Road Games
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Road Games

(„Fausse route“ directed by Abner Pastoll, 2015)

Road Games
„Road Games“ läuft ab dem 5. Dezember im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights

Hält in diesem Land denn keiner an? Verzweifelt hält der junge Engländer Jack (Andrew Simpson) Ausschau nach Menschen, die ihn mitnehmen. Vergeblich, denn seitdem ein Serienkiller in der französischen Provinz sein Unwesen treibt, wird vor Anhaltern gewarnt. Das Glück scheint sich aber nach einigen frustrierenden Erlebnissen zu wenden, doppelt sogar: Er lernt die reizende Véronique (Joséphine de La Baume) kennen und trifft auf den freundlichen Grizard (Frédéric Pierrot). Der bietet sich nicht nur an, beide ein Stück mitzunehmen, sondern lädt sie auch dazu ein, bei ihm und seiner Frau Mary (Barbara Crampton) zu übernachten.

Vier Menschen in einem abgelegenen Haus, draußen treibt sich ein Serienmörder herum. Aber ist er wirklich da draußen? Road Games lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass Vertrauen zwar eine schöne Sache ist, aber ganz böse enden kann, wenn man dabei an die falschen Leute gerät. Und falsch scheint hier jeder irgendwie zu sein. Der freundliche, etwas naiv wirkende Jack soll eindeutig als Identifikationsfigur aufgebaut werden, macht sich aber durch seine nicht ganz glaubwürdigen Geschichten über gestohlenes Gepäck und seinen Aufenthalt in Frankreich verdächtig. Auch Véronique vermeidet es nach Möglichkeit, mehr über sich und ihr Vorleben zu reden, über den Grund, allein durch Frankreich zu trampen. Da ist Grizard schon redseliger, zeigt aber immer wieder aggressive Tendenzen. Mary wiederum ist ein nervliches Wrack. Und dann wäre da noch eine mysteriöse fünfte Person, die angefahrene Tiere sammelt.

Genug Alternativen bietet der Film also, versucht auch nach Möglichkeit, den Zuschauer im Dunkeln tappen zu lassen. Das gelingt aber trotz kleiner Taschenspielertricks nur zum Teil: Wer ein bisschen Genreerfahrung mitbringt und aufmerksam zuschaut, wird schon früh ahnen, was hier eigentlich gespielt wird. Zu früh. Spannend ist Road Games deshalb weniger, das intendierte Gefühl der ständigen Bedrohung und der Paranoia will sich irgendwie nicht so richtig einstellen. Da spielte The Invitation kürzlich doch deutlich geschickter mit den Ängsten und subjektiven Wahrnehmungen.

Schlimmer noch aber ist, dass die Geschichte an sich so wenig überzeugt. Spannung und Rätselhaftigkeit sollen hier wieder einmal durch kaum nachvollziehbare Handlungen erkauft werden. Einiges davon ergibt im Rückblick, sobald die Katze dann doch mal aus dem Sack ist, Sinn, vieles aber auch nicht. Vor allem zum Ende hin türmen sich die Absurditäten, man sieht vor lauter Logiklöchern den Boden kaum mehr. Das mag man unterhaltsam finden, wenn man Road Games als Komödie auffasst. Als Thriller jedoch, der seine Protagonisten mit einer nachvollziehbaren Gefahr konfrontieren möchte, versagt der Film zuletzt.

Dabei hat der Beitrag von den Fantasy Filmfest White Nights, wo der Film ab 5. Dezember zu sehen ist, eigentlich eine Menge zu bieten. Schauspieler, die mehr zeigen als den üblichen Genrestandard zum Beispiel. Traumhafte, sonnendurchflutete Landschaftsaufnahmen, die in einem starken Kontrast zum verborgenen blutigen Treiben stehen. Vor allem aber spielt Regisseur und Drehbuchautor Abner Pastoll sehr schön mit der Sprache: Ein nur wenig sprachbegabter Engländer umringt von Franzosen, das unterstreicht die Hilflosigkeit seiner Situation. Anders als so oft beim Aufeinandertreffen zweier Sprachgruppen wird auch wirklich Wert gelegt auf die Kommunikationsschwierigkeiten und nicht einfach tadellose Sprachkenntnisse durch einen Akzent verwässert. Jeder ringt hier mal um Worte, es herrscht ein ständiges Kauderwelsch aus Englisch und Französisch. Das sorgt dann nicht nur für die Authentizität, die die Geschichte vermissen lässt, das Sprachenwirrwarr wird auch clever eingesetzt: Viele Informationen, die der Zuschauer aus Dialogen erhält, kommen bei den Protagonisten nur gefiltert und aus zweiter Hand an, das Rätselraten erhält damit auch noch eine sprachliche Dimension.



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In einer wunderschönen Szenerie treibt ein Serienmörder sein Unwesen – aber wer? Erfahrene Zuschauer werden hier recht früh wissen, wo der Hase langläuft, „Road Games“ ist nicht allzu spannend, später auch sehr unglaubwürdig. Dafür gefallen die Schauspieler und das englisch-französische Sprachenwirrwarr.
5
von 10