„But I don’t want to go among mad people,“ Alice remarked.
„Oh, you can’t help that,“ said the Cat: „we’re all mad here. I’m mad. You’re mad.“
„How do you know I’m mad?“ said Alice.
„You must be,“ said the Cat, „or you wouldn’t have come here.”
Das ist nur eine der vielen Passagen aus „Alice im Wunderland“, welche gerne immer wieder zitiert wird, und steht doch stellvertretend für ein Kinderbuch, welches so ganz anders war als seine Kollegen. Wo andere auf Moral und wichtige Lehren setzen, war Lewis Carrolls Geschichte von absurdem Humor, eigenartigen Kreaturen und subversiven Seitenhieben auf die strengen Sitten zu Zeiten von Queen Victoria geprägt. Doch obwohl das Buch eben im Geiste jener Zeit entstanden ist, hat es durch seine Losgelöstheit von der realen Welt eine Zeitlosigkeit, die bis heute anhält. Selbst wer „Alice im Wunderland“ oder die Fortsetzung „Alice hinter den Spiegeln“ nie gelesen hat, wird viele Momente und Figuren daraus kennen: der verrückte Hutmacher, die despotische Herzkönigin, die Grinsekatze oder den philosophischen Humpty Dumpty.
Dabei war das so gar nicht geplant gewesen. Vielmehr hatte Charles Lutwidge Dodgson, so der richtige Name Carrolls, eigentlich nur während einer Bootsfahrt die 10-jährige Alice Pleasance Liddell und deren beiden Schwestern mit einer Geschichte unterhalten wollen. Dabei war er jedoch so erfolgreich, dass diese darauf bestanden, er solle das Abenteuer von Alice, die durch ein Kaninchenloch in ein Wunderland fällt, unbedingt in Buchform festhalten. Drei Jahre später, im Sommer 1865, sollte es ursprünglich erscheinen, aufgrund von Einsprüchen durch den Illustrator John Tenniel, der mit der Druckqualität nicht glücklich war, verschob sich das Ganze aber noch einmal um einige Monate, bis es im Dezember 1865 dann endlich so weit war – also vor 150 Jahren. Heute zählen die beiden Werke zu den großen Klassikern der Weltliteratur, kaum ein Buch wurde vergleichbar oft verkauft. Und vergleichbar oft verfilmt.
Adaptionen der Alice-Bücher
Knapp 40 Jahre nach der Veröffentlichung wagte sich das erste Mal jemand an die Aufgabe, die fantastischen Abenteuer von Alice in bewegten Bildern umzusetzen. Das 1903 produzierte Alice im Wunderland litt zwar wie viele der nachfolgenden Versionen unter den technischen Limitierungen ihrer Zeit, viele Szenen ließen sich einfach (noch) nicht umsetzen. Zudem hatten gerade die Stummfilme damit zu kämpfen, dass sich der enorme Sprachwitz durch Bilder allein nicht einfangen ließ, bei der Umsetzung sehr viel auf der Strecke blieb. Daran versucht haben sich dennoch eine Menge, bis heute sind mehrere Dutzend Filme und Serien erschienen, die eins der beiden Bücher adaptierten, Elemente aus beiden verwendeten – so stammen Tweedledum und Tweedledee entgegen weitläufiger Meinung nicht aus dem Wunderland, sondern dem Spiegelland der Fortsetzung -, teilweise aber auch viel Neues hinzufügten. So stellte sich die Science-Fiction-Serie von 2009 vor, wie das Wunderland 143 Jahre später wohl aussehen würde, aus dem viktorianischen Abbild wurde eine düstere Dystopie.
Leider sind eine ganze Reihe dieser Adaptionen heute verschollen. Während so ziemlich jeder beispielsweise die beiden Disney-Adaption von 1951 bzw. 2010 kennt, dürften nur die wenigsten von Alice Comedies gehört haben. Die Serie war in den 1920ern von Walt Disney selbst entwickelt worden und erzählte die Geschichten einer realen Alice und ihrer Zeichentrickkatze Julius. Überhaupt waren es lange Zeit die Animationsvarianten, die qualitativ die Nase vorn hatten, gab es hier doch deutlich mehr Entfaltungsmöglichkeiten. Neben den zahlreichen Zeichentrickvarianten, von denen neben der Disney-Version die 52-teilige Serie von 1983 die bekannteste sein dürfte, versuchten sich zwei Regisseure auch an einer Realfilm-/Stop-Motion-Kombination: das originalgetreue französische Musical von 1949 und die surreale Interpretation durch Jan Švankmajer im Jahr 1988 zählen zu den besten Adaptionen des Materials. Ein Ende dieser Umsetzungswut ist nicht abzusehen: 2013 bekam die Serie Once Upon a Time ein Wunderland-Spin-off (Once Upon a Time in Wonderland), im Mai 2016 steht mit Alice Through the Looking-Glass das neueste Kapitel der (hoffentlich) nie enden wollenden Geschichte an.
Alice als Inspirationsquelle
Während die Verfilmungen oben entweder direkte Adaptionen waren oder das Material als Ausgangsquelle für neue Geschichten nutzen, gingen andere doch sehr viel freier mit dem berühmten Buchduo um. Manche nahmen die Hauptfigur und ließen sie in völlig fremden Geschichten auftreten (Alice of Wonderland in Paris, Leon und die magischen Worte) oder ließen bekannte Figuren ins Wunderland reisen (Betty Boop, Hello Kitty, Glücksbärchis). Wieder andere begnügten sich mit Zitaten oder Anspielungen: In Alice or the Last Escapade macht eine Frau namens Alice Carroll seltsame Erfahrungen in einem abgelegenen Haus, in Serial Experiments Lain taucht ein Mädchen in die Internetwelt ein und trifft dort auf eine Grinsekatze, ähnlich beginnt die Animeanthologie Short Peace mit einem Mädchen, das einem weißen Kaninchen in eine Technikwelt folgt. The World of Kanako wiederum erzählt die Geschichte von der Jugendlichen Kanako, deren Lieblingsbuch „Alice im Wunderland“ ist und die es liebt, jeden Tag in moralische Abgründe einzutauchen und anderen das Leben zur Hölle zu machen.
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