(„Space Dandy – Season 2“ directed by Shinichirô Watanabe and Shingo Natsume, 2014)
Die Ziele und Hoffnungen sind groß, die Erfolge eher weniger: Wenn es nach Dandy ginge, würde er ständig in der Restaurantkette BooBies rumhängen, weibliche Rundungen bewundern und zwischendurch für die Registrierung eines unbekannten Aliens eine Menge Geld bekommen. Während er trotz akutem Geldmangel den ersten Teil seines Plans noch regelmäßig in die Tat umsetzt, scheitern er und die Crew seines Raumschiffs Aloha Oe kontinuierlich an dem letzten Punkt. Und das obwohl sie ihre Reise an die seltsamsten Orte des Weltraums führt, wo sie den seltsamsten Kreaturen begegnen.
Never change a winning team, heißt es so schön. Und das trifft auch dann zu, wenn das Team aus einer Reihe von Verlierern besteht. Schließlich machte das von Anfang an den Reiz von Space Dandy aus: Hier begleiten wir keine kampferprobten Superhelden, die in jeder Mittagspause die Welt retten, sondern einen eitlen Pofetischisten, einen staubsaugerähnlichen, veralteten Roboter und Meow, der aussieht und heißt wie eine Katze, sich oft auch wie eine verhält, aber doch eine außerirdische Rasse ist. Dass das nicht die beste Voraussetzung ist für epische Abenteuer ist klar, die Animeserie ist tendenziell eher eine Parodie auf klassische Space Operas, will in erster Linie ihre Zuschauer zum Lachen bringen.
Insgesamt ist sie dabei auch recht erfolgreich, wenngleich der Humor im Vergleich zur ersten Staffel etwas heruntergeschraubt wurde. Das ist jedoch nicht zwangsweise ein Nachteil, gerade der Verzicht auf die eher eintönigen Po-Busen-Witze, die zu Beginn der Serie recht ausgeprägt waren, wertet Space Dandy eher auf als ab. Ohnehin sind die neuen 13 Folgen noch einmal abwechslungsreicher geworden als der in der Hinsicht eh schon starke Animeauftakt. Gleichgeblieben ist nämlich der Anthologiecharakter der TV-Produktion. Soll heißen: Die Hauptfiguren waren für jede Episode vorgegeben, was die einzelnen Regisseure und Drehbuchautoren draus machten, war ihnen jedoch völlig überlassen. Die wurden dann auch jede Runde ausgetauscht, Satoshi Saga (Green Legend Ran, Armitage III) und Sayo Yamamoto (Michiko to Hatchin) von Staffel 1 sind wieder mit dabei, neu im Team war unter anderem Masaaki Yuasa (Mind Game, Ping Pong). Und sie alle durften ihrer Kreativität völlig freien Lauf lassen, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, ob die eigene Folge inhaltlich oder stilistisch zu denen der anderen passt.
Dieser Kreativfreischein hat wie schon zuvor Vor- und Nachteile zur Folge. Gerade die Kombination der unterschiedlichsten Herangehensweisen und Ideen ist einmalig. Wo sonst bekommt man High-School-Musicals, Disco-Wettbewerbe, Alternativgalaxienfäden, Teleporttaschenlampen und mehrdimensionale Eifersüchteleien in weniger als fünf Stunden, von den vielen bizarren Kreaturen einmal ganz abgesehen? Alleine deshalb schon dürften seinerzeit viele Zuschauer dabeigeblieben sein, angetrieben von der Neugierde, auf welche verrückten Ideen man in der nächsten Folge wohl kommen würde. Allerdings muss man dadurch erneut damit leben, dass es zwangsläufig zu qualitativen Schwankungen kommt, manche Einfälle waren dann doch besser als die anderen. Und manches Mal würde man sich auch wünschen, dass einige der eingeführten Konzepte noch weiter vertieft werden, bei kaum mehr als 20 Minuten pro Folge bleibt keine Zeit, Charaktere und Ideen auszuarbeiten, alles bleibt konzeptbedingt an der Oberfläche.
Die Serienschöpfer Shinichirô Watanabe (Cowboy Bebop, Terror in Tokio) und Shingo Natsume halten sich dieses Mal übrigens zurück. Watanabe durfte mit Folge 8 (bzw. 21) eine der düstersten und besten der gesamten Serie schreiben, die letzte Episode ist eine Gemeinschaftsarbeit des Duos. Diese war sogar abschließender, als man vielleicht erwartet hätte – in dem Kontext zumindest –, gibt eine Pseudoerklärung für die vorangegangenen Geschehnisse und lässt trotzdem die Möglichkeit für eine dritte Staffel offen. Die ist bislang leider nicht angekündigt, deutsche Fans dürfen inzwischen aber immerhin die komplette zweite Staffel auf vier Volumes verteilt kaufen. Für Freunde abgefahrener Ideen und absurden Humors ist das auch zu empfehlen, zumal die Optik des Animationsstudios BONES (RahXephon, Fullmetal Alchemist) auf hohem Niveau bleibt.
(Anzeige)