Mit Schirm Charme und Melone Staffel 6
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Mit Schirm, Charme und Melone – Staffel 6

(„The Avengers“, series 6, 1968-69)

Mit Schirm Charme und Melone Staffel 6 2D
„Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 3“ ist seit 15. Oktober auf Blu-ray erhältlich

Ob privat oder beruflich, bei streng geheimen Sicherheitskonferenzen oder Wochenendausflügen, das verfolgt John Steed (Patrick Macnee) auf Schritt und Tritt. Glücklicherweise steht ihm eine neue Agentin namens Tara King (Linda Thorson) zur Seite, die es trotz ihres jungen Alters mit jedem Bösewicht aufnimmt. Kein anderer Kollege kann dem Duo das Wasser reichen. Und so liegt es meist an den beiden, mit Waffen, Grips und Humor Großbritannien vor üblen Machenschaften zu schützen.

Auch wenn es die Serie zuvor schon einige Jahre gegeben hatte, den Höhepunkt ihrer Popularität erreichte The Avengers erst mit den Staffeln 4 und 5, als dem Gentleman-Agenten John Steed die bezaubernd-schlagfertige Emma Peel (Diana Rigg) an die Seite gestellt wurde. Groß war die Herausforderung daher, als Rigg verkündete, aus der Serie aussteigen zu wollen, unter anderem um bei dem Bond-Abenteuer Im Geheimdienst Ihrer Majestät die weibliche Hauptrolle übernehmen zu können. Und groß auch die Ratlosigkeit, wie es denn nun weitergehen sollte.

Man entschied sich, Brian Clemens, der von Anfang an die Serie geprägt hatte, und auch Albert Fennel von deren Produzententätigkeiten zu feuern und es wieder mit John Bryce zu versuchen, der für die deutlich realistischeren Episoden mit Cathy Gale (Honor Blackman) verantwortlich war. Das Ergebnis war ein absolutes Desaster, nach nur drei Folgen musste Bryce wieder gehen, Clemens kam zurück. Und wer die Folgen Invasion der Erdenmenschen, Biete Putsch, suche Waffen und Mutters Erzählungen gesehen hat – die Überbleibsel von Bryce’ Comebackversuch –, kann über die Entscheidung nur glücklich sein, gehören die Episoden doch zu den schwächsten der gesamten Serie. Das war dann auch das erste Problem der sechsten und letzten Staffel von Mit Schirm, Charme und Melone: Wie schon bei Diana Riggs Einführung zwei Staffeln zuvor hat man auch dieses Mal mit Stimmungs- und Qualitätsschwankungen zu kämpfen.

Das zweite, sogar größere Problem war die Figur von Tara King selbst. Und das fängt bereits mit dem Alter an: Waren Macnee und Blackman praktisch ein Jahrgang, lagen zwischen ihm und Rigg bereits 16 Jahre. Bei Thorson kamen nun weitere neun dazu. Das mag trivial klingen, hatte aber Auswirkungen auf das Verhältnis von Steed zu King. Mit Schirm, Charme und Melone, das war vier Staffeln lang eine Serie gewesen, bei der sich zwei sehr unterschiedliche Protagonisten auf Augenhöhe begegnen. Gale und Peel mögen keine echten Agenten gewesen sein, und manchmal nur widerwillig von Steed zu Einsätzen überredet. Waren sie aber erst einmal Teil der jeweiligen Ermittlung, durften sie körperlich wie verbal ständig Paroli geben. King wiederum, die einzige mit einer echten Agentenausbildung, wurde trotz ihrer Kampfkunstkenntnisse oft auf die „Damsel in Distress“ reduziert, eine schutzbedürftige junge Dame, die ohne Steed auf keinen grünen Zweig kommt und nie wirklich einen Charakter entwickelt – womit die Serie deutlich an Reiz einbüßte.

Und das ist schade, denn nach dem holprigen Start lief die sechste Staffel immer mal wieder zu Hochform auf. Ob mörderische Clowns ihr Unwesen treiben (Vor Clowns wird gewarnt), ein Hotel mit kuriosen Methoden seine Gäste gefangen hält (Willkommen im Shakespeare’s Inn) oder in der letzten Folge ein Friedhof zum Schauplatz mysteriöser Vorgänge wird (Nächster Aufenthalt: Paradies), da waren viele skurrile Kriminalfälle dabei, die sich vor den Vorgängerstaffeln nicht zu verstecken brauchten. Schön ist auch die neu eingeführte Figur des cholerischen Agentenchefs Mutter (dargestellt von Patrick Newell, der zuvor schon andere Rollen in der Serie gespielt hatte) und der Running Gag, dass sein Hauptquartier ständig wechselt und an den unmöglichsten Orten der nächste Fall besprochen wird. Trotz ihrer diversen Schwächen sind die letzten 33 Folgen in ihrer Gesamtheit daher ein würdiger Abschluss der humorvollen und sehr einfallsreichen Agenten-Kultserie. Wer diese noch nicht kennt oder sein eigen nennt, darf sich daher über die unlängst erschienene Blu-Ray-Box freuen, die in keiner Fansammlung fehlen darf.



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Die letzte Staffel von „Mit Schirm, Charme und Melone“ leidet an stärkeren Qualitäts- und Stimmungsschwankungen, aber auch an einer zu schutzbedürftigen, blassen Heldin, die es mit ihren Vorgängerinnen nicht aufnehmen kann. Sehenswert ist die humorvolle Krimiserie aber auch dann noch, bietet viele skurrile Figuren und herrlich sonderbare Fälle.
7
von 10