(„Knock Knock“ directed by Eli Roth, 2015)
Wenn die Arbeit ruft … Eigentlich hätte Evan (Keanu Reeves) das Wochenende ja lieber mit seiner Familie verbracht, dann kam ihm aber ein dringender Auftrag dazwischen. Anstatt mit Frau und Kindern an den Strand zu fahren, brütet der Architekt deshalb allein daheim an den Plänen für ein neues Gebäude. Damit ist es jedoch vorbei, als nachts zwei attraktive junge Frauen an seiner Tür klopfen. Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana de Armas) seien auf der Suche nach einer Party, die hier in der Nähe stattfinden solle, und müssten einmal dringend telefonieren. Da es zeitgleich wie aus Eimern schüttet, bittet sie Evan herein – ohne zu ahnen, worauf er sich bei dem Besuch einlässt.
Wenn du in Home-Invasion-Thrillern Besuch der unangemeldeten, feindlich gesinnten Art erhältst, dann sind das meisten schwer bewaffnete Männer (You’re Next, Aggression Scale), oft psychotisch veranlagt (The Purge, In Their Skin). Die Invasoren können aber natürlich auch übernatürlicher (Hellions, Citadel) oder selbst tierischer (The Pack) Natur sein. Hauptsache es handelt sich dabei um jemand, der so bedrohlich ist, dass dir schon beim bloßen Anblick das Herz in die Hose rutscht. Zwei junge, hübsche, wehrlose Frauen? Das kommt dann doch ein wenig unerwartet.
Es ist auch die Wahl der ungewöhnlichen Aggressoren, die Knock Knock von der Konkurrenz abhebt und ihr einen ganz eigenen Reiz gibt. Zumal ihr Opfer kein schmächtiger Bürohocker ist, sondern immerhin ein stämmiger Keanu Reeves, der schon in zahlreichen Actionfilmen gezeigt hat, dass er seinen Mann stehen kann. Oder auch zehn. Dass ein solch ganzer Kerl letztendlich chancenlos sein soll gegen zwei zarte Damen, wird so manchen Zuschauer tief in seiner männlichen Ehre verletzen, wohl auch absolut lächerlich wirken.
Beides ist absolut beabsichtigt, Knock Knock ist weniger ein herkömmlicher Thriller als vielmehr eine humorvolle Demontage desselben, der sich über Klischees und Frauenbilder lustig macht. Spannend ist das weniger, was Regisseur und Ko-Autor Eli Roth (Cabin Fever, Hostel) da auf die Leinwand bringt, dafür oft aber lustig. Vorausgesetzt natürlich, man kann dem Szenario an sich etwas Lustiges abgewinnen. Darüber hinaus wird nämlich recht wenig geboten: Nicht nur, dass der Film für rothsche Verhältnisse überraschend unblutig ist, es fehlt ihm auch die inhaltliche Schärfe, um daraus eine tatsächlich funktionierende Satire zu machen.
Ein bisschen sitzt Knock Knock dann auch zwischen den Stühlen, kann sich nicht so recht entscheiden, in welche Richtung es gehen soll, ist am Ende nicht mehr als der kleinste gemeinsame Nenner zweier Genres, die ohnehin nur selten zusammenpassen (Thriller, Komödie). Dass hier vieles keinen Sinn ergibt, die Handlungen oft kaum nachvollziehbar sind, wird man dabei noch einigermaßen verkraften können – schließlich ist das bei Home-Invasion-Filmen keine Seltenheit. Schade ist aber, dass es den Machern hier gerade zum Ende hin am nötigen Mut mangelte, mehr als eine harmlos-nette Unterhaltung aus dem Stoff machen zu wollen. Diese wird aber immerhin geboten, Reeves einmal als arme, wimmernde Wurst zu sehen, das allein lässt so manche Schwäche vergessen.
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