(„Justice League: Gods and Monsters“ directed by Sam Liu, 2015)
Wo sie auftauchen, da steht schon bald kein Stein mehr auf dem anderen: Das Ziel der Justice League mag in den meisten Fällen noch nobel sein – die Bekämpfung von Verbrechern –, die Mittel sind es nicht. Schon früher waren Superman, Batman und Wonder Woman durch eine recht drastische Vorgehensweise negativ aufgefallen. Nachdem das Trio in einem Terroristenversteck ein Blutbad angerichtet hat, ist seine Popularität nun auf einem neuen Allzeittief. Aber wer so mächtig ist wie die drei, der steht ohnehin außerhalb von Recht und Ordnung. Dann jedoch werden nach und nach lauter Wissenschaftler ermordet, und alle Hinweise deuten auf die Justice League. Nun liegt es an ihr, den wahren Täter zu finden und die eigene Unschuld zu beweisen.
Wer nicht ganz so sehr in der Materie drin steckt und die Helden aus dem Haus DC Comics nur von den großen Filmen her kennt, wird sich hier erst einmal verwundert die Augen reiben: Wer sind diese Leute? Aus dem Schmalzlocken-Superman in blauen Strumpfhosen wurde ein machtbesessener Sohn mexikanischer Einwanderer. Batman vertraut bei der Verbrechensbekämpfung weniger auf technische Hilfsmittel als vielmehr auf seine blutsaugenden Fangzähne. Und Wonder Woman hat schwer mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, die eine fatale Hochzeit auf einem anderen Planeten beinhaltet. Nein, mit den bekannten Figuren hat das hier nur wenig zu tun. Und doch ist Justice League – Götter und Monster kein dreistes Fremdprodukt, das mit den großen Namen schnelles Geld machen will, sondern offizieller Teil der DC Universe Animated Original Movies. Nur eben einer, der einmal etwas ganz Neues ausprobieren will.
Das ist gerade zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch nicht ohne seinen Reiz. Wem die Comichelden immer schon zu glatt und nett waren, der bekommt hier eine sehr viel weniger nette Version geboten, die schulterzuckend über Leichen geht. Für Langzeitfans ist das aufgrund des erfrischend anderen Szenarios sowieso einen Blick wert, aber auch Einsteiger können hier einmal vorbeischauen. Schließlich handelt es sich bei Justice League – Götter und Monster um einen in sich abgeschlossenen Film, der keine Vorkenntnisse fordert. Konfus ist der Animationsfilm dennoch, was auch mit seiner Länge zusammenhängt: Bei rund 70 Minuten bleibt nicht viel Zeit für Erklärungen, man hetzt ein wenig von Szene zu Szene, die Flashbacks zu den Vorgeschichten der drei kommen recht unvermittelt. Das Potenzial einer düsteren Alternativversion wird so nicht ganz genutzt. Immerhin aber ist der Film dank der Krimielemente leidlich spannend, hat auch den einen oder anderen Twist zu bieten, man bleibt allein deshalb schon dran, um zu erfahren wer oder was hinter der Mordserie steckt.
Optisch ist das Ganze weniger weltbewegend. Detailreichtum und Animationen sind auf einem vertretbaren Niveau, sehen so aus, wie man es bei einer Comic-Direct-to-Video-Produktion eben erwarten kann. Wären da nicht die düsteren Farben und die vielen zum Teil überraschend brutalen Tode, Justice League – Götter und Monster wäre auch als Samstagmorgen-Show für Kinder durchgegangen. Bei den Effekten wurde ein wenig gespart, dafür werden wir von hässlichen Computer-Elementen weitestgehend verschont. Wenn zum Schluss noch einmal kräftig aufs Gaspedal getreten wird, hat sich das mit der visuellen Finesse dann aber ohnehin erledigt, da man viel zu sehr damit beschäftigt sein wird, den zahlreichen Kämpfen zu folgen.
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