Broadway Therapy
© Wild Bunch Germany

Broadway Therapy

(„She’s Funny That Way“ directed by Peter Bogdanovich, 2014)

Broadway Therapy DVD
„Broadway Therapy“ ist seit 22. Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich

30.000 Dollar, das ist für ein Call Girl doch mal ein fürstliches Gehalt. Allerdings hat der Broadway-Regisseur Arnold (Owen Wilson) daran auch eine Bedingung geknüpft: Izzy (Imogen Poots) soll nach dieser einen Nacht ihren Beruf aufgeben. Das lässt sich die junge Prostituierte nicht zweimal sagen, träumt sie insgeheim ohnehin davon, als Schauspielerin Karriere zu machen. Die Gelegenheit dafür lässt auch nicht lange auf sich warten, als sie zu einem Casting eingeladen wird, in dem eine Frau gesucht wird, die ein Call Girl spielt. Die perfekte Rolle also. Pikanterweise nur wird dieses Stück von Arnold inszeniert, die Hauptrollen von dessen Frau Delta (Kathryn Hahn) und Seth (Rhys Ifans) gespielt, der nicht nur mit Delta eine Affäre hatte, sondern auch um Arnolds Seitensprung weiß. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, findet auch noch der Autor des Stücks, Joshua (Will Forte), Gefallen an der Dame – sehr zum Missfallen von dessen Freundin Jane (Jennifer Aniston), die als Therapeutin unter anderem Izzy, aber auch einen Stalker von ihr zum Patienten hat.

Wem schon bei der Kurzbeschreibung des Inhalts der Kopf raucht, der sollte sich gut überlegen, ob er sich Broadway Therapy wirklich anschauen mag. Das Chaos ist hier Programm, Unglaubwürdigkeit wird zum Filmprinzip erklärt. Das mag für manche ein bisschen zu viel sein, macht aber tatsächlich einen Teil des Charmes aus: In dieser Komödie hat wirklich jeder mit jedem etwas zu tun, man läuft sich so oft „zufällig“ über den Weg, als würde New York nur aus zwei Straßen bestehen. Klar auch, dass bei jeder Begegnung das Chaos nur noch größer wird, bis am Ende niemand mehr wirklich durchblickt – die Protagonisten nicht, die Zuschauer nicht.

Diese Übertriebenheit hat natürlich eine Reihe von Lachern zur Folge, ebenso die durch die Bank neurotischen Figuren. Allerdings verlässt sich Regisseur und Ko-Autor Peter Bogdanovich, der einst mit Is‘ was, Doc? einen Klassiker der Screwball-Komödie erschaffen hat, hier viel zu sehr auf die bloßen Mechanismen des Genres: hohes Tempo, viele Verwicklungen, ständige Geschlechterkämpfe. Das weckt nostalgische Gefühle, gibt seinem neuesten Film etwas Zeitloses. Gleichzeitig aber auch etwas Altbackenes, das nach verstaubter Schublade riecht – kein Wunder, ist die Idee des Films inzwischen doch 15 Jahre alt, seither hatte Bogdanovich um deren Umsetzung gekämpft.

Immerhin konnte er unglaublich viele bekannte Namen für das Projekt gewinnen: Neben den oben genannten Darstellern hat Cybill Shepherd einen wunderbaren Kurzauftritt, auch Quentin Tarantino und Michael Shannon sind zu sehen, Wes Anderson und Noah Baumbach produzierten. Da das Schaulaufen auch noch regelmäßig mit jazzigen Klängen unterlegt ist, möchte man zwischendurch immer mal wieder meinen, aus Versehen einen Woody-Allen-Film eingeschaltet zu haben. So wie bei dessen Spätwerke oft auch ist das Ergebnis aber weniger witzig, als es für die Macher wohl den Eindruck erweckte, trotz der schlüpfrigen Inhalte ist Broadway Therapy nur nette, harmlose, etwas müde Unterhaltung. Für die Feiertage ist das nicht verkehrt, wenn man mit der Familie leicht lethargisch auf der Couch liegt. Es wird einem nur nicht viel davon zurückbleiben, so als hätte man gerade die Wiederholung eines Stücks gesehen, von dem man schon die Premiere wieder vergessen hat.



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„Broadway Therapy“ vereint viele Stars und klassische Screwball-Tugenden wie hohes Tempo und chaotische Verwicklungen. Das ist zwar teils schön nostalgisch, insgesamt aber zu nett, harmlos und auch altbacken, um wirklich einen größeren Eindruck zu hinterlassen.
6
von 10