(„Madame Bovary“ directed by Sophie Barthes, 2014)
„Lieber Gott, gib dass er der richtige ist!“ Als die schöne Emma (Mia Wasikowska) den gutbürgerlichen Dorfarzt Charles Bovary (Henry Lloyd-Hughes) heiratet, sind die Hoffnungen auf ein besseres Leben groß. Es dauert jedoch nicht lange, dass diese Hoffnungen sich nach und nach zerschlagen. Gelangweilt von dem eintönigen Dasein auf dem Land, beginnt sie sich nach Aufregung zu sehnen, nach Luxus, nach der großen Stadt. Während sie die Avancen des angehenden Juristen Léon (Ezra Miller) noch zurückweist, ist sie dem weltgewandten Marquis (Logan Marshall-Green) bald verfallen. Aber es ist der Händler Lheureux (Rhys Ifans), welcher ihr zum Verhängnis wird, denn bei ihm findet sie die schönsten Sachen, die sie ohne auf den Preis zu achten auch hemmungslos einkauft.
Frauen haben die schöne Fassade einer Familie zu sein oder in dem Haushalt zu arbeiten? Nicht in „Madame Bovary“. Der 1856 von Gustave Flaubert veröffentlichte Roman über eine junge Frau, die durch Affären und Luxus versucht, ihrem banalen Alltag zu entfliehen, sorgte seinerzeit für einen handfesten Skandal, welcher dem Autor sogar eine Gerichtsverhandlung einbrachte. Das Buch war aber nicht nur inhaltlich der Bruch mit alten Traditionen, auch die realistische Erzählweise sicherte dem französischen Schriftsteller einen Platz im Literaturolymp.
Die Zeiten, wo eine Frau nur aufgrund außerehelichen Geschlechtsverkehrs Geschichte schreibt, sind natürlich lang vorbei, da sind wir mittlerweile doch deutlich mehr gewohnt – im realen wie im filmischen Leben. Entsprechend muss eine Verfilmung des Literaturklassikers auch ein bisschen mehr bieten als das, um 2015 noch bemerkt zu werden. Madame Bovary hat das, so möchte man anfangs noch meinen. Da wären zum einen die Bilder, welche mit schönen Kostümen, weiten Landschaften und historischen Kulissen eine zeitlose Qualität gewinnen. Und zum anderen natürlich die Besetzung, die mit einigen bekannten Namen protzen kann: Mia Wasikowska, Ezra Miller, Paul Giamatti – das sind schon einige verdiente Schauspieler, die Regisseurin Sophie Barthes da zur Verfügung stehen.
Und doch will sich das alles nicht zu einem wirklich stimmigen Gesamtbild zusammensetzen. An den Darstellern liegt das nicht, Wasikowska überzeugt ebenso als von Sehnsüchten geplagte junge Frau wie Ifans als diabolischer Kaufmann, der eben diese Sehnsüchte geschickt für sich zu nutzen weiß. Während die Rollen so klar verteilt sind, fehlt es jedoch an den Zwischentönen, welche die Geschichte auch glaubhaft und fühlbar machen. Am besten gelingt das Madame Bovary noch am Anfang, wenn die Protagonistin einsam durch das leere, freudlose Haus wandert und so ein klarer Kontrast zu den Momenten geschaffen wird, wenn das Männertrio in ihr Leben tritt.
Das allein reicht jedoch nicht, im Anschluss geht es viel zu schnell weiter. Wann und warum wird aus dem jungen Mädchen, das freudestrahlend ihrem Mann Selbstgebackenes zeigt eine Frau, die ohne Rücksicht auf Verluste ein großes Leben für sich einfordert? Der Film verrät es nicht, die psychologische Komponente des Romans kommt bei der Adaption viel zu kurz. Stattdessen rennt Bovary von einem Mann zum nächsten, stürzt sich und andere ins Unglück, ohne dass man genau wüsste warum. Und ohne dass es einen wirklich interessieren würde. Das ist dann zwar alles hübsch anzusehen, wem es bei historischen Dramen vor allem auf das Drumherum ankommt, wird hier zwei Stunden lang ansprechend bedient. Tiefergehende Einblicke in seine Figuren und die Gesellschaft sollte man jedoch nicht erwarten.
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