Persona 3 Spring of Birth
© ATLUS © SEGA/PERSONA 3 the Movie Committee

Persona 3 The Movie: #1 Spring of Birth

(„Gekijōban Perusona 3 Dai Ichi Shō“ directed by Noriaki Akitaya, 2013)

Persona 3 Spring of Birth
„Persona 3 The Movie: #1 Spring of Birth“ ist seit 27. November auf DVD und Blu-ray erhältlich

Eigentlich hätte der Schulwechsler Yuuki Makoto um diese Zeit gar nicht draußen unterwegs sein sollen, ein verspäteter Zug war schuld, dass er nicht früher bei seinem Wohnheim ankommt. Und vielleicht wäre das auch besser gewesen, denn pünktlich um Mitternacht verwandelt sich die Stadt in einen sonderbaren Ort, an dem die Zeit stillsteht, eigenartige Kreaturen durch die Straßen ziehen und die Menschen in eine Art Trance verfallen. Die meisten zumindest. Yuuki ist einer der wenigen, der während dieser wiederkehrenden Geisterstunden bei Bewusstsein ist. Und er ist einer der, der etwas gegen die sogenannten „Shadows“ ausrichten kann, indem er ein „Persona“ beschwört: mächtige Wesen, die ihm und den anderen im Kampf gegen die Monster beisteht.

Die Rollenspielreihe „Megami Tensei“ von Atlus, das bedeutete meist finstere Szenarien rund um den Weltuntergang, Dutzende bizarre Monster und Dämonen und ein knackiger Schwierigkeitsgrad. Kein Wunder also, dass sich eher die Hardcorezocker davon angesprochen fühlten, während die breite Masse sich anderswo ihren RPG-Spaß holte. Mit „Persona 3“ entschied man sich 2006 dann aber wohl, dass da doch mehr drin war in der Materie, kombinierte gewohnte Kellerkeilereien mit einer stark sozialen Komponente: Die Helden mussten auf einmal nicht nur mit Schwert und Magie gut umgehen können, sondern sich auch um ihre Freunde kümmern, in der Schule lernen und Spielhallen besuchen – was ein jugendlicher Weltenretter nun mal so macht.

Noch einen Schritt weiter ging man zwei Jahre später bei „Persona 4“, welches das Prinzip fortsetzte und verfeinerte und dem auch noch eine Animeserie namens Persona 4 The Animation spendiert wurde. Als dieser Multi-Media-Ausflug erfolgreich war, durfte dann auch der Vorgänger eine Adaption erhalten, dieses Mal aber in Form einer vierteiligen Filmreihe. In Deutschland bekam man hiervon relativ wenig mit, die Verfilmungen beider Spiele blieben im Ausland. Lediglich ein weiteres „Megami Tensei“-Spin-off Devil Survivor 2 – The Animation wurde letztes Jahr auf die hiesigen Animefans losgelassen. Mit Persona 3 The Movie: #1 Spring of Birth wird nun der Versuch gestartet, mit einiger Verspätung die Reihe doch noch hierzulande zu etablieren, stimmen die Verkaufszahlen, sollen auch die weiteren Filme veröffentlich werden.

Das Experiment ist durchaus mutig, denn als eigenständiges Werk funktioniert Spring of Birth kaum, ist nicht viel mehr als eine Einführung. Kein Wunder: Dürften für die Videospielvorlage bei den meisten Spielern 80 Stunden nötig gewesen sein, um das Ende zu sehen, standen hier gerade mal 90 Minuten zur Verfügung. Vieles, was das Spiel noch auszeichnete, fiel hier deshalb der Schere zum Opfer. So ist von den Social Links – die zu pflegenden Verbindungen mit Makotos Umfeld – wenig übriggeblieben. Und auch die faszinierende Monsterschar, welche sich aus den Mythologien der ganzen Welt zusammensetzt, hat wie schon bei Devil Survivor 2 höchstens Gastauftritte, die Ausflüge in den Tartaros-Turm sind kurz und schmerzlos.

Dafür sind die oft effektreich in Szene gesetzt, so wie die Optik aus dem Haus AIC (Vampire Princess Miyu, Now and Then, Here and There) insgesamt sehr schick ist. Man behielt die eigenwillige Farbgebung des Spiels bei, Grün, Blau und Lila dominieren die Szenen. Zusammen mit den grotesken Gestalten und einigen Absonderlichkeiten – die Menschen sind während ihrer Trance in Särgen, die Helden beschwören ihre Personas, indem sie sich selbst in den Kopf schießen – entsteht so eine wunderbar düstere Atmosphäre mit hohem Mysteryfaktor. Wer sind diese Shadows eigentlich? Was wollen die hier?

Fans der Vorlage dürfen sich zudem auf Musik des Atlus-Haus-und-Hof-Komponisten Shoji Meguro freuen, auf Originalschauplätze und -sprecher, die beliebten Kalendersequenzen und eben die Figuren. Die bleiben angesichts des Einleitungscharakters des Films naturgemäß etwas blass, vor allem Yuuki selbst entwickelt keinen wirklichen Charakter. Im Fall von Persona 3 ist das aber noch vergleichsweise entschuldbar, schließlich steht er stellvertretend für den seinerzeit vom Spieler verkörperten Helden. Und der hatte überhaupt keine vorgegebene Persönlichkeit, sodass sich die Spieler besser mit ihm identifizieren konnten. Mehr als ein Kompromiss war deshalb auch bei der Adaption nicht drin, um Fans nicht zu vergraulen. Ein wirkliches Ende hat Spring of Birth wie gesagt nicht, da bleibt nur auf die weiteren Veröffentlichungen zu hoffen. Immerhin dürfen Besucher des peppermint anime festivals 2016 schon einmal den direkten Nachfolger Persona 3 The Movie: #2 Midsummer Knight’s Dream sehen und ein bisschen mehr über die unheimlichen Vorgänge erfahren.



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„Spring of Birth“ hat die undankbare Aufgabe, ein 80-Stunden-Videospiel in einen Film packen zu müssen. Mehr als Einleitungscharakter hat das nicht, auf diverse Elemente der Vorlage muss der Zuschauer dann auch verzichten. Dafür überzeugt der Anime durch seine düstere und sehr mysteriöse Atmosphäre, die neugierig darauf macht, was in den Folgefilmen noch kommt.
7
von 10