(„Sekai Seifuku – Bōryaku no Zuvizudā“ directed by Tensai Okamura, 2014)
Ärztin oder Lehrerin, vielleicht auch Künstlerin oder Tierpflegerin – das sind einem Klischee zufolge die Traumberufe von Mädchen, wenn sie einmal groß sind. Bei Kate Hoshimiya ist das ein klein wenig anders. Nicht nur, dass sie weder älter noch größer wird, ihr erklärtes Ziel ist die Weltherrschaft! Und sie ist nicht allein, als Anführerin der Geheimgruppe Zvezda kann sie auf eine Schar treuer Anhänger bauen. Seit neuestem zählt auch Asuta Jimon dazu, ein Achtklässler, der von zu Hause ausgerissen und dabei Kate über den Weg gelaufen ist.
Geheimorganisationen, die nach der Weltherrschaft streben, das ruft in Film und Fernsehen normalerweise aufrechte Helden hervor. Sekai Seifuku schert sich jedoch relativ wenig darum, was eigentlich normal ist. Schon die Idee, ein kleines mit einem Plüschtier bewaffnetes Mädchen an die Spitze der Verbrecherbande zu setzen, darf getrost unter kurios verbucht werden. Und auch sonst ist die Animeserie alles andere als ernst gemeint. So setzt sich Zvezda aus den unterschiedlichsten Charakteren zusammen, darunter auch einige recht skurrile wie ein Robotermädchen, das sich ausschließlich von rohem Gemüse ernährt. Der geheime Stützpunkt befindet sich nicht auf einer verlassenen Insel oder tief verborgen im Wald. Stattdessen handelt es sich um ein nettes Stadthaus, das seinen Inhalt ungeniert auf einem Türschild verrät.
Einfälle gibt es bei der TV-Originalentwicklung also einige, teilweise wird es dabei sogar sehr abstrus. Und doch ist die neuste Serie von Tensai Okamura (Wolf’s Rain, Darker than Black) nicht der große Wurf, den das originelle Szenario und die eigenwilligen Figuren vermuten lassen. Da treffen herrliche Folgen wie die, wo die Gruppe allen Rauchern den Kampf angesagt hat oder auch ein chaotischer Betriebsausflug zu einem Onsen auf diverse, in denen es nicht wirklich etwas zu lachen gibt. Zwar versucht man sich fast durchgängig an Gags, die pseudodramatischen Elemente halten sich wohltuend in Grenzen. Nur dass die eben nicht so oft zünden, wie sie es sollten, hinter dem ungewöhnlichen Drumherum verbergen sich oft recht gewöhnliche Witze.
Vor allem macht sich mit der Zeit bemerkbar, dass man kein so richtig durchgehendes Konzept für die Serie hatte: Da werden Elemente eingeführt und wieder fallengelassen, diverse Hintergründe werden kaum zufriedenstellend erklärt. Hat man beispielsweise anfangs den Eindruck, jede Folge stünde unter einem entsprechenden Motto – XYZ muss unterworfen werden – sind die Figuren später mehr mit sich selbst als mit der Außenwelt beschäftigt. Und das ist dann doch irgendwo verschwendetes Potenzial.
Aber nicht jeder Anime muss in die Geschichte eingehen, die zwölf regulären Episoden plus eine 13. Extrafolge machen nichts Entscheidendes falsch und bieten nette Unterhaltung. Da reiht sich auch die optische Gestaltung ein, die mit ihren fleckigen Hintergründen an Selector Infected WIXOSS erinnert. Nur nicht ganz so hübsch, da verzichtete das Animationsstudio A-1 Pictures (Your Lie in April, Welcome tot he Space Show) dann doch auf zu viele Details. Und auch bei den Animationen selbst riss man sich nicht gerade ein Bein aus. Aber es sieht ansprechend genug aus, um dabei zu bleiben und den Welteroberungsplänen bis zum Schluss zuzusehen.
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