Magic Mike XXL
© Warner Bros

Magic Mike XXL

(„Magic Mike XXL“ directed by Gregory Jacobs, 2015)

Magic Mike XXL DVD
„Magic Mike XXL“ ist seit 3. Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich

Mike (Channing Tatum) hat schon vor Jahren der Stripper-Truppe „Kings Of Tampa“ den Rücken gekehrt, nun haben auch seine ehemaligen Kollegen die Lust verloren, sich täglich vor kreischenden Frauen zu entblößen. Ein letztes Mal wollen Ken (Matt Bomer), Big Dick Richie (Joe Manganiello), Tarzan (Kevin Nash), Tito (Adam Rodriguez) und Tobias (Gabriel Iglesias) aber noch einmal alles geben. Mike hält zunächst nicht viel von der Idee, erklärt sich aber am Ende doch dazu bereit, bei der Abschiedstour mitzumischen. Während die sechs vergangene Zeiten Revue passieren lassen, über frühere Träume und neue Nummern reden, treffen sie alte und neue Bekannte, darunter Mikes frühere Chefin Rome (Jada Pinkett Smith) und die junge Fotografin Zoe (Amber Heard).

Wenn ein Film, der gerade mal 7 Millionen Dollar gekostet hat, fast 170 Millionen wieder einspielt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung ansteht – egal wie. Diesen Eindruck zumindest hat man bei Magic Mike XXL, der drei Jahre nach dem Überraschungserfolg Magic Mike angesiedelt ist. Und in der Zeit hat sich so viel geändert, dass der Film kaum wiederzuerkennen ist. Das liegt sicher auch an dem veränderten Filmteam: Statt Steven Soderbergh führte nun Gregory Jacobs Regie, Alex Pettyfer, Cody Horn und Matthew McConaughey sind ebenfalls Geschichte. Dafür sind sämtliche Stripper der zweiten Reihe mit dabei, was aber nur große Fans des Erstlings bemerken werden. Denn ganz ehrlich: Die wurden seinerzeit so stiefmütterlich behandelt, dass sich kaum einer mehr an sie erinnern wird.

Immerhin ist Titelheld und Aushängeschild Channing Tatum wieder mit von der Partie und zeichnet sich auch hier für einen Großteil der stärksten Szenen verantwortlich. Wer den Schauspieler nur von seiner Physis her kennt bzw. den Vorgänger nicht gesehen hat, würde nie vermuten, welches akrobatische Talent hinter den Muskelmassen schlummert. Schon sein erster Einsatz, eine improvisierte Tanzeinlage in seiner Werkstatt, lässt einen ungläubig auf den Bildschirm starren, gleiches gilt für seine späteren Auftritte. Die sind insgesamt diesmal leider selten geworden so wie die Männertruppe sich allgemein recht zurückhaltend zeigt. „Zu sehen“ gibt es für das weibliche Publikum diesmal daher weniger, anstatt ihre Luxuskörper zu präsentieren, ziehen es die „Kings of Tampa“ dieses Mal vor, sich überwiegend zu unterhalten.

Damit einher geht eine deutlich andere Stimmung. Zwar schrieb auch dieses Mal Reid Carolin das Drehbuch, von dem leichtfüßigen Spaß des Erstlings ist aber kaum mehr etwas übrig. Das mag durchaus mit dem Abgang von McConaughey zu tun haben, der als grotesker Vorturner für viele der Lacher verantwortlich war. Es ist aber auch der Situation geschuldet: Magic Mike war ein Film über eine Gruppe Männer, die ihren Träumen hinterherjagen und dabei eine Menge Spaß haben wollen. Der ist in Magic Mike XXL vorbei, der Blick ist hier nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit gerichtet, auf das, was von ihren Träumen übrigblieb. Bei allem Willen zum Neuanfang, der Film ist eher von Orientierungslosigkeit und Enttäuschung geprägt.

Ein realistisches Drama ist Magic Mike XXL dann aber doch nicht, zwischendurch wird immer wieder mit den Träumen des weiblichen Publikums gehandelt, Frauen zu Königinnen ernannt, die es zu verehren gilt. Zu sagen haben diese hier jedoch nichts, starke Protagonistinnen hat der Film nicht zu bieten. Das zeigt sich natürlich in den Momenten, in denen sie zu kreischenden Hintergrundgeräuschen reduziert werden. Aber auch ein kurios missglückter Auftritt von Andie MacDowell als Mutter einer Freundin, die sich für das weibliche Recht auf Vergnügen einsetzt, beschränkt sich auf Plattitüden und Posen. Tiefsinnig wollte man bei dem Film sein und bleibt doch nur an der Oberfläche kleben. Die sieht zweifelsfrei nett aus, reicht aber nicht aus, um einen knapp zweistündigen Streifen zu füllen. Magic Mike XXL, das ist ein Roadtrip mit vielen Begegnungen, die aber so nichtssagend und oft unglaubwürdig sind, dass man sich im Nachhinein kaum an sie erinnern will oder kann – der letzte Auftritt der Superstripper ist auf Hochglanz polierte Langeweile.



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„Magic Mike XXL“ wollte alles größer und besser machen, ist dem Vorgänger aber doch in praktisch jeder Hinsicht unterlegen. Nur die nach wie vor beeindruckenden Tanzeinlagen von Channing Tatum unterbrechen die orientierungslose Langeweile und die unglaubwürdige Tiefsinnigkeit.
5
von 10