romanverfilmung „Jonathan Strange & Mr. Norrell“ erzählt von dem unterhaltsamen Wettstreit zweier Magier, ist dabei mal düster, dann wieder humorvoll. Zwischendrin mangelt es jedoch an einem roten Faden, über viele Geschichten und Figuren hätte man gerne mehr erfahren.
8
von 10