(„Sammy“ directed by Olivier Jongerlynck, 2014)
Nicht verzagen, Sammy fragen! Wann auch immer es zu Problemen zwischen den Bewohnern des Korallenriffs kommt, ist es die weise Schildkröte, die eine Lösung weiß. Meistens zumindest. Und Probleme sind in dem Dorf keine Seltenheit, was an diversen intriganten Mitbürgern liegt, aber auch an ungefragten Gästen, die mächtig Wirbel in die Unterwasserwelt bringen. Und manchmal sind es auch einfach die kleinen Schwierigkeiten, mit denen die Jungtiere Ella, Ricky, Annabel, Pipo und Harald auf dem Weg ins Erwachsenenalter konfrontiert werden.
Wer bereits die erste Volume von Sammy – kleine Flossen, große Abenteuer gesehen hat, wird keine große Beschreibung hier mehr brauchen, denn auch die neuen 13 Doppelfolgen folgen dem bewährten Muster der Serie. Es gibt kleinere Abenteuer, etwa wenn die jugendlichen Protagonisten das sichere Korallenriff verlassen, um die Welt zu erkunden, Streitigkeiten zwischen Freunden (und Nicht-Freunden), die gelöst werden müssen, dazu noch den einen oder anderen moralischen Rat auf den Weg. Letztere sind diesmal etwas seltener als noch zuvor, immerhin dürfen die Zuschauer aber lernen, dass jeder einen Platz im Leben hat und Regeln manchmal durchaus ihren Sinn haben.
Allzu lehrreich will die belgisch-französische Animationsserie jedoch gar nicht sein, vielmehr geht es um ein spielerisches Erkunden der Welt. Nicht ohne Grund steht dann auch gar nicht der aus Sammys Abenteuer – Die Suche nach einer geheimen Passage bekannte Sammy im Mittelpunkt – dem Titel zum Trotz – sondern die bunte Schar an Nachkommen. Die beschränkt sich übrigens nicht nur auf Schildkröten, auch diverse Fischarten und ein Tintenfischmädchen sind dabei, bei den Erwachsenen gesellen sich noch Hummer, Seepferdchen und ein Hai dazu. Die sind oft auch dazu da, für komische Reibepunkte zu sorgen: Das Seepferdchen versucht ständig, die Korallenriffherrschaft an sich zu reißen, der Hai ist ein Vegetarier vom simplen Gemüt. Und dann wären da noch die fiesen, aber etwas minderbemittelten Möwen, welche alles dafür tun würden, endlich mal ein leckeres Schildkrötenbaby futtern zu dürfen, sich jedoch jedes Mal an den gewitzten Protagonisten den Schnabel ausbeißen.
Eine Rahmenhandlung gibt es dabei nicht, die Episoden stehen völlig für sich und können in einer beliebigen Reihenfolge geschaut werden. Nicht einmal Volume 1 muss man aus Verständnisgründen gesehen haben. Das macht die Serie schön einsteigerfreundlich und ist angemessen für die junge Zielgruppe auch als kleiner Happen zwischendurch wohlbekömmlich. Sonderlich viel Inhalt haben die Minigeschichten damit aber nicht: Sammy – kleine Flossen, große Abenteuer hat zwar Anleihen von Coming of Age, nur fehlt es hier an einer echten Entwicklung. Bei jeder neuen Folge heißt es zurück zum Anfang, die Elemente wiederholen sich doch sehr stark.
Nicht nur innen, auch außen mangelt es der Serie an Abwechslung: Die 13 bzw. 26 Episoden spielen fast ausschließlich im Korallenriff, nur selten wagen sich die Protagonisten wirklich weit weg davon. Wäre das Dorf schön ausgearbeitet, könnte man darüber noch hinwegsehen. So ganz ist die Euphorie der Meeresbewohner über ihr Zuhause aber nicht nachzuvollziehen, denn mehr als klobige Steine und gelegentliche Pflanzen sind da nicht zu sehen, die Schauplätze sind schon sehr leer und eintönig. Besser steht es um die (zum Teil) farbenfrohen und ordentlich ausgestalteten Minihelden, mit denen sich junge Zuschauer gut identifizieren und langsam die große weite Welt da draußen kennenlernen können.
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