(„Les Combattants“ directed by Thomas Cailley, 2014)
Es sind nicht unbedingt ideale Bedingungen, um sich näherzukommen: Als sich Arnaud (Kevin Azais) und Madeleine (Adele Haenel) das erste Mal gegenüberstehen, dann als Gegner in einem Selbstverteidigungskurs. Während Arnaud mehr oder weniger in den Ring geschubst wird und überhaupt keine Lust hat, Frauen zu schlagen, ist Madeleine mit deutlich mehr Eifer dabei. Schließlich erwartet sie das Ende der Welt, und darauf will man vorbereitet sein! Auch die zweite Begegnung – Arnaud soll bei Madeleines Familie ein Poolhaus bauen – läuft wenig harmonisch ab. Erst als die Jugendliche sich bei einem Bootcamp anmeldet und ihr Verehrer dorthin folgt, bietet sich ihm eine Chance auf Annäherung.
Es gibt ja die unterschiedlichsten Methoden und Orte, um seiner großen Liebe zu begegnen, im Film wie im wahren Leben: bei der Arbeit, in einer Bar, auf Partys, im Internet, an der Käsetheke. Ein improvisierter Kampfring an einem Strand in Südfrankreich? Das ist dann doch mal etwas Neues. Es ist dieses kämpferische Szenario, was Liebe auf den ersten Schlag von Anfang an von den unendlich zahlreichen Liebeskomödien unterscheidet, welche auf der Leinwand oder daheim um die Gunst des (meist weiblichen) Publikums kämpfen. Immer kokettiert der französische Film mit einem drohenden Weltuntergang. Der kommt hier zwar nie, die Geschichte bekommt dadurch aber immer etwas leicht Skurril-Unwirkliches, gerade auch weil das Unheil vor der malerischen Kulisse Südfrankreichs heraufbeschworen wird.
Und auch die Figur der Madeleine entspricht nicht so ganz unserer Vorstellung einer romantischen Heldin – allein schon deshalb, weil ihr jeder Sinn für Romantik fehlt. Das führt immer wieder zu komischen Situationen, etwa wenn Arnaud freudestrahlend vor ihr steht, sie aber nur barsch reagiert, gar nicht erst versteht, was der junge Mann eigentlich von ihr will. Wirklich nachzuvollziehen ist das aus der Sicht des Zuschauers auch nicht immer, schließlich ist die junge Außenseiterin zwar hübsch, aber keine echte Schönheit, dazu noch abweisend und ohne großen Charme. Aber auch das gehört zum Gefühlschaos im Leben nun mal dazu, man sucht sich nicht immer aus, für wen das eigene Herz schlägt. Es ist sogar schön, dass Liebe auf den ersten Schlag auf optische und inhaltliche Genrekonventionen pfeift, die Figuren nicht idealisiert werden.
Gespielt ist das auch noch sehr gut, die umwerfende Adèle Haenel wurde für ihre Leistung nicht unberechtigt mit dem César als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Für Kévin Azaïs gab es bei der wichtigsten französischen Filmauszeichnung immerhin den Preis als bester Nachwuchsdarsteller, auch Regisseur und Ko-Autor Thomas Cailley, der hier sein Spielfilmdebüt gibt, ging nicht leer aus. So richtig massentauglich ist Liebe auf den ersten Schlag dann aber doch nicht, dafür verläuft die Gefühlsbildung ein bisschen zu abrupt, auch die Gagrate hätte stellenweise noch etwas höher sein dürfen.
Der ganz große Erfolg blieb an den heimischen Kinokassen dann auch aus, 400.000 Besucher sind für französische Verhältnisse noch überschaubar. Umso schöner, dass es die widerspenstige Liebeskomödie hierher geschafft hat, zunächst sogar ins Kino, nun auch nach Hause. Freunde romantischer Verwicklungen sollten der etwas anderen Interpretation einmal eine Chance geben. Aber auch wer dem Genre zweifelnd bis ablehnend gegenübersteht, findet hier einiges, für das es sich lohnt einzuschalten. Der Kampf um die Liebe, er ist auch ein Kampf für sich selbst, dafür in einer unsicheren Welt einen Platz für sich zu finden und sich der inneren Verödung entgegenzustellen.
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